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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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durch einen Trümmeraufprall zerstört worden waren, war ebenfalls unwahrscheinlich. Also mußten sie noch vorhanden sein.
    Aber es gab noch eine Möglichkeit: Sie waren über die Hauptleitung manuell abgeschaltet worden.
    Calderon.
    Calderon in Alpha II.
    Er hatte es getan.
    Aber wie kam er dazu? Er war nicht der Auserwählte. Er mischte sich unbefugt ein. Er gab die Erde der Vernichtung anheim.
    Carl schwenkte den Radarschirm soweit vor, wie es ging. Wo war dieser Bastard?
     
    Langsam kam Diego Calderon wieder zu sich. Der Schmerz half dabei. Er war etwas, woran man sich klammern konnte. Eine Realität in diesem Nebel der Ungewißheit. Schmerz gab es, und Schmerz würde es immer geben. Schmerz war etwas, worauf man zählen konnte.
    Irgend etwas Langes, Farbiges strömte und wallte durch die Schwärze. Er kniff die Augen zusammen: jetzt war Schiwa ein Komet! Er kommt mit fliegenden Fahnen. Diego hatte die vage Idee, daß man etwas dagegen tun müsse.
    Die Geschosse. Schiwa nochmals anschießen.
    Er sah auf das Kontrollbrett. Neun grüne Lichter. Drei und drei und drei. Sonst brannten auf diesem Brett keine Lampen mehr. Die anderen waren erloschen, tot. Detoniert.
    Jagens hatte sie alle gegen Schiwa eingesetzt. Aber hatten sie etwas genutzt? Was für eine Ungewißheit! Er, Diego Calderon, beinahe blind und taub, ohne Verbindung zur Erde oder zu den anderen Schiffen – ausgerechnet er mußte handeln. Nach eigenem Ermessen. So gut er konnte. Und wenn er etwas falsch machte? Koordination war dabei von größter Wichtigkeit. Hoffentlich waren die anderen nicht so abgeschnitten wie er.
    Aber er hatte neun 20-Megatonnen-Geschosse. Wenn alle die anderen Alpha-Geschosse Schiwa nicht abgelenkt hatten – was konnten die paar Dinger schaffen?
    Doch versuchen mußte er es.
    Da sah er die Traube roter Tröpfchen am Schott. Ein Loch! Mühsam erhob er sich von der Liege und holte sich einen Pflasterstreifen aus dem Reparaturdepot.
    Tink!
    Stöhnend vor Schmerz zog er die Schutzschicht ab und mühte sich wieder zu dem Leck. Dabei kam ihm auch schon eine Idee, wie er diese neun Raketen für den gleichzeitigen Abschuß programmieren mußte.
    Ping!
    Pop!
    Er klebte das Pflaster über das Loch und glättete es, wobei er die Blutstropfen zerstrich. Erschöpft hangelte er sich wieder auf den Liegesitz zurück.
    Ponk!
    Neun auf einen Streich! Sein Sonntagsstreich! Sein einziger Streich.
    Pinng!
     
    »Ich hab ihn«, sagte Solari. »Das muß er sein, Carls Signal. Er hat den Entfernungsmesser in Betrieb gelassen für Geschosse, die er gar nicht mehr hat.«
    »Könnte es nicht … Alpha II sein?«
    Nino schüttelte den Kopf. »Nee. Jedes Schiff hat doch sein eigenes Signal. Das hier ist Alpha I.«
    »Paß auf, daß du es nicht verlierst. Und jetzt hinein!«
    Ting.
    Nino grinste. »In deinem Raumanzug siehst du manchmal aus wie ’ne Schildkröte!«
    Doch Lisa lächelte nicht zurück. Omega I nahm Fahrt auf. Vor ihnen war Schiwas langer farbiger Schweif, deutlich sichtbar, immer größer.
    In Houston überreichte ein Assistent Chuck Bradshaw eine Meldung aus dem Ferndrucker. Er zuckte zusammen und gab sie an Dink Lowell weiter. Kalkutta, Tientsin und Hokkaido hatten schwere Meteorenschäden erlitten. Äthiopien und die saudiarabische Wüste kochten unter massiven Einschlägen. Der Flugverkehr auf der ganzen Erde war eingestellt. Mailand und Detroit brannten unaufhaltsam. »Wunder«, Aufstände, Massen von Toten wurden gemeldet.
    Dink warf den Zettel in den Papierkorb. Davon brauchte er den Astronauten nichts zu erzählen. Die Vorhut des Schwarmes schlug ein. Das Ende war nur noch eine Frage der Zeit.
    Wenn kein Wunder geschah.
    Einer der Fluglotsen bekreuzigte sich, schob seinen Stuhl sorgfältig unter den Arbeitstisch und ging hinaus. Ein Ersatzmann kam nicht. Sein Bildschirm flimmerte vor sich hin.
     
    Carl Jagens starrte auf einen bestimmten Leuchtpunkt auf seinem Schirm. Er war etwas heller, jedoch nicht größer als die Abbilder der diversen Brocken, die Schiwa immer noch begleiteten.
    Metall. Alpha II. Mußte es sein.
    Fast unbewußt brachte Jangens sein Schiff in die Richtung des winzigen Lichtflecks.
    Calderon.
    Er hatte die neun Geschosse. Carl mußte hin, diesem Narren das Kommando über die Geschosse entziehen und sie Schiwa an den Kopf donnern.
    Dann würde er …
    Eins nach dem anderen. Zu Alpha II. Die Geschosse übernehmen. Notfalls Calderon töten. Wäre sogar poetische Gerechtigkeit. Dann stünde er, Captain Carl Jagens

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