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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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werden dies Nestchen hier ausnehmen. Und dann husch und ab in die Kartelle und ins feine Leben.«
    »Ihr wollt sie hier in einem Wrack zurücklassen?«
    Die Parlamentsvorsitzende zeigte ein verkniffenes Grinsen. »Wir können ihnen ja unsere Kanone dalassen. Wir werden die dort nicht brauchen, wo wir hingehen.«
    Richterin-2 berührte Lindsays sandalenbeschuhten Fuß. »Ist doch ganz leicht, Außenmann. Wir sind im Themis-Kartell, ehe du nur pieps denken kannst, und schlabbern uns randvoll in irgend so 'nem verpißten Provinznest. Wir verpassen den Mechs 'ne Maulsperre, wenn wir die Fummel da anhaben.« Sie zupfte am Schulterband ihres Plastikgewands. Ihre Hand war venenübersät. Zwei der Senatoren kicherten hämisch.
    »Wann?« fragte Lindsay.
    »Das wirst du schon erfahren. Aber inzwischen läßte mal besser den Deckel drauf!«
    »Und was ist, wenn einer von denen zu uns überlaufen will?« fragte Lindsay.
    »Na, dann bringst du sie halt mit«, sagte der Präsident.
     
    ESSAIRS XII: l-3-'17
     
    Lindsay schleppte sich durch die Dunkelheit voran und zerrte eine Ladekiste hinter sich her. Immer wieder pochte er unterwegs gegen den Fels. »Paolo! Fazil!«
    Ein Gesteinspfropfen bewegte sich knirschend zur Seite, in gespenstischem Kerzenschimmerlicht tauchte Paolo auf. Er stemmte sich bis zu den Ellbogen heraus und neigte sich Lindsay zu. »Ja? Was steht zu Diensten?«
    »Paolo, reden wir über die Bedingungen.«
    »Geht es schon wieder um diese Orgiengeschichte?«
    »Wir bereiten einen Abschuß vor«, sagte Lindsay. Er wies mit dem Daumen auf den beladenen Kasten hinter sich. »Aber, wenn wir zu einer Übereinkunft kommen könnten, dann könnten wir zwei Starts machen.« Lindsay lächelte. »Ein kleiner Gefallen gegen den andern, klar? Ich verschaffe euch euren Abschuß ... und als Gegenleistung unterstützt ihr mich bei meiner Carnavalsache.«
    Paolos Gesicht verzog sich in Fältchen. Behutsam fuhr er sich über die nässenden Schwären unter seinem Kinn. »Du willst, daß wir unsern Körper für unsre Kunst verhökern. Gib's auf, Außenminister! Die andern würden da niemals mitspielen. Oder kannst du dir Kleo vorstellen ...« - seine Stimme sank zu einem heiseren Flüstern ab -, »wie sie für diesen Strolch und Piratenkapitän die Beine breitmacht?«
    »Ich habe nichts davon gesagt, daß es wirklich passieren muß«, sagte Lindsay. »Ich wollte euch nur dazu bewegen, daß ihr mich unterstützt. Wollt ihr euren Kopf ins All starten, oder wollt ihr das nicht?«
    Paolo warf einen Blick in den Gang hinter sich. »Also, ich bin dafür«, sagte Fazils Stimme.
    »Schön. Dann möchte ich, daß einer von euch in die Abschußkammer geht und beim Aufstellen der Parameter hilft. Und der andre soll mit mir kommen und mir helfen, den Abschußring aufzuladen. Und kein Wort über unsere Abmachung - zu keinem! Ist das klar?«
    »Du verschaffst uns unsern Abschuß. Dann sorgen wir dafür, daß du damit bei den andern glatt runtergehst. Also, so wie wenn du uns durch dein pures Charisma dazu überredet hast, klar?«
    »Das sind die Bedingungen, die ich zu bieten habe«, sagte Lindsay. »Ihr bewahrt meine Geheimnisse. Ich die euren. Also, und jetzt, wer von euch beiden wird den Abschuß vorbereiten?«
    »Das werde ich«, sagte Paolo. Er wand sich an Lindsay vorbei und verschwand in der Finsternis des Tunnels in Richtung zum Kontrollraum der Raketenstarts. Fazil spähte durch die Öffnung. »Was ist in dem Kasten?« fragte er.
    »Beweismaterial«, sagte Lindsay. »Erinnerungsstücke an frühere Überfälle und so. Halt so Zeug, das uns mal peinlich werden könnte, wo wir uns jetzt hier auf Dauer niederlassen wollen.« Es war - in Lindsays Überzeugung - sogar halb wahr. Eine Peinlichkeit würde sich kaum innerhalb ESSAIRS ergeben, sondern bei den Mech-Kartellen, und zwar wenn die Piraten sich von ihrer besten und wohlerzogensten Seite würden zeigen müssen. Bedeutendere Kartelle wie Themis waren da recht eigensinnig: Offenkundige Piraterie war dort nicht einmal in den miesesten hinterwäldlerischen Pißorten gern gesehen.
    Die Piraten hatten den Container ohne seine Kenntnis oder Inspektionsmöglichkeit beladen und ihm aufgetragen, ihn abzuschießen. Und daraus schloß er, daß der geplante Coup ziemlich knapp bevorstand.
    Fazil kam mit seiner Kerze in den Tunnel. »Kann ich mir das mal ansehen?« Er griff an Lindsay vorbei und legte eine Hand auf die Packkiste. Ein pechschwarzer Kakerlake zwängte sich kopfüber zwischen den

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