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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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Canaveral eingeflogen. Pure Kosmetik natürlich. Die Senatoren, deren Komitee unter den jetzigen Umständen in der Raumfahrt nur eine periphere Rolle spielte, wollten über die Schiwa-Aktion etwas mehr Einfluß herausschinden.
    Carl war einem der Senatoren von langer Hand her verpflichtet und hatte das nun endlich glattgemacht, indem er sich ihre Ideen anhörte. Saublöde Ideen, natürlich. Es war schon viel zu spät, als daß der Kongreß noch etwas tun konnte – außer daß er nicht im Wege stand. Aber das Dinner war erfreulich gewesen. Mageres Kalbsschnitzel, eine delikate Sahnesauce dazu und Spinatsalat. Getränk: ein halbtrockener Pinot Chardonnay. Und Liköre zum Abschluß. Ein ganzes Ende besser als das gesunde, aber langweilige NASA-Futter. Und die Hotelsuite war eine andere Welt im Vergleich zu den gnadenlos rechteckigen Flachdachgebäuden des Johnson-Space-Center mit den blanken Holzfußböden und dem Regierungsmobiliar.
    Carl wußte einen Szenenwechsel zu schätzen, und man kam verdammt schwer von der NASA weg. Um über Nacht in Houston bleiben zu dürfen, nur ein paar Autominuten von der Basis entfernt, hatte er seine Beziehungen beträchtlich spielen lassen müssen.
    Der Wachbeamte kam zurück und hielt die Tür auf. »Alles überprüft, Captain Jagens.«
    Carl trat ins Zimmer und wandte sich um. »Fein. Bitte sagen Sie Ihren Leuten Bescheid, daß ich in Kürze Besuch erwarte.«
    Sofort wurde Russel wachsam. »Ah, Sir, das ist aber nicht eingeplant.«
    »Ich weiß. Hat sich in letzter Minute ergeben.«
    Die Sache schien dem Sicherheitsbeamten unangenehm zu sein.
    »Da muß ich aber die Spezifikation des Betreffenden haben, Sir, und muß sie abrufen. Ich kann die Verantwortung nicht übernehmen ohne…«
    »Hier.« Carl zog einen zusammengefalteten Zettel aus der Brusttasche und reichte ihn Russel. Der las ihn rasch und dann noch einmal etwas langsamer. »Haben wir über diese… diese Persönlichkeit eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vorliegen, Sir?«
    »Brauchen Sie nicht, Mr. Russel. Wir führen kein sicherheitsrelevantes Gespräch. Ein reiner Privatbesuch.«
    »Tja…«
    Carl sah ihn eindringlich an. Russel schien erhebliche Bedenken zu haben. Er atmete tief ein und aus, dann sagte er: »Na ja, es wird schon in Ordnung gehen, nehme ich an. Ich werde es als unwesentliche Programmänderung durchtelefonieren.«
    »Sehr schön.« Er lächelte Russel an, und dieser lächelte automatisch zurück. »Danke«, sagte Carl, legte ihm eine Hand auf die Schulter und drehte ihn sanft zur Tür. »Ich weiß das zu schätzen.«
    Als der Beamte gegangen war, trat Carl ins Schlafzimmer, zog einen dicken versiegelten Umschlag aus der Tasche und warf ihn aufs Bett. Dann zog er sein Jackett aus, trat aus den Schuhen und legte sich hin. Er schob den Daumennagel unter das Siegel, brach es auf und zog den Inhalt aus dem Kuvert. Es gab immer irgendwelche Papiere durchzusehen und abzuzeichnen.
    Diesmal handelte es sich um einen Stimmungsbericht des Nachrichtendienstes, zum größten Teil deprimierend. Das Wegbleiben von der Arbeit war überall zu einem ernsten Problem geworden; aber in dieser Gegend, wo alle mehr oder weniger für das Schiwa-Projekt arbeiteten, wirkte es sich besonders schlimm aus. Die Zulieferungsfirmen konnten nicht mit konstanten Belegschaften rechnen, besonders nicht bei den hochspezialisierten Arbeitern. Carl schüttelte den Kopf, als er die Berichte las. Sie waren im üblichen Behördenstil gehalten, aber sie ergaben nichtsdestoweniger ein klares Bild. Die Menschen hatten einfach kein Vertrauen mehr in ihre eigene Zukunft. Seit Jahren redete alle Welt davon, daß die Leute keinen Respekt mehr vor der Vernunft hätten – zum Teufel, das war schon ein richtiges Schlagwort –, aber das, um Gottes willen…
    Früher hatte Carl (wenn er überhaupt schon über dergleichen nachdachte) geglaubt, gerade in einer Krisensituation würden bei der Mehrheit des Volkes die positiven Kräfte zum Tragen kommen. Statt dessen nahmen die ständigen Meteoreinschläge den Menschen allen Mut, den sie noch hatten. Vor hundert Jahren waren die Menschen aus härterem Stoff, dachte er. Andererseits wären sie vor hundert Jahren gegen Schiwa vollkommen hilflos gewesen. Vielleicht glich sich das aus.
    Es klopfte.
    Er öffnete. Draußen stand der Sicherheitsbeamte mit leicht verkniffener Miene neben einer schwarzhaarigen Frau, die seltsam erwartungsvoll lächelte. »Miss Conner, Sir.« Carl nickte, trat beiseite und ließ sie

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