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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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Aufgabe da«, sagte er, »unsere wahre Aufgabe.« Sie atmeten aus; ihre Gesichter waren noch immer leer. Er streckte seiner Frau die Arme entgegen. »Komm, mein armer Liebling!« Armes, verängstigtes Geschöpf – es war doch so klar! So vieles war ihm heute klar geworden und wurde immer klarer.
    Er schloß sie in die Arme. Ein kleines schwarzes Mal an ihrem Unterkiefer fiel ihm ins Auge, schien größer zu werden. Körpermale, äußere Zeichen der Verstörung die sie fühlte. So war sie immer gewesen, nie wirklich frei von den Zwängen der Gegenwart, nicht imstande, über das Gewirr dessen hinauszusehen, was sie unmittelbar umgab. Dem Körperlichen verhaftet.
    Er nahm sie fester in die Arme, um Selbstvertrauen in sie hineinzupressen, in das sterbliche Erden-Fleisch, das ihm anvertraut war.
    Seltsam, was er jetzt alles sah! Wie sie den Hals reckte, um ihn zu küssen, wie zerdrückt ihr Körper war, wie flach ihre Brüste an seiner Brust lagen! So schwächlich, so leicht gebaut war sie. Er sah über sie hinweg auf seine Kinder. Hoffnung und Vertrauen malte sich auf ihren Gesichtern. Schon konnte er spüren, wie Kraft von ihm ausging und auf die überfloß, die bei ihm waren.
    Er sah aus dem Fenster auf die häßliche, graue, von der Abenddämmerung erfüllte Straße, gestreift von den bleichen Lichtbalken aus den Rängen und Fenstern der Apartments. Er konnte die Leere fühlen, die da draußen auf ihn wartete, auf die summende frische Kraft, die er bringen konnte.
    »Nun ist kein Zweifel mehr in der Welt«, sagte er, »wir sehen, was das bedeutet.«
    Seine Frau löste sich von ihm, damit sie ihm in die Augen sehen konnte. Ihre Lippen öffneten sich, um einen Laut herauszulassen, einen zögernden, von Zweifeln durchsäuerten Laut.
    »Sie werden versuchen, es aufzuhalten«, sagte er. »So denken diese Technokraten eben. Aber das können sie nicht. Es ist die göttliche Gerechtigkeit, von der wir immer gesprochen haben.«
    »Gerechtigkeit?« fragte die Frau mit hohler Stimme.
    »Die Reinigung, meine Liebe.«
    Sein Sohn, sieben Jahre alt, richtete sich im Stuhle auf. »Dieser große Stein haut auf die Erde, Daddy? Du meinst, der Präsident kann ihn nicht aufhalten?« Der Junge war verwirrt. Nun, das ist nur natürlich, dachte Kress. Das Nachrichten-Hologramm hat dem Jungen den Blick für das Wesentliche verdunkelt.
    »Diese schrecklichen Brände und das Massensterben, die wir in diesen Tagen gesehen haben«, erläuterte Kress, »sind Vorzeichen, mein Sohn.« Er fühlte, daß sich seine Stimme weitete und ihm die Brust füllte; er empfand, daß es ihm gegeben war, sich selbst zu projizieren. Schon immer war er dem Herrn für diese Gabe dankbar gewesen. Sie hatte ihm durch dieses Leben geholfen. Dank seiner charismatischen, magnetischen Ausstrahlung stieg er in jeder Kirche, der er beitrat, rasch auf, bis »sie«, die Werkzeuge der Finsternis, sich gegen ihn erhoben und ihn hinaustrieben.
    Doch in Wahrheit war er es, der sie austrieb, ihre befleckte Kirche, ihr blindes Vorurteil, ihre vernunftwidrigen, animalischen Reaktionen. Endlich sah er, zu welchem Zweck ihm diese Gabe in Wahrheit verliehen war: für die jetzt kommenden Tage. Für die Zeit der Letzten Dinge.
    »Es sind doch Leute gestorben, Daddy. Sterben noch mehr?«
    »Das muß sein.« Er ließ seine Frau los und breitete die Arme aus. »Die Hand, die jetzt auf uns niederfällt, kann keiner aufhalten.«
    »Aber Daddy, der Präsident hat doch gesagt…«
    »Verblendung! Dieser Mann ist ein Gefangener der gottlosen Mächte, die heimlich dieses Land regieren. Er sieht die Wahrheit nicht, die hinter diesem Geschehen steht.« Mit Adlerblick bannte er die starren Augen seines jungen Sohnes und dessen noch jüngerer Schwester, und sie wichen entsetzt zurück.
    Seine Frau berührte seinen Arm und fragte schüchtern: »Liebster, der Präsident hat aber doch gesagt, sie hätten Mittel, ihn aufzuhalten, vielleicht nicht ganz sicher, aber doch fast sicher, und…«
    Kress lachte ein rollendes Lachen, das anschwoll und den Raum erfüllte. Er trat einen Schritt zur Seite, sprach gegen die Wand, an der die zweidimensionalen Familienfotos hingen: »Es wird ihnen nicht gelingen!« verkündete er seinen Ahnen. Dann wandte er sich wieder um. »Sich dem, was kommt, entgegenzustemmen, ist Sünde!« Mit ausgestrecktem Arm deutete er auf Frau und Kinder. »Mein Weib – wenn sie wirklich versuchen, Gottes Hand zurückzuhalten, werden wir sie daran hindern.« Er richtete sich hoch auf.

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