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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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Strom von Worten in hastigem Russisch, stark untermischt mit etwas, von dem Jagens annahm, es sei Slang oder Code oder beides. Stirnrunzelnd wandte er sich zu Menschow um, der Zaborowskijs Redefluß mit eiserner Miene abschnitt. In deutlichem Englisch sagte Menschow: »Sie brauchen keine Angst zu haben, Genosse Colonel. Captain Jagens ist ein fähiger Offizier und hat die richtige Entscheidung getroffen.«
    Zaborowskij sagte noch etwas von Befehlskette und Bestätigung durch Zentrale. Jagens lächelte sein dünnes Lächeln. Immer dasselbe bei diesen Ruskis. Immer mußten sie beim Großen Bruder rückfragen. Bienenkorb-Hirne. Was mochten wohl Schumacher von der Marine und Short, die in derselben Kapsel saßen, von ihrem russischen Freund denken?
    Menschow schaltete seinen Landsmann ab und machte sich ohne weiteren Kommentar wieder an seine Berechnungen. Jagens spähte voraus. Teile des Schwarms, flimmernd vor dem Glanz der Sonne, konnte er jetzt sogar schon mit bloßem Auge ausmachen.
    In Omega II warf Lisa einen forschenden Blick auf Nino Solari. »Auf diese Weise verlieren wir Zeit«, sagt sie bedrückt.
    »Wir wußten aber, daß das eins der möglichen Verfahren ist«, erwiderte Nino mit ausdrucksvollem Schulterheben. »Warum regen die da unten sich so darüber auf? Jagens hat sich doch schließlich nur für eine der vorhandenen und bekannten Möglichkeiten entschieden.«
    »Die da unten sind die, die jetzt gleich eins auf den Kopf kriegen können«, gab Lisa zu bedenken, »und wahrscheinlich brummt ihnen schon der Schädel.«
    »Ja, und uns verunsichern sie«, knurrte Nino.
    »Sie wollen nur nicht, daß etwas falsch gemacht wird«, wandte Lisa ein. »Schließlich haben wir ja nur den einen Schuß.«
     
    »Fertigmachen«, sagte Carl Jagens und klinkte seinen Helm ein. Die Staubwolke war jetzt klarer sichtbar, helle Flecken blinkend und blitzend in ihrem Stolperflug durch den Raum. General Menschow sagte nichts. Er behielt die Zifferblätter der Entfernungsmesser fest im Auge.
    Schiwa selbst war lediglich als Schattenstreifen inmitten von Staub und Trümmern zu erkennen. Alpha I hatte eingeschwenkt und flog in gleicher Geschwindigkeit mit dem fliegenden Felsen. Mittels Seitenstrahlern manövrierte Jagens die Kapsel durch den Rand des Schwarms. Sein Adrenalinspiegel war stark erhöht.
    »Zwei Grad Steuerbord, einen höher«, sprach Menschow in sein Helmradio.
    Hinter ihnen und etwas höher flog Alpha II unter dem Kommando Diegos, mit Ikko Issindo und der Russin Olga Nissen als Besatzung.
    Sie verfolgten den Eintritt von Alpha I in den Schwarm über Monitor. Alsbald würden sie folgen. Viel Zeit blieb nicht. Schiwa näherte sich zielstrebig der Erde, und Bolschoi hatte direkten Kurs auf Schiwa. Die Alpha-Schiffe mußten hinter der Hauptmasse Schiwas bleiben, um überhaupt eine Überlebenschance zu haben. Wie die Dinge lagen, war die ganze Mission in den Augen vieler zu einem selbstmörderischen Unternehmen geworden, diese Mission, bei der es nur zwei Möglichkeiten gab: knapp oder gar nicht. Das betraf sowohl das unmittelbare Überleben der Astronauten als auch die erfolgreiche Ablenkung Schiwas.
    Ein Steinbrocken, der ein wenig schneller flog als die anderen, hatte Alpha I gestreift. Hastig blickte Menschow auf die Luftdruckkontrolle. Alles in Ordnung. Eine Beule, aber kein Leck.
    » Bolschoi kommt ein«, meldete Issindo von Alpha II. Rasch gab er die erforderlichen technischen Daten über Richtung und Geschwindigkeit, bezogen auf die Masse Schiwas.
    »Ein Grad tiefer, ein Grad Ost«, meldete Menschow.
    »Wir sind getroffen«, berichtete Diego unbewegt. »Kabinendruck fällt. Halten Geschwindigkeit. Major Nissen flickt das Leck.«
    Schnelle Arbeit, dachte Jagens. Die Russen waren gut. Oder es war nur ein kleines Loch. Alle Schiffe hatten Heftpflaster für kleinere Lecks: die Schutzschicht abziehen, den runden Fleck auf das Loch drücken, und in ein paar Sekunden war es durch chemische Reaktion ganz hart und fest.
    Ping! Pinnng!
    Zwei weitere leichte Treffer auf Alpha I. Sie befanden sich jetzt tief im Schwarm, Alpha II hinter ihnen.
    Bump.
    Sie waren gegen einen größeren Brocken gestoßen. Jagens sah ihn wegtrudeln, einen Strom von Partikeln zerteilen, in dem Gesteinsstaub, den so lange, lange Zeit niemand gestört hatte, eine Bugwelle aufwühlen.
    Ihnen allen dehnte sich die Zeit. Houston versuchte, Sprechverbindung mit ihnen aufzunehmen, doch sie ignorierten die abgerissenen, durch den Schwarm verzerrten

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