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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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wankten drei Betrunkene vorbei.
    Ein Meteor von der Größe eines mittleren Hauses flammte durch die Atmosphäre und schnitt Colón mitten durch, so daß ein zweiter Panamakanal entstand. Wasser strömte ein und löschte das Feuer; Erdbeben fällten den Urwald. In den dürren Wüsten Saudi-Arabiens und Äthiopiens schlugen mehrere Meteore ein. Eines Nachmittags wurde Honolulu durch eine Flutwelle vernichtet.
    Station I wurde fast von einem niedergehenden Brocken getroffen und meldete dessen Einschlag im Nordmeer vor Norwegen. Außerdem wurden Einschläge im Golf von Mexiko, im Amazonas-Urwald und in Louisiana gemeldet, sämtlich von relativ geringer Größe. Erdbeben flammten auf in Chile, Japan, Kalifornien, Indonesien.
    Der italienische Premierminister beging Selbstmord. Mehrere Staatsstreiche wurden aus afrikanischen Ländern gemeldet, doch anscheinend wußte kein Mensch genau, was da passiert war. Der Secret Service vereitelte den Attentatsversuch eines Mitglieds der »Schicksals-Legion« auf Präsident Knowles. Der Papst rief erneut zu allgemeinem Gebet auf.
    In Los Angeles verkündete ein Mann, der sich als »Stimme Gottes« bezeichnete, das Paradies auf Erden. Er erklärte alle Ehen für aufgelöst, alle Verträge für abgelaufen, alle Schulden für erloschen. Fünf Tage lang gab es Zusammenrottungen und Festivitäten. Am sechsten Tage wurde die »Stimme Gottes« im Schlafzimmer einer Villa in Bel Air, von der er Besitz ergriffen hatte, zum Schweigen gebracht. Der Ehemann einer der Frauen, mit denen er im Bette lag, erstach ihn.
    In Vesper, Kansas, begann Russel Ellis mit der Winteraussaat von Exxon-Ölpflanzen. Seit zweiundvierzig Jahren war er Farmer und sah keinen Grund, seine Anbaupläne zu ändern, wenn diese neumodische ölerzeugende Pflanze auch ein hybrides Laboratoriumsprodukt war. Es war Saatzeit, und so säte er.
     
     
     
    6. Mai: Kollision minus 20 Tage
     
    Caroline erschauerte in dem kalten Frühjahrswind, der durch die finstere Straße blies. Glasscherben knirschten unter ihren Füßen. Das ausgebrannte Wrack eines Honda sperrte den Bürgersteig. Vorsichtig umging sie es, scharfer Gestank stach ihr in die Nase. Jemand mußte dringesessen haben, während es brannte, und von dem war noch einiges übrig.
    Sie hatte Angst. Das Thales Center hatte kein eigenes Wohnareal, keine leicht zu verteidigende Umzäunung, ungeschützt lag es in der einsamen, verdreckten Straße. Jemand hatte entschieden, daß die Angestellten des Center in Apartmenthäusern untergebracht wurden, in denen man eine Wache eingerichtet hatte.
    Wohin ging es mit der Welt? Anarchie oder Vernichtung? Irgendwie waren das die beiden einzig möglichen Alternativen, fand Caroline. Wurde Schiwa nicht gestoppt: Vernichtung. Wurde er gestoppt, blieb die Anarchie vielleicht auf immer. Endlose Reihen ausgebrannter Häuser, Aufruhr, hedonistische Tänzer, predigende Gabriels und die sogenannten »Strauße« – solche, die ständig alles ableugneten, über alles jammerten, ständig behaupteten, das ganze sei ein Riesenschwindel der Konzerne oder der Gewerkschaften oder weiß der Teufel von wem.
    An einer Ecke blieb sie stehen und spähte in die Straße. Nach Süden zu brannte es. Im Osten: Feuerwerk. Im Westen: Hubschrauber im hellen Scheinwerferstrahl. Nebel fiel. Irgendwo eine Straßenschlacht. Sie fuhr herum, denn jemand kam, einen halben Häuserblock vor ihr, aus dem Schatten, blieb stehen, starrte aggressiv zu ihr herüber, entfernte sich jedoch. Er hatte einen Baseballschläger bei sich.
    Caroline holte ihre Schlüssel heraus und zog mit der anderen Hand einen ganz neuen metallenen Klauenhammer aus ihrer Umhängetasche. Sie hielt ihn fest gepackt, während sie in den Schatten trat. Hier brannten überhaupt keine Straßenlaternen mehr – alle waren kaputtgeschossen, nicht wieder repariert.
    Sie blieb stehen und horchte mit gespannten Sinnen ins Dunkel. Wilde sind wir alle, dachte sie. Wie leicht ich diese nächtliche Routine übernommen habe! Noch vor ein paar Monaten hätte ich nach der Polizei geschrien. Aber Polizei war keine da, wenigstens nicht für so etwas. Jeder für sich. Sie hatte gelernt, Geräusche herauszufiltern, die fernen, die nahen und die, die nicht hineingehörten. In der vergangenen Woche war sie von zwei Männern angefallen worden; dem einen hatte sie den Hammer ins Gesicht geschlagen, der andere war geflohen. Der Blutende hatte heiser gebrüllt und ihr Kleid gepackt, bis sie ihm durch einen Hieb mit der flachen

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