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Schischkin, Michail

Schischkin, Michail

Titel: Schischkin, Michail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venushaar
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Augenblick gerne einen vertrauten Menschen neben mir gehabt,
ihm zuraunen wollen: Sieh nur, die Äpfel leuchten im Dunkeln, als trügen sie
das Licht in sich!
    Die
Gedanken schweiften. Ich musste daran denken, wie Mascha und ich zu Ostern in
Chamowniki waren. In den Kirchen großes Gedränge, es gibt ja kaum noch welche.
Durch die vielen Menschen und Kerzen war es furchtbar stickig. Ich stand von
allen Seiten eingezwängt, mir wurde schlecht, ich fühlte Panik. Mit Mühe
schaffte ich es ins Freie.
    Auf den
Straßen war anschließend viel los, die Theater boten zum Ostersamstag
Zehn-Uhr-Vorstellungen an, die Kinos spielten die Nacht durch - alles nur, um
das Volk von den Kirchen abzuhalten.
    Während
wir nach Hause gingen, klang in meinen Ohren immer noch der zauberhafte
Ostergesang: Christus ist auferstanden von den Toten, durch den Tod hat er den
Tod besiegt... Auf einmal wollte Mascha von mir wissen, ob ich an die künftige
Auferstehung der Toten glaube. »Ich zum Beispiel glaube an Gott, aber nicht an
die Auferstehung«, sagte sie. »Aber warum denn nicht, Mascha?« - »Ich glaub es
nicht, und fertig. Meine selige Großmutter, die war zuletzt ganz alt und
klapprig, soll sie etwa so zum ewigen Leben auferstehen? Man müsste demnach
alles daransetzen, jung zu sterben. Nein, das sind doch alles Märchen!«
    Und wenn
schon, mein liebes Maschalein. Und wenn!
    Hat Gott
einem jeden sein eigenes Leben geschenkt, so wird er auch für seine ganz
besondere Auferstehung sorgen!
    Hat Gott
das eine Wunder vollbracht und mir dieses flüchtige, schnell vergängliche Leben
beschert, so wird ihm etwas einfallen, wie er mir das andere, bleibende
verschafft. Und auch in ihm wird es eine Osternacht geben. Und diesen Abend
heute, nachdem der Regen aufgehört hat. Und eine auferstehungsungläubige Mascha,
die nun schon oben in ihrem Kämmerchen liegt und grunzt. Und einen Iossif
irgendwo in der Stadt, wer weiß bei wem. Und meine Mama oben in ihrem Zimmer,
wo Licht brennt, wahrscheinlich liest sie noch. Und einen Papa. Und meinen
Kleinen. Und alle, alle, alle sind sie da.
     
    Heute
Morgen kam Iossif an mit allerlei Delikatessen aus dem Feinkosthaus Jelissejew,
wir genehmigten uns ein langes Frühstück unterm Flieder. Gaben Mascha von den
Austern zu kosten - sie hat gespuckt. Das erinnerte mich an die Ananas von Alexandrows.
Sie hatten ihrer Haushaltshilfe eine Ananas geschenkt für ihre Verwandtschaft
auf dem Dorf, dort wussten sie nichts damit anzufangen und kochten eine Suppe
daraus.
    Als Mascha
losgegangen war, im Laden bei der Bahnstation einkaufen, brachte Mama die Rede
darauf, dass das Hausmädchen uns bestiehlt. Man dürfe ihr das nicht durchgehen
lassen und so weiter. Iossif trat für Mascha ein: Das von ihr zurückgebrachte
Wechselgeld zähle er niemals nach - wenn sie etwas genommen habe, dann aus der
Not, Gott sei mit ihr.
    Ob er etwa
mit ihr schläft?
    In Moskau
sei es so schwül, man bekomme keine Luft, berichtete er, so einen heißen
Sommer habe es lange nicht gegeben. Die Absätze hinterlassen Spuren im Asphalt.
Er schimpfte über das neu eröffnete Hotel Moskau. Das beste der Welt, heißt es
in den Zeitungen, aber in Wirklichkeit sei alles wie immer: Von außen luxuriös,
Marmor, Malachit und Jaspis - aber auf den Zimmern klemmen die Schübe in den
Kommoden, die Badtür schließt nicht, und die Wanne hat keinen Stöpsel, man darf
sich etwas einfallen lassen, womit man sie zustopft.
    Er hat
dort immer ein paar Zimmer für Gäste reserviert, und ich weiß, dass er seine
Geliebte aus dem Variete dort empfängt. Gerechterweise muss ich zugeben, dass
er niemals eine nach Hause anschleppen würde, in unser Bett. Das ist ja schon
etwas. Obwohl: In unser Bett - was heißt das schon. Unser Bett, das gibt es gar
nicht.
    Iossif
hintergeht mich seit Langem. Ins Gesicht hat er mir immer wieder gesagt, dass
da keine andere wäre, dabei spürte ich es sofort. Soll ich ihm glauben oder
nicht?, habe ich mich gefragt. Glauben natürlich!, suchte ich mich selbst zu
überreden. Einem geliebten Menschen muss man doch eine Chance geben, die
Wahrheit zu sagen. Aber was immer er mir erzählte - ich konnte es nicht glauben
und tat, als glaubte ich es. Selbst wenn er die Wahrheit sagte, glaubte ich ihm
nicht. Nur wenn er mir vorlog, er liebe mich, mich ganz allein, da glaubte ich
ihm.
    Ich war
extra im Variete, mir die dreißig Moscow Girls unter Leitung des impotenten
Kasjan Golejsowski ansehen. Alles ausgesuchte Schönheiten im

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