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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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nicht festhalten, und es glitt hinweg. Die nagende Angst, unter der sie alle standen, konnte sich als der berühmte Hufnagel erweisen. [vi] Eine winzige Tatsache, ein Stückchen Information, ein einziges Ausrüstungsstück, die irgendwie übersehen wurden, konnten sich als vernichtend erweisen. Es war schon beinahe lächerlich, wie sie bis zum Überdruß Betriebssysteme, Übungssituationen, Computersimulationen durchspielten. Fast jeder beherrschte nicht nur seine, sondern auch die Aufgaben fast jedes anderen Teamangehörigen; und das galt auch für die Russen, die es am schwersten hatten – weil sie den gesamten Betrieb auf Englisch lernen mußten.
    »Es fehlt also kein Hufnagel.«
    Lisa zuckte die Achseln. »Wer kann das wissen? Wenn wir an Ort und Stelle sind, merken wir vielleicht, daß wir eine Haarnadel oder ein Gummiband brauchen…« Ihr leichter Ton schwand, als sie Bradshaws Miene sah. »Entschuldigung…«
    »Es wird immer schwieriger, Sachen hereinzubekommen, wissen Sie. Der reinste gottverdammte Belagerungszustand ist das hier. Die Truppe mußte die Umzäunung um zehn Kilometer zurücknehmen, weil diese übergelaufene Einheit der Nationalgarde den Hubschrauber abgeknallt hat, der die Verwundeten vom Flugplatz Orlando herbrachte. Dieser verfluchte Gabriel bereitet schon wieder eine neue Aktion vor. Er sagt, in drei oder vier Tagen hat er eine halbe Million hier. Wie zum Deibel sollen wir denn eine halbe Million aufhalten?«
    Lisa schwieg dazu. Die übergelaufene Werferkompanie hatte Raketen mit wärmeempfindlichen Zielsuchern, damit hatten sie die Startrampe auf Bahn 37 beschädigt, ein Stück aus dem alten Verwaltungshochhaus herausgerissen und drei Hubschrauber erwischt. Scharfschützenfeuer hatte über sechzig Tote und acht Verwundete gefordert. Die Truppe war beim Zurückdrängen der Massen auf neue und weiter entfernte Linien rücksichtslos vorgegangen, hatte Tanks, Kampfflugzeuge, Hubschrauber, Gas und Bajonette eingesetzt… und weitere zweiundzwanzig Mann verloren.
    Es hatte weitere Überläufer gegeben, sowohl von der Truppe als auch von der NASA, doch in den letzten vier Tagen keine mehr. Offenbar waren die labilen Elemente nun weg. In einer Art war das eine Erleichterung.
    Bei der Küstenwacht waren nur ganz wenige Desertionen vorgekommen, und die schweren Küstenboote hatten alles mögliche aufgebracht: von Motorbooten voller bewaffneter Gabriels bis zu Froschmännern mit Plastiksprengstoff. Sie hatten sogar zehn Schiwa-Tänzer geschnappt, die nackt auf den Abschußrampen tanzen wollten. Die Luftwaffe hatte vier Kamikaze-Flieger und eine Linienmaschine abgeschossen. Das letztere war ein höchst bedauerlicher Vorfall, denn vierundachtzig Unschuldige waren mit den vier Entführern umgekommen, die versucht hatten, mit Geschwindigkeit Mach 1 das Control Center zu rammen. Jetzt wurde mit einem ungeheuren Aufwand an Menschen, Treibstoff und Maschinen ein Luftsperrgürtel von dreihundert Kilometern aufrechterhalten. An der westlichen Umzäunung waren zwei Tunnels entdeckt worden; einer war eingestürzt und hatte vierhundert Menschen im Sand begraben, der andere war aufgegeben worden. Ein berühmter Filmschauspieler hatte eine Pro-Al-pha-und-Omega-Gruppe angeführt und war in Orlando bei einem Zusammenstoß mit Gabriels getötet worden. Terroristen hatten eine NASA-Kontrollstation in Australien in die Luft gesprengt. In Mailand hatte eine Gruppe nicht identifizierter Guerillas eine Betriebs-Computeranlage der italienischen Regierung zerstört. In einundvierzig der vierundfünfzig Staaten der USA war das Kriegsrecht verhängt worden. Eine Kraftfahrzeugkolonne des Präsidenten war in Arlington, Virginia, von Terroristen angegriffen worden; doch es waren Tarnfahrzeuge gewesen – der Präsident war per Hubschrauber gereist. Immerhin waren dabei vier Beamte umgekommen.
    »Wir schaffen es doch, nicht wahr, Chuck?«
    »Na klar schaffen wir es… Wo zum Teufel ist der Sicherheitsreport über Station I? Aha. Sehen Sie sich das an.« Er reichte ihr ein Schriftstück mit dem Vermerk Top Secret. Es war ein Bericht über die Zuverlässigkeit des Personals auf Station I, dem Hauptstützpunkt für alle extraterrestrische Planung. Rasch überflog sie den gemessen formulierten Report. »Sie wollen General Camarillo ablösen?«
    »Ja. Er wird vorübergehend der Station II als Systemanalytiker zugeteilt.«
    »Wegen Unzuverlässigkeit?«
    »Nein, wegen Verdacht auf Unzuverlässigkeit – zum Teufel, sagen wir – zur

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