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Schischkin, Michail

Schischkin, Michail

Titel: Schischkin, Michail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venushaar
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wir tatsächlich nur ein Atom im Auswurf eines Grauen sein und im
Begriff, zum Teufel zu fliegen, auch in diesem Rotzuniversum eine Katze im
Fenster sitzt und mit der Pfote Schneeflocken fängt. Und auch in dieser Welt
gibt es einen Talmud, der davon erzählt, wie ein Kalb zu einem weisen Mann kam,
traurig darüber, dass man es schlachten wolle, und der Weise sagt zu ihm: Geh,
wohin man dich führt - dazu bist du geschaffen.
    Antwort: Was denn
für ein Katze? Was soll das alles heißen?
    Frage: Das soll
heißen, dass zuerst ich der Altgediente bin, und Sie sind der Dachs, und
nachher ist es umgekehrt: Sie sind altgedient, ich bin Frischling. Und jemand
muss uns Spunden ja zeigen, wo es langgeht! Die Sprache des Schicksals, sein
Gurren, will erst einmal verstanden sein! Sind wir doch blind von Geburt an,
sehen nichts, können den Zusammenhang der Ereignisse, die Verbundenheit der
Dinge nicht erfassen - so stößt der Maulwurf, wenn er seinen Gang gräbt, gegen
dicke Wurzeln und hält sie für unüberwindlich, die Krone, die von diesen
Wurzeln genährt wird, geht über seine Vorstellung. Genauso kann sich der Trupp,
der da im Eilmarsch, mit vollem Sturmgepäck, mitten im schneelosen Winter den
Waldweg entlangzieht und einzelne nackte Äste aus dem Frühnebel hervortauchen
sieht, die Krone nicht vergegenwärtigen: ihre Herbstfärbung, den Wind, das
Rascheln ihres Laubes und dass sie wie ein Paar Lungen aussieht. Wirbeltiere
und wirbellose Tiere reagieren auf ihre Umwelt verschieden - Erstere erhöhen
ihre Temperatur, wenn die Umgebungstemperatur fällt, und frieren trotzdem;
Letztere leben in beständiger Harmonie mit ihrer Umwelt, werden zu Eis, wenn
der Winter anbricht, und tauen wieder auf, wenn es an der Zeit ist. Man muss
warten können, sich gedulden, bis man »Vize« ist und von da an nicht mehr
verprügelt wird, und ist man erst Abgänger, werden einem selbst die Hemden gewaschen,
die Kragenbinden eingenäht, die Stiefel geputzt, die Fersen gekrault. Im
Speisesaal packen wir uns die Teller so voll es geht, und was wir nicht
schaffen, lassen wir stehen, freilich nicht ohne vorher hineingerotzt zu haben,
damit es die Dachse, die noch so wenig von der Liebe wissen und schon so viel
vom Hass, trotz Kohldampf verschmähen. Und setzt sich einer von den Spunden in
unserem Beisein auf den einzigen Schemel in der Putz- und Flickstube, dann
lassen wir den Gummizug gegen den Bauch klatschen und sagen: Ha, welch eine
Beleidigung für einen Abgänger, und darum hat gefälligst jeder herzukommen und
dem Tölpel in die Fresse zu spucken. Und keiner wird es wagen, sich uns zu
widersetzen, ein jeder kommt und spuckt. Und darauf beruht das ganze fliegende
Spuckeuniversum - sonst müsste die Welt zusammenbrechen, auseinanderrutschen,
vom Winde verweht wie ein Stapel beschriebenes Papier über das Parkett.
    Antwort: Muss das
sein?
    Frage: Es ist
schließlich eine Initiation. Das Wunder der Verwandlung einer pickligen Raupe
in einen perlmuttfarbenen Schmetterling! Die Aufnahme in die seltsame,
unergründliche Welt der Erwachsenen! Das Ritual der Männlichkeit, das Sie
durchlaufen müssen, um dieses Mysterium hernach durchs ganze Vaterland zu
tragen, in alle Garagen, alle Betten hinein. Durch Spucken, Pissen, Furzen - na
und? Jede Kultur hat ihre speziellen Hürden für werdende Männer. Da seid ihr
nicht die Ersten und nicht die Letzten, die es traf. Kein anderer als Tacitus
berichtet, im Stamme der Chatten habe ein Spund sich weder Kinn noch Oberlippe
rasiert, ehe er nicht seinen ersten Feind getötet. Bei den Taifalen und
Herulern hätten Sie keine Frau berühren dürfen, ohne zuvor einen Eber mit
bloßen Händen erlegt zu haben! Und da können Sie noch von Glück reden, dass
Ihnen nicht zwischen den Beinen herumgeschnippelt wird wie bei manchen anderen.
Auf Sumatra werden die Jungen nicht nur beschnitten, sondern aufgeschlitzt - sie
kriegen einen Schnitt in die Unterseite der Harnröhre, wonach sie wie die
Frauen nur noch im Sitzen pinkeln können. Ganz klar, wozu das alles: Die jungen
Krieger sollen ihre menschlichen Züge abschleifen und zu höheren Wesen -
Wölfen, Bären oder Wildhunden - werden. Alles halb so schlimm also. Ein
bisschen Qual muss sein. Entscheidend ist etwas anderes.
    Antwort: Nämlich?
    Frage: Schönheit.
    Antwort: Das
Klatschen von Hosengummi am Schmerbauch - was soll daran schön sein?
    Frage: Wissen Sie
noch, wie die Soldaten auf dem Hof des Krankenhauses mit einem ramponierten
Gummiball Fußball

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