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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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Relation zum Albedo Schiwas und konnten die von ihm reflektierte Strahlung messen.« Shastri lächelte dünn. »Tatsächlich gibt er die gesamte Strahlung wieder ab, die er von der Sonne erhält.«
    Lyle Orr wollte etwas sagen, doch Shastri sprach rasch weiter. »Photometrische Experimente auf anderen Wellenlängen ermittelten die spektrale Reflektivität, die ihrerseits auf eine eisenreiche Oberfläche hinwies, nicht auf die normalerweise vorkommenden Eisenkarbon-Knollen. Schiwa wurde zunächst phänomenologisch beobachtet, das heißt optisch, und …«
    Mit weitaufgerissenen Augen unterbrach Lyle Orr: »Äh – entschuldigen Sie, Doktor; Sie wollen sagen, Schiwa ist ein riesiger Klumpen massives Eisen?«
    Shastri runzelte die Stirn. »Ja. Ich glaube, ich habe das bereits in meinem Bericht erwähnt. Wir wissen es natürlich nicht, aber unsere Tests sind mehrfach an Apollo-Objekten überprüft und …« Anscheinend war er leicht verwundert. »Bestimmt habe ich das alles in meinem Originalbericht aufgeführt. Mit höchster Wahrscheinlichkeit reines Eisen. Zum mindesten auf dem größten Teil der Oberfläche.«
    Chuck Bradshaws Kopf erschien im Bereich des Aufnahme-Objektivs. »Sind Sie da ganz sicher, Doktor?«
    Shastri hatte seine momentane Verwirrung überwunden und sprach jetzt kühl, von oben herab, als Fachmann. »Innerhalb der gegenwärtigen Grenzen unserer Wissenschaft – ja, Mr. Bradshaw. Haben Sie den Bericht nicht gelesen?«
    »Ich habe eine Menge zu tun, Doktor.« Er sah Lyle Orr an. »Junge, Junge, das ändert aber die Sache!« Orrs Gesicht wurde ganz lang, und Bradshaw lächelte dem Astronomen wiederum zu.
    »Hören Sie, Doktor, da ist einiges zu klären, wir rufen später zurück, ja?«
    »Bitte. Aber ich bin sehr beschäftigt – wir installieren den neuen großen Bolometer. Sobald er betriebsfertig ist, können wir erheblich präziser arbeiten.«
    »Gewiß, gewiß. Also auf später.« Er winkte Orr, der sich mit äußerst nervöser Miene vorbeugte. »Äh – Moment, Doktor, gehen Sie noch nicht weg! Hören Sie, äh … was wir eben aufgenommen haben … ich habe kein Wort verstanden. Also, ich meine, ich habe die Wörter verstanden, aber nicht, was sie bedeuten.«
    »Mr. Orr, geben Sie das Band jemandem von Ihrer Raum-Navigationsabteilung, er soll es Ihnen übersetzen. Ich habe wirklich sehr viel zu tun.«
    »Ja, ich verstehe. Hm. Also … ja, schön. Eisen, ja?«
    »In aller Wahrscheinlichkeit, Mr. Orr.«
    »Eine eiserne Kanonenkugel von zwei Kilometern Durchmesser?«
    »Wissenschaftlich unexakt, aber bildlich gesprochen zutreffend, jawohl.«
    »Jesus!«
    »Guten Tag, Mr. Orr.« Shastri schaltete die Anlage aus und klinkte seinen Gurt ab. »An die Arbeit«, knurrte er. Bei der Tür murmelte er noch: »Vor zwei Tagen habe ich es ihnen geschrieben. Was bilden die sich ein, wozu wir Berichte machen?«
     
     
     
    27. Oktober: Kollision minus 6 Monate, 30 Tage
     
    Bruder Gabriel erhob beide Hände, und aus der Menge stiegen die Stimmen empor, ein Klang wie Wellenringe auf einem See, fast schmerzhaft.
    So einfach ist das, dachte er voller Staunen über das Gefühl von Bedeutsamkeit, das er dabei empfand. Er war im Brennpunkt von alledem, war der Nexus, das Ziel der Aufmerksamkeit fast einer halben Million Menschen.
    Er wandte sich um, die Hände hoch erhoben, die Ärmel seines einfachen Talars fielen zurück, er sah das etwas hellere Rund auf der Haut seines Handgelenks, wo die Armbanduhr gesessen hatte.
    Auf den Ecken der gemieteten transportablen Bühne standen hohe Gerüste mit Plattformen für die starken Scheinwerfer und ein paar Leute vom Fernseh-Team. Er runzelte die Stirn; seine dicken patriarchalischen Brauen sanken herab, als er in die Scheinwerfer blickte.
    Es dämmerte. Im Tal war es schon dunkel, doch am Himmel war noch Helligkeit, und die Grate der Berge im Westen erglänzten im Widerschein der untergehenden Sonne. Neugierig geworden durch die immer häufigeren TV-Sendungen, waren sie gekommen, um ihn in Fleisch und Blut zu sehen und zu hören.
    Bruder Gabriel, der Mann, der einst Douglas Arthur Kress gewesen war, wußte recht gut, daß die schlichte Hügellandschaft etwas an die Szenerie aller Christus-Filme erinnerte – nur daß sie eine heutige Landschaft war. Bruder Gabriel lächelte hinter seinem Bart. Hätte Jesus Zehntausendwatt-Quarzlampen und drahtlose Kehlkopfmikrophone gehabt, dann hätte er sie auch benutzt, und wir hätten Originalaufnahmen von der Bergpredigt, $ .95 die

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