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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Menschen.«
    »Nein. Ich hatte geglaubt, ich könnte mich zu einem andern machen ... ich dachte, wenn du erst einmal tot bist, du - und ja, auch Vera, dann könnte ich eine saubere Platte sein, tabula rasa , sozusagen, eine Maschine zur absolut reinen, unvermischten Erreichung unserer ehrgeizigen Ziele ... Ein tödliches Geschoß, abgeschossen in das Hirn der Geschichte ... Ich mühte mich, Macht über die Liebe zu gewinnen. Ich wollte alles in festen Eisenketten verankert haben. Und ich versuchte sie, diese eiserne Bindung. Aber das Eisen zerbrach zuerst.«
    »Ich verstehe dich«, sagte Lindsay. »Auch ich habe erfahren müssen, wie stark Pläne uns binden. Auf mich wartet,das ehrgeizige Ziel meines Lebens auf Europa.« Er hob die Broschüre auf. »Wir könnten es teilen. Wenn du das willst.«
    »Ich sagte dir doch in meiner Botschaft, daß ich mich auf den Tod vorbereite«, sagte Constantine. »Du willst immer den Dingen ausweichen, Abélard. Wir haben eine lange gemeinsame Strecke hinter uns, viel zu lang für Worte wie Freund oder Gegner ... Ich wüßte nicht, als was ich dich bezeichnen soll. Aber ich kenne dich. Ich kenne dich besser als irgendwer sonst, sogar besser als du selbst. Wenn du den wirklichen ... Akt vollziehen sollst, wirst du dich drücken. Ich weiß, du wirst das tun. Du wirst - deine Europa nie sehen.«
    Lindsay senkte den Kopf.
    »Es muß ein Ende haben, Abélard. Ich habe mir die Welt zum Maßstab gesetzt, und deswegen lebte und überlebte ich. Und ich habe einen langen Schatten geworfen. Oder nicht?«
    »Ja, das hast du, Philip.« Lindsays Stimme klang erstickt. »Sogar als ich dich am tiefsten gehaßt habe, war ich noch stolz auf dich.«
    »Aber mich über Leben und Tod hinwegsetzen zu wollen, so als könnte ich ewig weitermachen ... Darin ist nichts, was Würde bewiese. Was sind wir schließlich schon für das Leben? Wir sind nur winzige Funken.«
    »Ja. Aber Funken, die ein Freudenfeuer entzünden könnten. Vielleicht.«
    »Ja. Europa ist dein flammender Triumph, und ich beneide dich darum. Aber wenn du nach Europa zurückkehrst, dann wirst du dich dort selbst verlieren. Und das, das würdest du nicht ertragen.«
    »Aber du , du könntest es tun, Philip. Es könnte alles dir gehören. Deine Leute werden dort sein. Der Constantine-Clan.«
    »Meine Familie? Ja. Du hast sie kooptiert.«
    »Ich brauchte sie. Ich brauchte eure Genialität... Und sie sind freiwillig zu mir gekommen und gern.«
    »Ja ... Der Tod besiegt uns alle am Ende. Aber unsere Kinder sind unsere Revanche.« Er lächelte. »Ich habe mich angestrengt, sie nicht zu lieben. Ich wollte, daß sie so werden wie ich, ganz stählern und kantig. Aber ich habe sie trotzdem geliebt... und nicht, weil sie wie ich gewesen wären, sondern weil sie anders waren als ich. Und das Kind, das mir am unähnlichsten war, das liebte ich am innigsten.«
    »Vera.«
    »Ja. Ich schuf sie aus den Proben, die ich hier in der Republik gestohlen hatte. Winzige Hautschuppen. Genmaterial von denen, die ich liebte ... «
    Er schaute Lindsay bittend an. »Was kannst du mir von ihr erzählen, Abélard? Wie ist sie, deine Tochter?«
    »Meine Tochter ...«
    »Ja. Du und Vera, ihr wart ein großartiges Paar ... Es erschien mir als schandbar, daß der Tod dich und sie zur Kinderlosigkeit verdammen sollte. Doch, ja, ich liebte Vera auch; ich wollte ihr Kind behüten. Ihr Kind und das des Mannes, den sie sich erwählte. Darum habe ich eure Tochter geschaffen. Habe ich unrecht gehandelt, das zu tun?«
    »Nein«, sagte Lindsay. »Leben ist größer.«
    »Ich habe ihr alles mitgegeben, was ich nur konnte. Wie geht es ihr jetzt?«
    Lindsay fühlte sich etwas schwindlig. Der Robopfleger unter ihm schob ihm eine Injektionsnadel in das gefühllose Bein. »Sie ist derzeit im Labor. Sie macht die Transformation durch.«
    »Aaach? Das ist gut. Sie trifft ihre eigenen Entscheidungen. Wie wir alle dies tun müssen.« Constantine griff unter seinen Liegestuhl. »Ich habe hier Gift. Die Pfleger haben es mir gegeben. Man erlaubt uns immerhin, unseren Tod selbst zu bestimmen.«
    Lindsay nickte. Er war nicht ganz bei der Sache, weil in diesem Augenblick die beruhigende Wirkung der Droge auf seine Tachykardie einsetzte. »Ja«, sagte er dann. » Das Recht steht uns allen zu.«
    »Wir könnten doch vielleicht gemeinsam zu der Stelle gehen, du und ich, wo sie - abgestürzt ist. Und wir könnten zusammen das - da trinken. Es reicht für zwei.« Constantine lächelte. »Es wäre

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