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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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Seite ihres Klauenhammers die Finger gebrochen hatte. Keuchend, atemlos war sie weggerannt, froh, noch am Leben zu sein, im Fliehen noch triumphierend. Nicht das geringste Mitgefühl für den Mann, dem sie die Knochen gebrochen hatte. Er hatte ja gewußt, was er tat, und mußte damit rechnen, daß es auch schiefgehen konnte.
    Vorsichtig ging sie bis zur Ecke, duckte sich und sah sich um. Ihr Apartment lag nur fünf Häuser weiter. Ein sechsstöckiges Mietshaus mit Klimaanlage, Zentralheizung, Kabelfernsehen, Z-Kanal-Kino, vernünftiger Miete und Nachbarn, die sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten. Der Wirt wohnte im Erdgeschoß. Sie lächelte. Es sollte ein Gesetz geben, daß Hauswirte in ihren Häusern wohnen müssen. Wenn die Warmwasseranlage ausfiel oder irgend etwas leckte, dann litten sie selbst darunter. Aber jetzt waren die beiden ersten Stockwerke mit schweren Preßspanplatten vernagelt, die noch epoxidiert und so hart wie Metall waren. Die Diele war eine sandsackbewehrte Festung, in der eine ständige Mieterwache stationiert war. Sie schritt eilig aus, auf die Glastür zu.
    Sie klopfte das verabredete Signal, und einer der Mieter spähte mißtrauisch um die sandsackbewehrte Mauer. Als er sie erkannte, sagte er etwas zu den anderen und kam um die Tür aufzuschließen. »Miss Weinberg, Sie kommen aber mächtig spät.«
    »Ich weiß, Mr. Sterling, aber wir hatten noch allerlei zu erledigen. Die Astronauten haben keinen Achtstundentag, wissen Sie.«
    »Hm, ja«, sagte Sterling unfreundlich, spähte argwöhnisch die Straße hinunter und verschloß die Tür wieder. Er stieß Caroline an, damit sie vor ihm durch den engen Gang zwischen den Sandsäcken in die kalte Halle ginge. Sie sah sich zwischen den befestigten Wänden um.
    »Guten Abend allerseits!«
    »Hmm«, sagte Mrs. Murphy.
    »Spät!« fügte Mr. Poole mißbilligend hinzu.
    »Tut mir leid«, entgegnete Caroline. Sie spielten Karten und blickten nicht auf. Nur die alte Mrs. Keel lächelte ihr zu. »Hören Sie nicht auf diese Dickschädel, Liebchen. Die haben ja keine Ahnung von Ihrer Arbeit und wie wichtig die ist.«
    »Na, na, Mrs. Keel«, protestierte Mr. Poole stirnrunzelnd.
    »Ist doch wahr! Ihr ärgert euch bloß, weil ihr Wache schieben müßt. Caroline und Doktor Dennis leisten sehr wichtige Arbeit.«
    »Pff«, schnaufte Mr. Sterling, setzte sich und nahm seine Karten auf. »Zu spät kommt sie trotzdem. Ihr wißt doch, daß wir bei Dunkelheit zu Hause sein sollen.«
    »Ach Sie … Sie Dussel!« ereiferte sich Mrs. Keel. »Sie können ja beim Bridge nicht mal richtig bieten, und da bilden Sie sich ein, Sie könnten verstehen, was dort im Thales Center gemacht wird?«
    Sterling schwieg dazu, und Caroline lächelte über seinen Kopf hinweg Mrs. Keel an und warf ihr eine Kußhand zu. An den dunklen Lifts vorbei schritt sie zur Treppe und stieg müde die drei Stockwerke zu ihrem Apartment hinauf. Sie knipste das Licht an, legte ihren Mantel ab und schaltete den Fernseher ein.
    »… eine Insel der Vernunft in einer Welt des Irrsinns«, sprach der Reporter. Das Bild zeigte die Zentralkuppel der Mondkolonie, wo die Menschen anscheinend webten und lebten wie immer. »Eine lange Zeit der Kooperation und der interstellaren Kommunikation hat für die Bewohner dieses ältesten Außenpostens der Menschheit Früchte getragen. Hier spricht Earl Packard vom Mond.«
    Aber dann erschien wieder der Moderator Victor Mayes auf dem Bildschirm. »Aufruhr überall. Bei einer Revolution in Pakistan soll es zweihunderttausend Tote gegeben haben. Bei einer Straßenschlacht in Tokio sind gestern eine unbekannte Anzahl von Menschen ums Leben gekommen. Dabei wurde der größte Teil des neuen Vergnügungsviertels zerstört, und Kronprinz Yoshohiro fand den Tod. Zahlreiche weitere Todesfälle durch einen Ausbruch von Viruspest in New York. Aus Washington wird gemeldet, daß Präsident Knowles’ Gesundheitszustand zu wünschen übrig läßt, doch dementiert das Weiße Haus Gerüchte, nach denen er unter schwersten Depressionen leidet. Anschließend hören Sie Jane Tomatsu mit einem Bericht aus dem Weißen Hause …«
    Caroline schaltete den Apparat ab; das düstere kalte Zimmer wurde plötzlich still. Das Licht brannte nur schwach, ein kleiner glimmender Fleck in der höhlenartigen Atmosphäre. Sie öffnete den Kühlschrank, nahm eine Wurst, ein paar hartgekochte Eier und eine Scheibe Proteen heraus. Sie schnitt sich etwas Wurst auf, teilte das Proteen in mundgerechte

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