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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Plastikstreben hervor und ließ seine armlangen peitschendünnen Kopffühler tasten. Mit einem angeekelten Zischen riß Fazil die Hand zurück. Lindsay versuchte rasch, das Ungeziefer zu packen, verfehlte es aber.
    »Dreckig«, murmelte Fazil. »Komm, hilf mir mit dem Kopf!«
    Lindsay folgte ihm in die Werkstatt. Gemeinsam hievten und schoben sie die massive Kopfbüste in den Gang hinaus. Das war in dem engen Tunnel gar nicht so einfach. »Vielleicht sollten wir das Ding schmieren«, sagte Lindsay.
    »Paolos Gesicht wird nicht mit 'ner verpopelten Nase in die Ewigkeit eintreten«, sagte Fazil. Dann pustete er die Kerze aus und versiegelte das Atelier. Danach schob er die Skulptur vor sich her auf den Abschußring zu. Lindsay, die Kiste hinter sich herziehend, folgte ihm.
    Die Strecke war umständlich und gewunden, führte durch leergenagte Adern im Gestein, in denen schale Luft hing. Das Verladedock des Rings lag dicht an der Außenfläche des Asteroiden in einer Wandung des bedeutendsten Produktionszentrums von ESSAIRS. Dort, in nächster Nähe zum Abschußring, fertigten sie die Tarnflugzeuge an.
    Der Tarnkomplex bestand aus einem traubenförmigen Gebilde von Fermentationssäcken, die durch biegsame hydraulische Rohre miteinander verbunden waren. Vertäut waren sie mit Geiseilen, und um sie herum befanden sich Batterien von scharfschimmerndem blauen Wachstumslicht. Die Traube hing in halber Höhe, die durchsichtigen Kammern schäumten träge.
    Sie hatten die Anlage nicht gänzlich stillgelegt; das hätte ihre Wetware umgebracht. Aber die Produktion war fast auf Null gedrosselt. Die Blasebälge waren mit der Ausstoßleitung in den Abschußring abgekoppelt worden. Statt der dünnen Membranfilme über die Tarnballons, produzierten sie nun eine dichte farblose Gischt. Die Luft stank nach dem scharfen Fiebergeruch erhitzten Plastikmaterials.
    Der Roboter der Familie tat Dienst. Er hielt mitten in seinem Arbeitsprogramm inne, als Fazil mit der Kopfbüste an ihm vorbeidriftete. Als Lindsay vorbeischwebte, hockte sich der Roboter still nieder und umklammerte mit den Vordermanipulatoren fest ein Staubgebläse. Das eine mächtige Auge verschob sich und folgte mit zahnradhaftem Klicken seiner Bewegung.
    Der Roboter bestand ganz aus Draht und Gelenken, seine sechs Skelettgliedmaßen waren aus leichtgewichtigem Schaummetall. Das Ding war größer als Lindsay. Hirn und Antrieb steckten abgesichert hinter dem faßdaubenähnlichen Rippentorso. Am Vorderende gab es Sensoren und zwei lange mit Gelenken ausgerüstete Kneif- und Greifarme. Vom Hinterende sproßten vier kreuzweise angeordnete Drehgliedmaßen, die für die Arbeit in der Schwerelosigkeit so angeordnet waren. Außerdem besaß das Ding noch einen rotierenden Spindelschwanz für Bohraufgaben.
    Dem Roboter fehlte die Glätte einer Mech-Maschine, dafür aber wirkte er alarmierend lebendig. Wie ein in Bewegung gesetztes Skelett, wie ein viviseziertes Tier, das man bis auf ruckartige reflektorische Gelenkzuckungen ausgeschlachtet hat.
    Als Lindsay außer Reichweite schwebte, kam der Roboter tickend wieder in Bewegung, stieß sich von einer Wand ab und steckte die Öffnung seines Gebläses in die feuchte Röhrenöffnung eines Fermentationssacks.
    Fazil kroch über den Kopf und stemmte ihn gegen die Wand.
    Der Abschußring besaß eine Luftschleuse aus durchsichtigem Plastik. Fazil pflückte einen fest zusammengefalteten grünen Raumanzug von der Wand und schüttelte ihn aus. Er verschloß sich mit dem Reißverschluß in dem Anzug, zog den Verschluß der Luftschleusenwand auf und trat hindurch.
    Lindsay reichte ihm die Kiste.
    Fazil zog den Schleusenverschluß zu und öffnete die Ladungskammer. Ein gekrümmtes rechtwinkeliges Wandstück hob sich auf gefederten Außenscharnieren nach oben. Luft zischte in das Vakuum des Abschußrings. Die hauchdünnen Wände der Luftschleuse wurden nach außen gesogen und hingen wie Seifenschaum an einer Stützverstrebung in ihrem Innern.
    Aus dem Kasten brachen fünf gewaltige Kakerlaken und ein Schwarm kleinerer aus und krümmten die Beinchen im Vakuum. Hinter der durchsichtigen Helmscheibe stieß Fazil einen lautlosen Schrei aus. Er fuchtelte wild um seinen Kopf herum, während die Kakerlaken konvulsivisch zuckten und ihre papierdünnen Flügel verkrümmt schlugen. Die Dekompression ließ ihre Abdomina anschwellen. Aus den Verbindungsstellen an Rumpf und Gelenken drang Schaum hervor.
    Dicht vor Lindsays Gesicht klebte eine würgende Schabe am

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