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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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strahlend für seinen Geschmack. Und dann diese Spannung um die unnatürlich glänzenden Augen. Drogen. Alle nahmen ja welche, in der einen oder anderen Form. Eine Kapsel Vergessen. Glück in Pillen.
    Leise ging er hinaus und faßte Steve Banning beim Ellbogen. »Wo ist Reed?« fragte er.
    »Draußen im Westen«, entgegnete Banning achselzuckend. Gorman Reed war Vizepräsident der USA, jedoch in Washington hielt man nicht viel von ihm. Er war ein beliebtes Objekt für die Witze von Nightclub-Entertainern, aber das war prominenten Politikern schon immer so gegangen. Heutzutage war es meist Galgenhumor.
    »Ist er auf dem laufenden?«
    »Er bekommt jeden Tag den Standard-Lagebericht. Warum?«
    Murray wandte sich nach der bewachten Tür zum Wohntrakt um. »Vielleicht wird er gebraucht«, antwortete er finster.
    Auch Banning sah sich rasch und verstohlen um. »Sie meinen, hm…« Blinzelnd hielt er inne. Er hatte Angst weiterzusprechen. Murray nahm ihn wieder beim Arm und zog ihn die Halle entlang bis fast zum Schlafzimmer der Königin. »Ob er sich mit Barbara Carr im Bett herumsielt oder nicht, darum scheren sich die Leute einen Dreck. Es könnte ihm sogar ein paar Stimmen einbringen, wenn es bekannt würde. Aber er hat keine Chance mehr zu kandidieren, Steve.«
    »Ach, Myron, Sie…«
    »Hören Sie, Steve, es ist mein Ernst. Er versinkt in seiner eigenen kleinen Welt. Eine sehr erfreuliche Welt: Musik, Sex, keine Sorgen. Er rennt nicht wie Nixon in der Halle herum und spricht mit den Porträts. Er säuft nicht wie Grant. Er ist kein religiöser Eiferer geworden wie Scott. Aber er bricht zusammen.«
    »Das darf keiner wissen«, fiel Banning hastig ein.
    »Gorman Reed muß es erfahren. Mathison und Hopkins auch. Wenn sie es nicht schon wissen.« Wieder sah er sich nach der Tür um, und Banning nickte. Der Führer der Senatsmehrheit und der Sprecher des Repräsentantenhauses verfügten über ein dichtes Nachrichtennetz innerhalb der gesamten Bürokratie der USA. Eindringlich und argwöhnisch sah er Murray an. »Wollen Sie damit sagen, wir müßten an Artikel 2 denken?«
    »Nein – an Artikel 20. Absatz 3 und Artikel 25, Absatz 2.«
    Bei jedem Wort wurde Bannings Miene betroffener und besorgter. »Meinen Sie, wir…«
    »Nein, natürlich nicht. Wir müssen nur die geeigneten Persönlichkeiten darauf hinweisen, daß…« Murray blickte den Korridor hinunter und zog Banning noch weiter von dem Posten weg. »… daß ein solches Vorgehen notwendig werden könnte. Wir müssen den Obersten Richter verständigen, außerdem Reed, Hopkins, Mathison, den Secret Service.«
    »Jesus Christus, Murray…« Banning wischte sich das Gesicht mit der fleischigen Hand. »Die Medien werden uns kreuzigen, wenn sie denken, daß wir…«
    »Das tun wir nicht. Und vergessen Sie Ihre verdammten Medien, Steve! Sie sind kein Moderator mehr, sondern Beamter des Weißen Hauses mit der Pflicht zur Loyalität der Präsidentschaft gegenüber.« Er grub seine Finger in Bannings Arm. »Der Präsidentschaft, Steve, nicht dem Präsidenten.«
    Banning nickte widerwillig. Er kam sich wie in der Falle vor. »Jesus Christus, wer zum Teufel will denn Reed an der Spitze haben? Der ist doch ein blöder Cowboy! «
    »Ein Weststaatler, kein Cowboy, Steve. Das ist ein großer Unterschied, und ich finde, darüber sollten Sie sich jetzt gleich klarwerden.«
    Banning nickte verkniffen. Seine Augen schweiften umher.
    »Er bricht zusammen, Steve. Alles deutet darauf hin. Es ist ein Wunder… es ist ein Wunder, daß er so lange durchgehalten hat.«
    »Sie waren lange bei ihm, nicht wahr?«
    Murray nickte. Man sah ihm an, wie nahe es ihm ging. »Das ist jetzt unwichtig. Wichtig sind nur das Land, und die Welt.« Er atmete tief ein. »Ich gehe nach Teller.«
    Stirnrunzeln blickte Banning ihn an. »Sie wollen sich in diesen Berg verkriechen?«
    »Nein. Ich will persönlich den Vizepräsidenten ins Bild setzen.«
    »Ein bißchen Maulwurfs arbeit, Murray?« fragte Banning mißtrauisch.
    »Zu einem verfassungsmäßig einwandfreien Vorgehen wie bei dem ersten Johnson [xii] oder wie sie es damals bei Nixon gemacht haben, ist einfach keine Zeit mehr. Ich tue meine Arbeit, weiter nichts.«
     
    »Ihre Aufgabe ist, das durchzuführen, was der Präsident durchgeführt haben will.«
    »Ja – wenn er nicht…« Murray brach ab. Wieder holte er tief Atem. »Ich tue, was getan werden muß.«
    »So was steht dann hinterher in allen Geschichtsbüchern«, sagte Banning und ging mit

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