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Schischkin, Michail

Schischkin, Michail

Titel: Schischkin, Michail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venushaar
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schon eine Ewigkeit nicht mehr, was
mich beschämte. Aljoscha sagte, der Gedanke, dass andere im Krieg seien,
während er es sich im Hinterland gemütlich mache, quäle ihn sehr. Er ist ausgemustert.
Sein Großvater mütterlicherseits sei Deutscher, erzählte er noch.
    Ich hatte
früher keine Vorstellung, was ein echtes, starkes Gefühl ist! Jetzt liebe ich.
Jetzt ist es echt, das weiß ich.
    12.          Oktober
1915. Montag
    Shenja
macht Ljalja demonstrativ den Hof - mir zum Hohn. Soll er. Ich kann darüber nur
lachen.
     
    13. Oktober
1915. Dienstag
    Heute hat
Aljoscha gesagt, dass er an die Front will. Mich grauste. Er will als
Freiwilliger gehen. »Ich habe kein Recht, unbefleckt zu bleiben in dem
allgemeinen Dreck.« Ich habe Angst.
     
    15.
Oktober 1915. Donnerstag
    Heute habe
ich Mama endlich gesagt, dass ich Schauspielerin werden will und nach dem
Gymnasium an die Moskauer Schauspielschule gehe. Zuerst war sie sprachlos, dann
brach es aus ihr hervor. Ich solle ja nicht glauben, dass sie mich gehen lasse,
brüllte sie, die Strudel des Bohemelebens würden mich verschlucken, so drückte
sie sich aus. Daraufhin erklärte ich ihr, dass ich das geruhsame bürgerliche
Leben, bestehend aus Lug und Trug und Langeweile, für weitaus schlimmer halte -
und dass ich mein Leben der Kunst weihen möchte. Sie stürzte zum Büfett, ihre
Tropfen holen. »Was weißt du schon vom Theater! Alle träumen davon, eine Jermolowa
oder Sawina zu werden, und was geschieht? Sie werden die Mätressen gut
betuchter Mäzene und spielen arme Bauersfrauen mit Tausendrubelringen im Ohr.
Oder Theaterschindmähren mit vierzig Rubeln Gnadenbrot!« Ich hatte gewusst,
dass sie dagegen sein würde, und war auf Tiraden dieser Art gefasst. Aber was
dann kam, das werde ich ihr nie verzeihen! Ich war schon im Gehen, da brüllte
sie mir hinterher: »Guck dich doch mal im Spiegel an! Wie kann man mit dem Aussehen
auf die Idee kommen, Schauspielerin werden zu wollen?«
    Ich bin
ein garstiger, ein abscheulicher Mensch. Denn ich hasse meine Mutter!
    Aljoschenka,
du fehlst mir gerade so sehr!
     
    17.
Oktober 1915. Samstag
    Papa ist
ein Goldstück! Mein lieber, guter, kluger Papa! Wir haben den halben Abend
zusammengesessen und geredet. Er hat gesagt, ich darf Stunden bei der
Kolzowa-Seljanskaja nehmen, er bezahlt es! Ich darf es nur nicht der Mutter
verraten. Mein wunderbarer Papa, ich liebe dich sehr! Am Dienstag ist die erste
Stunde.
     
    18.
Oktober 1915. Sonntag
    Heute bin
ich zu spät zur Probe losgegangen, gespurtet wie verrückt, gestolpert - und
das Textbuch klatschte zu Boden. Hilfe! Ich mich natürlich gleich draufgesetzt
- mitten auf dem schmutzigen Trottoir. Die Leute haben mich angeguckt wie eine
arme Irre. Ich aber saß da und musste verschnaufen, bevor ich aufsprang und
weiterlief. Und ich war fast pünktlich!
    Aljoscha
sah heute sehr schlecht aus. Hat sich erkältet, nieste immerzu. Ich wollte ihn
nach Hause schaffen, aber er hat tapfer bis zum Ende der Probe durchgehalten.
    Katjas
Viktor spielt Dobtschinski und Bobtschinski - das ist der Einfall unseres
Regisseurs, beide vom selben Akteur spielen zu lassen. Viel muss Viktor gar
nicht spielen - er ist Bobtschinski
und Dobtschinski in einer Person.
    Die
Ogloblina ist bis über beide Ohren verliebt in Kostrow - errötete wieder
andauernd, verhaspelte sich im Text. Kostrow hielt es am Ende nicht mehr aus
und explodierte, kam auf die Bühne gerannt, brüllte sie an: »Du trittst hier
auf - wo kommst du her, frage ich dich? Aus welchem Leben? Was geschah hinter
den Kulissen? Was tatest du dort? Schliefst du? Dann komm gefälligst
verschlafen heraus, mit schlurfenden Pantoffeln, schleifenden Rockschößen! Du
hattest ein Leben hinter der Bühne - bring es mit!« Sie natürlich gleich in
Tränen aufgelöst. Er musste sie um Vergebung bitten. Fiel sogar auf die Knie,
als sie sich anschickte, ganz zu gehen. Ein Irrenhaus!
     
    19.
Oktober 1915. Montag
    Mit
Aljoscha im Renaissance gewesen. Interessanter Film, aber wenn man ihn
nacherzählen will, kommt Blödsinn heraus. Der Bildhauer Mario hat eine Braut,
trifft sich aber noch mit seiner Exgeliebten Stella. Aus der Hochzeit wird
nichts, und Mario in seiner Verzweiflung geht ins Kloster. Dort arbeitet er an
einer Statue. In dieser Zeit taucht eine fröhliche Gesellschaft im Kloster auf,
der Stella angehört. Sie erkennt Mario und versucht ihn zu verführen: »Ich
sehe, du kannst mich nicht vergessen. Die Züge der Statue sind doch meine!«

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