Schlachtfeld der Verfluchten
ihm stehen blieb...
***
»Nichts«, sagte ich, »nichts. Sie ist einfach zu schnell gewesen. Urplötzlich war sie verschwunden. Und was ist bei dir gewesen?«
»Das Gleiche.«
Ich ärgerte mich und sagte: »Also haben sie uns geleimt.«
»Kann man in etwa so interpretieren.«
»Und was ist mit dem Weißhaarigen?«
Suko hob seine Augenbrauen an. »Er heißt Juri. Besser gesagt, er hieß Juri und war Karina’s Informant.«
»Dann ist er tot?«
»Leider.«
»Verdammt.« Ich ballte die Hände zu Fäusten. »Den Beginn hier hätte ich mir auch anders vorgestellt.«
»Ein glatter Schuss in den Rücken und mitten durch Herz. Das kennen wir ja von London.«
»Ja, leider. Hat er Karina denn noch weiterhelfen können?«
»Keine Ahnung. Das musst du sie selbst fragen. Lange genug zusammengesessen haben sie ja.«
»Okay, dann lass uns hingehen.«
Mir fielen die Polizisten auf, die umhergingen oder einfach nur als Wachen standen. Wir wurden nicht aus den Augen gelassen, aber man behinderte uns auch nicht.
Gemeinsam betraten wir das Restaurant. Dort war ein Arzt dabei, den wimmernden Kellner zu versorgen. Er zog ihm langsam den Pfeil aus der Schulter, was verdammt schmerzhaft und auch nicht die richtige Methode war. Das hätte er besser im Krankenhaus getan.
Auf der Terrasse sahen wir Karina Grischin. Sie schaute zu, wie der Tote in einen primitiven Sarg gelegt wurde. Damit er hineinpasste, hatte man den Schaft des Pfeils einfach geknickt. Danach wurde der Deckel befestigt. Jetzt konnte die Leiche abtransportiert werden.
Karina kam auf uns zu. Sie hob dabei die Schultern. »Schade, wir waren nicht schnell genug. Aber unternimm mal was gegen Menschen, die aus dem Hinterhalt schießen.«
»Menschen?«
»Zumindest sehen sie so aus, John. Aber du hast auch nichts erreicht, oder?«
»Leider nicht. Der Vorsprung war bereits zu groß, und diese Amazone hat sich nicht zum Kampf gestellt. Als wäre sie über das Schicksal ihrer Artgenossin informiert gewesen.« Ich schaute sie direkt an. »Unsere Hoffnung ruht auf dir.«
»Kann ich mir denken.«
»Hast du was herausgefunden, Karina? Du hast dich schließlich mit dem Weißhaarigen unterhalten.«
Sie nickte. »Zum Glück hat mir Juri noch einiges erzählen können, aber darüber reden wir im Hotel.«
»Das heißt, wir gehen zurück?«
»Ja, wohin sonst?«
***
»Ist okay.«
»Ihr könnt schon vorgehen. Ich muss mit den Vertretern der Behörden noch etwas regeln. Je weniger Menschen euch sehen, umso besser ist es. Da können auch keine Fragen gestellt werden.«
»In der Bar?«
Sie lächelte. »Wo sonst?«
Außer Suko und mir bevölkerten noch drei weitere Personen die Hotelbar, zwei Männer und eine Frau, die sich kannten. Sie saßen allerdings am Tresen. Zwischen ihnen war ein Laptop aufgeklappt, und alle drei starrten auf den Monitor.
Wir hatten uns in eine Ecke zurückgezogen, die recht spärlich beleuchtet war. Der Keeper hatte uns Wasser serviert, und ich ärgerte mich über die etwas zu schmalen Stühle, deren Kunstleder sich wie kalte Pappe anfühlte.
Entspannen konnte man sich hier nicht, auch wenn der Raum durch leise Klaviermusik gefüllt wurde. Man spielte die üblichen Barmelodien, die man kaum wahrnimmt, weil man sich zu leicht an sie gewöhnt.
»Wenn du einen Blick in die Zukunft werfen könntest, was würdest du da sehen, John?«
Ich warf keinen Blick in die Zukunft, sondern einen gegen die Decke, die einen grauen Anstrich hatte.
»Das kann ich dir nicht sagen.« Mein Blick glitt wieder in den Raum. »Ich hoffe nur, dass wir die verfluchten Amazonen stellen können.«
»Und wo?«
»Frage mich nicht so etwas Schweres.«
Suko zog mit der Spitze seines rechten Zeigefingers Kreise über den Tisch. »Wir haben von einem Schlachtfeld der Verfluchten gehört. Ich könnte mir vorstellen, dass wir unsere Amazonen dort finden.«
»Nicht schlecht gedacht. Und wo liegt es?«
»Das müsste Karina wissen. Ich hoffe zumindest, dass ihr dieser Juri das gesagt hat. Sie kam mir schon recht optimistisch vor, was seine Aussage anging.«
»Dann geht es wohl mal wieder in die Prärie.« Ich schüttelte den Kopf. »Mir bleibt auch nichts erspart. Wenn ich den Gedanken weiterspinne und trotzdem bei dem Schlachtfeld bleibe, dann haben sich möglicherweise die toten Amazonen aus ihren Gräbern erhoben und sind nun zurückgekehrt, aus welchen Gründen auch immer.«
»Fragen wir Karina.«
»Da kommt sie übrigens.«
Die Russin hatte die Bar soeben betreten.
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