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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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nicht wahr? Ewiges Leben, rettende Gnade! Ja, wahrhaftig!«
    Er tat ein paar tänzelnde Schritte auf dem spritzenden Kies und studierte wieder die Grabschriften. »Sieh mal hier«, rief er und blieb stehen. Zögernd kam Lisa hinter ihm her, unwillig die Stirn runzelnd. Es wurde kühler, und dunkler auch.
    »Dolles Riesending, wie?« Das Mausoleum, braune Regenstreifen an den Wänden, stand ragend auf einer Bodenerhebung, die Ecken lehmbefleckt. Unter den gekehlten steinernen Simsen klebten Vogelnester. Kingsley ging zwischen den Gräbern auf das Bauwerk zu; Lisa kam langsam hinterher.
    »James Forster. Muß ungemein talentiert gewesen sein, daß er sich sowas hinbauen konnte.« Er sah sich die eine Längsseite an und kam dann wieder an die Bronzetür.
    Die Kuppel hatte Risse, dick mit Kalk verschmiert; man sah, wo die Tauben ins Innere gefunden hatten. Gebückt spähte Kingsley durch das kleine Türgitter. Lisa, hinter ihm stehend, konnte in den düsteren Innenraum sehen, dessen Marmorplatten voller Taubendreck lagen. Federn und Zweigstücke, miteinander verklebt, lagen auf dem Boden. An drei Wänden waren Fresken mit religiösen Motiven, einst vermutlich farbenfreudig, doch jetzt verblaßt und befleckt. Der massive Sarg in der Mitte war von Vogeldreck verkrustet, die Metallteile angelaufen.
    »Na, Forster, wie gefällt dir das jetzt?« rief Kingsley durch das Gitter. »Genießest deine Scheiß-Unsterblichkeit, wie?« Beim nächsten Mausoleum blieb er wieder stehen, stieß aber nur einen lauten Fluch aus und ging sogleich weiter.
    »Kingsley …«
    Als hätte er Lisa gar nicht gehört und sie inzwischen vollkommen vergessen, schrie er in die hohlen Mausoleen hinein, machte sich schrill und schneidend über die Toten lustig. An einer der Grabstellen stieß er die äußeren Eisenstangen weg; sie fielen mit rostigem Scheppern. Höhnisch lachend trat er gegen die Bronzetür und konnte überhaupt nicht aufhören zu lachen. Er hüpfte herum, schlug mit der flachen Hand gegen das viktorianische Steinwerk, las die Namen ab, schimpfte, höhnte.
    »Blablabla! Alle diese schäbigen kleinen Sprüche, die ihr euch aufklebt – Narren ihr! Ihr wart vorm Tode so versteinert, daß ihr jeden Mist geglaubt habt, um ihm zu entfliehen!«
    »Kingsley …!«
    »Aber es hat nichts genützt! Alle seid ihr hübsch weggepackt – geirrt habt ihr euch, aber das kann euch jetzt egal sein!«
    »Kingsley …«
    »Wenigstens haben eure verschwommenen kleinen Seelen nicht gewußt, was jetzt kommt. Ihr habt nicht gewußt, daß hinterher alles im Eimer ist. Und wenigstens habt ihr den Termin nicht gewußt, die Stunde, die Minute, ihr …«
    » Kingsley! «
    Er hielt inne, ließ die Arme hängen, keuchte, blinzelte mit flatternden Lidern. Stille und Nebel sanken herab.
    »Kingsley, ich bin zu dieser schrecklichen Konferenz nur gekommen, um die Möglichkeit zu haben, dich nochmal zu sehen.«
    Eulenhaft starrte er sie an. »Was … was bist du?«
    »Ohne die Konferenz wäre ich kaum weggekommen, und schon gar nicht wegen persönlicher Gründe.«
    »Ich …« Er machte eine hilflose Armbewegung über die Grabsteine hin. »Ach so.«
    »Deswegen. Weil ich dich wiedersehen wollte.«
    »Ein letztes Mal.«
    »Vielleicht ist es nicht das letzte Mal.«
    Er lächelte schwach, sein Kinn zitterte. Mit schlaffen Lippen atmete er aus. Schweißtropfen glitzerten auf seiner blassen Stirn.
    »Aber … vielleicht doch.«
    »Ja«, nickte sie, »vielleicht.«
    »Hm.« Er sog die feuchte Luft ein. »Na ja. Den Rest des Tages haben wir ja noch für uns.«
    »Ja. Den haben wir für uns.«
     
    Die verwühlte Bettdecke hob sich über Lisas glatten Gliedern. Sie drehte sich auf die Seite, hob das rechte Bein und legte es über Kingsleys Rücken. Sie bog das Fußgelenk ein und preßte es gegen seinen Nacken. Seine Zunge erregte sie zu neuer Begierde. Von den Beinen her fühlte sie eine drängende Spannung in sich aufsteigen. Tief atmete sie ein. Die dicke Luft des Hotelzimmers, das Zeuge dieser zwei Stunden gewesen war, roch nach Moschus und Menschenleibern.
    Das Zimmer kam ihr so groß vor, die Ecken waren so weit weg und im Dunkeln, die Zimmerdecke ein bleichbräunlicher Himmel, die Stuckornamente der Rand einer gipsernen Wolke. Sie fühlte sich herrlich frei. Das war Sex besonderer Art, anders als mit Diego, anders als alles, was sie kannte. Es lag nicht einfach daran, daß Kingsley die Technik perfekt beherrschte. Er hatte darüber hinaus eine Art, auf sie einzugehen, eine

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