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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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denen, die ich erwähnt habe.« Lisa sah, daß Hugh Michaels, der wissenschaftliche Reporter von ABC, die Hand hob, und nickte ihm zu.
    »Major Bander, wie ist das Kräfteverhältnis zwischen Vulkanismus und Meteoreinschlägen?«
    »Nicht sehr günstig, Mr. Michaels. Endogene Vorgänge – das heißt solche, die auf Kräften aus dem Innern beruhen – kann man mit Asteroiden-Impakten einfach nicht in Relation bringen. Selbst der große Mars-Vulkan liegt kaum in der gleichen Kategorie wie größere Astroblema. Der Asteroid zum Beispiel, der die Bildung des Vredevoort-Ringes in Südafrika verursachte und einen Krater von etwa 70 Kilometer Durchmesser schuf, wird auf etwas kleiner als Schiwa geschätzt; und seine Aufschlaggeschwindigkeit auf etwa 20 Kilometer pro Sekunde … so daß das Resultat einer Explosion in der Stärke von etwa fünfzig Millionen Megatonnen entspricht.« Lisa lächelte Nancy Darrin bei diesen Worten höflich an, als wolle sie ihre Information derjenigen Person zukommen lassen, die sie am nötigsten hätte. »Er hat diesen Teil Afrikas einfach ausgelöscht. Er hat genügend Trümmer in den Weltraum geschleudert, um eine globale Eiszeit zu verursachen, die Jahrhunderte dauert. Felsschichten in einer Tiefe von zwanzig, dreißig Kilometern wurden abgeschält wie … als wenn man eine Bettdecke abwirft. Er hat ein Loch in die Erdkruste gerissen, das bis zur halben Manteltiefe ging. Explosionsschmelzgut und Lava aus dem Inneren füllten die Höhlung sehr schnell. Schockwellen und Luftexplosionen liefen rund um die Erde.« Sie zuckte die Achseln. »Glücklicherweise gab es damals kein anderes Leben auf der Erde als einzellige Meerespflanzen. Falls es Leben gab, das auf der Evolutionsskala höher stand, so wurde es vernichtet.«
    Nach Lisas Ausführungen blieb es eine ganze Weile still.
     
    Die Beteiligung der Sowjets an der Schiwa-Mission schuf Probleme. So wichtig der Zeitfaktor auch sein mochte, das unvermeidliche diplomatische Ritual ging nicht so schnell vonstatten. Die Sowjets wünschten eine internationale Konferenz zwecks Auswahl der Astronauten und Aufstellung der Mannschaften. Das bedeutete natürlich gar nichts: die Dinge von wirklicher Tragweite waren selbstverständlich längst festgelegt. Es gehörte jedoch zur Politik der USA wie der Sowjets, den Anschein der Offenheit und Durchsichtigkeit aufrechtzuerhalten. Die Medien hatten einen praktisch unstillbaren Appetit entwickelt. Das Außenministerium leistete keinen wirklichen Beitrag zur Planung, doch hatte es genügend Macht innerhalb der Regierung, um ein paar Astronauten für das Zeremoniell anzufordern.
    Das alles brauchte Zeit, und gerade Zeit war knapp. Die NASA protestierte, und die Astronauten sträubten sich. Doch der Druck wurde stärker. Der Minister des Äußeren hatte eine heftige Auseinandersetzung mit Knowles, und Chuck Bradshaw war so klug, eine zeitfressende Rangelei zu vermeiden. Er entschied, daß ein Astronaut für fünf Tage zu der Londoner Konferenz abgestellt werden sollte. Die Astronauten sollten selbst durch Los entscheiden, wer diese zusätzliche Belastung auf sich zu nehmen hatte. Doch da meldete Lisa sich freiwillig. Erleichtert gingen die anderen wieder an ihren Dienst.
    Die Konferenz erwies sich, wie nicht anders zu erwarten war, als reiner Zirkus. Überall waren Photographen mit Blitzlichtern hinter Lisa her. Videokameras folgten ihr auf Schritt und Tritt. In den Hotelkorridoren drängten sich die Schaulustigen – alle auf irgendwie byzantinische Weise in amtlicher Eigenschaft, und sämtlich überflüssig –, die einander herumschubsten, um einen flüchtigen Blick auf die Teilnehmer zu werfen. Männer drückten ihr Zettel in die Hand, oder sie bestachen den Zimmerkellner. Jeder wollte eine Exklusivstory, jeder wollte ein Rezept gegen die aufgestauten Ängste, oder wollte einfach nur, sozusagen, den Saum des Gewandes menschlicher Größe berühren. Der Weg vom Hotel zum Konferenzgebäude war mit glotzenden Gesichtern gesäumt. Würdenträger mit unaussprechlichen Namen drückten Lisa die Hand, bis die Haut wund war. Alle Menschen, mit denen sie sprach, kauten ihr die gleichen leeren Phrasen vor, und in ihren Augen glitzerte die Hoffnung oder die Trauer der Resignation. Im riesigen Konferenzsaal bemühten sich Dutzende von Delegierten höchst unwahrscheinlicher Nationen, die schlagendsten Reden à la Churchill zu halten. Man hörte Bibelsprüche, rollende, reich mit Adjektiven geschmückte Sätze, versteckte

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