Schimmernder Rubin
unregelmäßigen Abständen befiel. Das Doppelspiel war Swanns Idee gewesen. Er hatte sie kurz nach den Russen angesprochen. Er meinte, sie sei das, was sie auch für die Russen immer gewesen war - ein Werkzeug, mit dem es sich hervorragend arbeiten ließ.
Aber dieses Mal verfolgte sie einen eigenen Plan. Sie brauchte nur dem löwenäugigen Kerl zu entkommen, der im Augenblick vor ihr saß.
Toth nahm eins der geschliffenen Tulpengläser entgegen, die Hudson gefüllt hatte. Statt jedoch sofort zu trinken, wartete sie auf ihn. Hudson nahm das zweite Glas, prostete ihr zu und führte es an seinen Mund. Toth erwiderte den Toast und ließ den kühlen, spritzigen Wein über ihre Oberlippe streichen. Dann senkte sie das Glas und kostete mit der Zungenspitze die Flüssigkeit, die an ihrem Mund klebengeblieben war.
»Vermutlich ist die Trennscheibe sowohl geräuschundurchlässig als auch kugelsicher?« fragte sie.
Hudsons dünne Lippen verzogen sich ein wenig. Er lehnte sich in seinem Sitz zurück und betrachtete das Glas, dessen Stiel er zwischen Daumen und Zeigefinger hielt.
»Ich habe genügend Feinde«, sagte er. »Wie jeder mächtige Mann. Und ich treffe so viele Sicherheitsvorkehrungen wie möglich.«
»Das tue ich ebenfalls.«
Hudson warf einen kurzen Blick auf Swanns Hinterkopf. »Haben Sie noch mehr derartige Vorkehrungen getroffen?«
Toth machte es sich bequem und streckte ihre langen Beine aus. Die scharlachroten Sandalen hoben sich glühend von der glatten, dunklen Haut ihrer Füße ab. Sie trug keine Strümpfe, da sie es nicht nötig hatte, ihre Haut zu übertünchen, die von Natur aus perfekt war.
»Einer von diesen Typen reicht für so einen Job«, sagte sie.
Sie rückte Hudson ein bißchen näher und legte ihren Ellbogen auf die Armlehne zwischen ihnen. Dann nippte sie lässig an ihrem Champagner und ließ die schäumende Flüssigkeit einen Augenblick auf ihrer Zunge ruhen, ehe sie durch ihre Kehle rann.
Mit jedem ihrer Atemzüge wurde Hudsons Blick auf die tiefe, verführerische Spalte zwischen ihren Brüsten gelenkt. Heute trug sie kein Spitzenhemd, nur einen dünnen BH, eine fast durchsichtige Bluse und eine Kette mit lüsternen karminroten Gesichtern, die jeden Moment Plastikzungen in ihren Ausschnitt zu schieben drohten.
»Jamie aus dem Spiel auszuschließen wird Ihnen auch nichts nützen«, sagte sie leichthin. »Und mich auszuschließen wird Ihnen verdammten Ärger mit den Russen bringen. Sie haben mehr Geld als der liebe Gott, warum transferieren Sie also nicht einfach sechs Millionen auf dieses Nummernkonto und verabschieden sich dann von uns?«
Toth reichte Hudson ein Stück Papier, auf dem eine Kontonummer stand. Er warf nur einen flüchtigen Blick darauf.
»Sechs?« fragte er. »Bisher war die Rede von drei.«
Wie Toth überrascht feststellte, klang seine Stimme eher amüsiert als ärgerlich.
»Bedenken Sie die Inflation«, sagte sie lässig. »Morgen werden es neun Millionen sein.«
»Um so viel Bargeld zu kriegen, braucht man Zeit.«
»Bargeld?« Toth lachte. »Wirke ich tatsächlich so dumm? Ich will eine telegraphische Überweisung, Baby. Von einer Ihrer hiesigen Firmen an eins Ihrer brasilianischen Unternehmen, und von dort auf eine Bank in Panama. Eine Routineangelegenheit. So etwas machen Sie doch am laufenden Band.«
Hudson schüttelte traurig den Kopf und pfiff durch die Zähne.
»Ihre sozialistischen Freunde wären von Ihnen enttäuscht, wenn sie wüßten, was Sie da treiben«, murmelte er.
»Vielleicht. Aber vielleicht würden sie auch versuchen, ein Stück von dem Kuchen abzubekommen.«
»Es kümmert Sie nicht, ob sie es herausfinden?«
»Baby, meinetwegen können Sie einen Bericht über die ganze Sache auf roten Stoff drucken und ihn dann von jedem Fahnenmast in Osteuropa wehen lassen. Ich weiß genug über meine sozialistischen Freunde, damit die die Mäuler selbst dann noch halten, wenn die Hölle zu Eis gefriert.«
Hudson wandte sich ab und betrachtete abermals Swanns Hinterkopf. Die wettergegerbte, straffe Haut seines Halses, das leichte Zucken der Sehnen, die kräftigen Nackenmuskeln und die deutlich sichtbaren Blutgefäße verrieten einen Mann, der bestimmt nicht gezwungen war, seine Seele zu verkaufen, nur um körperlich fit zu sein.
Sein eigener Körper litt unter diesem Vergleich, das konnte Hudson nicht bestreiten. Andererseits besaß er etwas, das Swann nicht besaß. Macht. Und er hatte in den letzten vierundzwanzig Stunden genug über Toth in
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