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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Erfahrung gebracht, um zu wissen, was ihr wirklich gefiel und wie es ihr wirklich gefiel.
    Wortlos drehte Hudson sich wieder zu der Frau um, deren ursprüngliche Sinnlichkeit ihn jedes Mal überraschte, wenn er sie sah. Während er sie beobachtete, zog Toth zwei zusammengefaltete Blätter aus dem vorderen Fach ihrer Ledertasche. Sie hielt ihm die Papiere hin.
    Hudsons Augen flackerten von der Frau zu den Papieren, kehrten dann jedoch zu ihr zurück.
    »Ich brauche die Beweise nicht mehr, die Sie gegen mich in der Hand haben«, sagte er. »Ich glaube Ihnen.«
    »Einfach so?«
    Er lachte leise. Das trockene, rasselnde Geräusch klang wie die Bewegung einer Schlange, die sich durch tote Blätter schob.
    »Wohl kaum«, sagte er. »Ich habe Erkundigungen eingezogen. Ich fragte mich, ob die Verleger, die Ihre Geschichten kaufen, vielleicht ein Interesse daran hätten zu erfahren, dass die Dokumente, die Sie benutzen, oft direkt von einem feindlichen Geheimdienst kommen.«
    Toth verzog keine Miene. Als Journalistin arbeitslos zu werden, wäre ihr geringstes Problem, wenn sie Hudson dazu bekäme, das Geld auf ihr Konto in Panama zu transferieren.
    »Ich sehe schon die Schlagzeile vor mir«, fuhr Hudson fort. »Reporterin ruinierte Top-FBI-Agenten und gewann Pulitzerpreis mit gefälschten Dokumenten des KGB!«
    Zu seiner Überraschung lachte Toth.
    »Journalisten schreiben nie übereinander, Baby«, klärte sie ihn auf. »Wenn man einen verurteilt, verurteilt man nämlich gleich alle anderen mit.«
    »Vielleicht stellen Sie eine Ausnahme dar.«
    »Das einzige, was Sie gegen mich in der Hand haben, ist das Geschwätz Ihrer russischen Freunde. Sie haben nicht die Sorte Beweis, die ein Reporter verlangen würde, ehe er eine Journalistin meines Rufs auseinandernimmt. Aber ich habe derartige Beweise gegen Sie in der Hand.«
    Sie wedelte mit den Papieren, die sie hielt.
    Widerwillig löste Hudson den Blick von ihren Brüsten und schaute auf die zusammengefalteten Blätter.
    »Ich sollte sie mir wenigstens einmal ansehen«, sagte er. »Wenn auch nur aus dem Grund, dass ich gern wüßte, von welcher Qualität diese Dokumente sind.«
    Er stellte das Tulpenglas in einen samtgefütterten Halter und durchblätterte den Packen.
    »Wahrscheinlich haben Sie noch mehr davon«, sagte er.
    Diese beiläufige Bemerkung war ein von einem Meister seines Fachs ausgeworfener Köder. Hudson bemerkte trotz Toths maskenhafter Miene einen unmerklichen Schatten. Zufrieden, eine Schwachstelle gefunden zu haben, lehnte er sich zurück, um sich die Papiere anzusehen.
    Natürlich waren es Kopien, aber Hudson merkte sofort, dass die Originale, wo auch immer sie sich befanden, vollkommen echt waren. Die Landessiegel an den Rändern, der Briefkopf mit den endlosen Titeln und Initialen, der fast ebensoviel Platz brauchte wie der Text, die achtstellige Urkundennummer - alles entstammte der erdrückendsten Bürokratie, die es außerhalb von China je gegeben hatte.
    Am überzeugendsten war der umständliche Prosastil des Textes selbst. Die sowjetischen Geheimdienstleute waren einst Meister der Abschwächung gewesen. Sie hatten es hervorragend verstanden, Analysen zu vermeiden, die sich als falsch erweisen könnten, und sie hatten niemals etwas geäußert, was zu einem späteren Zeitpunkt gegen sie verwendbar gewesen wäre. Das Verfassen von Berichten hatte einen wichtigen Teil der Ausbildung beim KGB dargestellt.
    Das Dokument, das Hudson in Händen hielt, enthielt keine Analyse, keine Schlußfolgerung, nur Tatsachen. Es war eine chronologische Aufzählung einer Reihe internationaler telegraphischer Banküberweisungen, die von einem Schweizer Nummernkonto ausgingen und auf einem panamaischen Nummernkonto landeten.
    Hudson wußte aus persönlicher Erfahrung, dass der Inhaber des Schweizer Kontos der Leiter des Geheimdienstes eines kleinen, äußerst ehrgeizigen Landes im Mittleren Osten war. Als jüngerer Bruder des Präsidenten dieses Landes war er gleichzeitig Blutsverwandter, Laufbursche und oberster Henker.
    Der ältere Bruder galt in den zivilisierten Ländern als vogelfrei. Außer dass er zu politischen Erpressungen und Diebstählen neigte, hatte er noch Millionen Dollar in die Entwicklung einer chemischen und bakteriologischen Kriegsmaschinerie gesteckt, die größer war als jede andere des Planeten Erde.
    Ein wichtiger Bestandteil dieser Maschinerie hatte ein Labor für die Bakterienzucht mitten in der Wüste werden sollen. Es war auf dem neuesten Stand

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