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Schlachtfeld der Verfluchten

Schlachtfeld der Verfluchten

Titel: Schlachtfeld der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollte sie uns demonstrieren, dass sie ein Hindernis war, das niemand so leicht aus dem Weg räumen konnte.
    Der Mund war spöttisch verzogen, und es sollte wohl ein Grinsen sein. Ich grinste zurück, bevor ich antwortete: »Seit wann schlagen intelligente Menschen andere mit Peitschen?«
    »Komm mir nicht so. Die alten Methoden sind oft noch immer die besten. Das wissen wir von den Amazonen. Ich hatte viel über sie gelesen. In den Bibliotheken von Moskau und St. Petersburg kann man so einiges über sie finden.«
    »Warst du Studentin?«
    »Du hast es erfasst. Aber das reichte mir nicht mehr. Ich wollte etwas Besonderes und die Macht der Frauen wieder aufleben lassen. Deshalb habe ich mir Gleichgesinnte gesucht, und wir haben das Volk der neuen Amazonen gegründet. Hier, wo sie von den Skythen geschlagen wurden, werden sie wieder neu erstehen. Man hat ihre Körper vernichten können, nicht aber ihren Geist, und den haben wir gefunden.«
    »Bist du Atema?«, fragte ich.
    Da konnte sie nur lachen. »Nein, diese Ehre ist mir nicht zuteil geworden. Aber keine Sorge, du wirst sie gleich erleben, denn Atema ist hier. Sie wird eure Hinrichtung befehlen und sie möglicherweise selbst durchführen, denn lebend werdet ihr das Feld nicht verlassen. Unser Geheimnis muss gewahrt bleiben. Egal, wer es verraten wollte, wir haben ihn uns geholt. Selbst im fernen London.«
    »Was habt ihr vor?«
    »Wir wollen die Macht! Ja, die Macht der Amazonen, wie es sie schon mal gegeben hat in diesem Land. Und jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür. Russland, der schwerfällige Koloss, befindet sich in einem Umbruch. Überall lehnen sich Menschen gegen die Zentrale auf. Es kommt zu Aufständen, zu Kriegen, zu Geiselnahmen. Wer denkt in solchen Zeiten schon an eine Rückkehr eines längst in der Vergangenheit verschwundenen Volkes.«
    »Da wird es auch bleiben!«, erklärte ich.
    Ich war gespannt, welche Antwort Jamila mir geben würde, und konnte nur überrascht sein, als sie mir zustimmte.
    »Ja, sie bleiben in der Versenkung verschwunden. All die Leiber, die hier unter der Erde liegen. Aber nicht der Geist. Die Toten haben sich gemeldet. Wir haben sie angerufen. Die alten Beschwörungen verlieren nie ihre Kraft, und deshalb sind ihre Geister aus den Tiefen der Erde wieder in die Höhe gestiegen, um uns, die neuen Amazonen, zu unterstützen. Was einmal zu einem Massengrab geworden ist, zeigt sich nun als neue Geburtsstätte. Damals hieß die Anführerin Atema, und heute heißt sie ebenfalls so. Sie ist als reinrassige Amazone geboren. Viele Kilometer im Osten stand ihre Wiege, doch als sie das Licht der Welt erblickte, in einem Zelt aus Jurte, da wussten die Mongolen sofort, dass sie nicht zu ihnen gehörte, weil sie so anders war. Sie gaben das Kind einer Karawane mit. Es wuchs heran, und es spürte, was seine Bestimmung war. Dass jemand in ihr steckte, der einen Namen besaß, der aber kein Mensch, sondern nur Geist war, eben Atema. Jetzt ist sie wieder zurück auf das Schlachtfeld gekehrt, aber diesmal wird sie nicht unterliegen, sondern siegen, denn sie kann sich auf die Macht der Totengeister verlassen, die auch auf uns übergegangen ist. Jede von uns spürt etwas in sich von der alten Kraft dieser Frauen.«
    Ich hatte zugehört und Jamila mit keinem Wort unterbrochen. Auch wenn es nicht unbedingt nachvollziehbar war, es gab für mich keinen Grund, ihr nicht zu glauben.
    Karina und Suko hatten sich zurückgehalten. Die Amazonen hockten auf ihren Tieren oder waren abgestiegen, aber sie alle ließen keinen Blick von uns, und manche Hand war auf den Griff eines Schwertes gelegt.
    Der Staub war jetzt völlig zu Boden gesunken. Ich wunderte mich beinahe darüber, wie klar die Luft war. Als ich mich umschaute, da sah ich, dass der Boden in der Umgebung nicht nur flach und mit Steppengras bewachsen war. Es lag nicht weit entfernt graues Geröll. Steinhaufen, von denen einige so groß waren, dass sie von einem Erwachsenen erklettert werden konnten.
    »Gut, Jamila, wir haben dich gehört. Aber du bist uns bisher den Beweis schuldig geblieben.«
    Die Amazone schüttelte unwillig den Kopf. »Er ist bereits unterwegs, dein Beweis. Spürst du ihn denn nicht?«
    »Nein!«
    »Hörst du nicht das Singen der Toten? Hörst du nicht, dass die Geister bereits unterwegs sind?«
    »Nein.«
    »Dann seid ihr nicht würdig, hier zu stehen!«, erklärte sie mit fester Stimme und wandte sich an Karina. »Und deshalb kannst du auch nie zu uns gehören.« Fast

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