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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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auf.
    »Anscheinend stirbt keiner von uns«, sagte sie.
    »Ein gutes Zeichen«, sagte Lindsay und warf die Tourniquets in den Raum. »Soweit, so gut.«
    »Aaah.« Sie schloß halb die Lider. »Es haut rein. Oh, Abélard.«
    »Was fühlst du?« Er ergriff sie an der Schulter. Der Nexus von Skelett und Muskel schien unter seiner Berührung nachgiebiger zu werden. Sie atmete flach, mit geöffneten Lippen, die Augen umdunkelt.
    »Als würde ich zerschmelzen«, antwortete sie.
    Das Phenylxanthin wirkte bei ihm zuerst. Er fühlte sich königlich. »Du hast mir nichts antun wollen«, sagte er. »Wir sind aus dem gleichen Stoff, du und ich.«
    Er zog die Schleifen auf und zog ihr die Hemdbluse aus, dann schälte er ihr wie eine abgezogene Haut die Hosen von den Beinen. Die Sandalen ließ er an ihren Füßen. Seine eigenen Kleider klatschten, als er sie von sich warf. Sie schwebten, langsam kreisend, mitten in der Luft.
    Mit funkelnden Augen zog er sie an sich.
    »Hilf mir atmen!« flüsterte sie. Die Entspannungsdroge wirkte sich auf ihre Lungen aus. Lindsay faßte ihr mit der Hand unter das Kinn, öffnete ihr den Mund und versiegelte ihre Lippen mit den seinen, die er darum herumschloß. Er blies sanft und spürte, wie ihre Rippen sich an seiner Brust zu weiten begannen. Ihr Kopf rollte nach hinten;
    ihre Nackenmuskeln waren weich wie Wachs. Er umklammerte mit seinen Beinen von innen her die ihren und beatmete sie.
    Schlaff schloß sie ihre Arme um seinen Hals. Dann zog sie einen Hauch weit ihren Mund von dem seinen und hauchte: »Versuch es jetzt.«
    Er mühte sich, in sie einzudringen. Trotz seiner Erregtheit führte es zu nichts; die aphrodisiakische Kombination hatte bei ihr noch nicht durchgeschlagen, und sie war noch völlig trocken.
    »Tu mir nicht weh«, sagte sie.
    »Ich will dich«, sagte Lindsay. »Du gehörst zu mir. Nicht zu diesen anderen.«
    »Sag das nicht«, murmelte sie mit belegter Stimme. »Das da ist nur ein Experiment.«
    »Für die, vielleicht. Nicht für uns.« Das Phenylxanthin hatte ihn sicher gemacht, und in seiner Sicherheit wurde er rücksichtslos und brutal. »Die andren zählen überhaupt nicht. Sag bloß ein Wort, und ich bring jeden davon um. Ich liebe dich, Nora. Sag, daß du mich auch liebst.«
    »Das kann ich nicht.« Sie stöhnte. »Du tust mir weh!«
    »Dann sag wenigstens, daß du mir vertraust.«
    »Ich vertraue dir. So. Es ist geschehen. Bleib mal eine Weile still.« Sie umschloß ihn mit ihren Beinen, bewegte die Hüften her und hin, bis er ganz in sie eingedrungen war, und schmiegte sich an ihn. »So ist das also, Sex.«
    »Ja, kennst du das denn nicht?«
    »Doch. Einmal in der Akademie, nach einer Wette. Aber das war gar nicht so wie jetzt.«
    »Ist es dir angenehm?«
    »Ich mag es. Mach weiter, Abélard!«
    Nun war seine Neugier geweckt. »Haben sie dir auch das Lustzentrum angezapft? Ich hab das einmal mitgemacht. Eine Interrogationsbohrung.«
    »Aber gewiß haben sie das gemacht. Nur, das hatte überhaupt nichts Menschliches, das war bloße blanke Ekstase.« Sie schwitzte. »Nun mach schon, Liebster!«
    »Nein. Warte doch noch ein bißchen.« Er mußte blinzeln, als sie seine Hüften umklammerte. »Ich verstehe, was du meinst. Das ist blöd, nicht wahr? Wir sind doch schon Freunde.«
    »Ich will dich jetzt haben, Abélard! Komm schon und mach mich fertig!«
    »Wir haben uns den Beweis geliefert. Und außerdem, ich starre vor Dreck!«
    »Es ist mir verdammt egal, wie verseucht du bist! Um Himmels willen, mach endlich, beeil dich!«
    Daraufhin mühte er sich, ihr zu Gefallen zu sein, und rackerte sich fast eine ganze Minute lang mechanisch ab. Sie biß sich auf die Lippen und begann erwartungsvoll zu stöhnen und den Kopf in den Nacken zu werfen. Doch für Lindsay war es auf einmal, als hätten ekelhafte Würmer dem Ganzen den Sinn und die Bedeutung ausgesaugt. »Ich kann nicht weitermachen«, sagte er. »Ich sehe einfach keinen Sinn darin, daß wir uns die Mühe machen sollen.«
    »Dann laß mich doch einfach machen. Laß mich dich benutzen! Na, komm schon!«
    Er bemühte sich, an etwas sexuell Stimulierendes zu denken. Die gewohnte feuchtdumpfe wirbelnde Bilderwelt seiner erotischen Phantasievorstellungen kam ihm abstrakt vor und war so, als habe sie nichts mit ihm zu tun, wie das Kopulationsverhalten einer fremdartigen biologischen Gattung. Er dachte an seine Ex-Frau. Ihr Sexualverhalten war dem hier ziemlich ähnlich gewesen, ein Akt gegenseitiger Höflichkeit, eine Art

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