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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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uns.«
    »Nicht mehr so viele wie noch vor ein paar Stunden«, antwortete Mankowski grob.
    Bruder Gabriel lächelte flüchtig; seine Augen schienen sich über sie lustig zu machen. »Im Gegenteil. Die Mitstreiter, die Sie abgeschlachtet haben, sind durch die zehnfache Anzahl bereits ersetzt. Es werden stündlich mehr.«
    »Sie kommen damit nicht durch«, erwiderte Bradshaw ernst. »Wir haben schwere Waffen. Wir können Luftverstärkung anfordern, wenn es nötig ist. Unsere Männer töten nicht gern andere Amerikaner, aber sie werden es tun. Ich versichere Ihnen, sie werden es tun. Die Truppe weiß ganz genau, worauf es ankommt.«
    »Und beim nächsten Lufteinsatz werfen wir vielleicht etwas anderes ab als Gas«, fügte Mankowski hinzu.
    »So eine Dummheit werden Sie nicht begehen, Sir. Während der Countdown läuft, sollen Düsenjäger Tiefangriffe im Startgebiet fliegen? Ich bin kein Techniker – aber das ist doch glatter Unsinn.«
    Bradshaw wußte das auch, doch er wollte nicht, daß dieser Fanatiker es merkte. Der starre wächserne Blick Bruder Gabriels war verwirrender als Bradshaw gedacht hatte. Er hatte gehofft, daß Bruder Gabriel mit sich reden lassen, auf Vernunftgründe reagieren würde, besonders jetzt, da eine einwandfreie Anklage auf Anstiftung zum Landfriedensbruch erhoben werden konnte. Doch diese Hoffnung schwand. Der Mann sprach, als läge zwischen ihm und jedem anderen ein weiter Raum, als spräche er von einem Berggipfel.
    »Warum denn nur?« fragte Bradshaw unvermittelt. »Warum machen Sie das bloß? Wissen Sie denn nicht…« Doch er ließ seine Frage unvollendet im Raum stehen; denn offensichtlich mußte Bruder Gabriel es wissen – nur war es ihm völlig egal. Bradshaw hatte Angst vor Fanatikern. Nur vor Geisteskranken hatte er mehr Angst. Sie alle waren unberechenbar, gefährlich, zerstörerisch.
    »Mr. Bradshaw«, sagte Bruder Gabriel milde. »Sie müssen doch einsehen, daß Sie es sind, der sich allem entgegenstemmt, was menschlich ist.«
    »Sie sind ein Mörder«, sagte Mankowski, »ein Massenmörder. Und wie menschlich ist das?«
    »Wer schießt, das sind Sie und Ihre Leute.«
    »Hören Sie mal…« Doch Mankowski schwieg, als Bradshaw die Hand hob, klappte hörbar den Mund zu und starrte böse.
    »Das hat alles keinen Zweck«, sagte Bradshaw. »Ich möchte nur eines wissen, Bruder… äh, Bruder Gabriel: Warum meinen Sie, wir sollen zulassen, daß Schiwa die Menschheit von der Erde wischt?«
    »Das wird er nicht.«
    »Sie denken, das ist alles Schwindel?«
    »O nein. Schiwa kommt.«
    »Aber dann…«
    »Gewiß werden wir alle sterben. Wir alle in diesem Raum, zumindest. Doch irgendwo in Dschungel und Urwäldern, in den Bergen und geschützten Tälern dieser grünen Erde werden Männer und Frauen weiterleben. Sie werden eine Welt erben, die frei ist von unseren Exzessen. Ihnen wird der Garten Eden aufs neue geschenkt werden. Die furchtbare Allgegenwart Gottes wird ihr geheimnisvolles Werk aufs neue beginnen. Das mißglückte Experiment, das Sie und ich verkörpern, Mr. Bradshaw, wird ausgelöscht sein.«
    »Aha.«
    In Bruder Gabriels Worten lag eine wohlwollende Selbstsicherheit, die in gewissem Sinne hypnotisch wirkte. Begann er zu reden, so würde sich jeder Zuhörer auf seinem Stuhl vorbeugen, gespannt auf den nächsten Satz – darüber war sich Bradshaw klar. So gut war Bruder Gabriel.
    »Glauben Sie, meine Herren, es wäre reiner Zufall, daß Schiwa gerade gegen Ende des zweiten Jahrtausends erscheint?« fragte Gabriel und blickte in die Runde, auch auf die beiden statuengleichen Marine-Infanteristen und die FBI-Männer zu Seiten der Tür. »Denken Sie nach. Seit vielleicht hundert Millionen Jahren, zweihundert Millionen Jahren, einer Milliarde Jahren neigt sich Schiwas Bahn der Erde zu. Ist es wahrscheinlich oder nicht, daß dieses schreckliche Ende gerade zu der Zeit kommt, die Gott durch Seine Propheten verkündet hat?«
    »Warum nicht zum ersten Jahrtausend – eintausend nach Christi?« fragte Bradshaw.
    »Damals waren wir noch nicht so verderbt«, antwortete Bruder Gabriel mit entwaffnender Einfachheit.
    »Eine bestechende Theorie«, erwiderte Bradshaw.
    »Wir haben keine Theorie, Mr. Bradshaw. Wir haben das Wort Gottes.«
    »So wie Sie es gehört haben wollen.«
    »Wie wir alle es gehört haben. Ich kann nichts dafür, Sir. Die Menschen folgen mir nicht nach, weil ich bin, wie ich bin, sondern wegen der Dinge, die ich sehe – die sie letzten Endes selbst sehen.«
    »Jesus

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