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Schlachthof 5

Schlachthof 5

Titel: Schlachthof 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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Frau Valencia im Lauf der Jahre geschenkt hatte. »Mein Gott « , sagte Maggie White, »sie hat bereits den größten Brillanten bekommen, den ich, außer im Film, gesehen habe. « Sie sprach von dem Brillanten, den Billy aus dem Krieg heimgebracht hatte.
    Das Stückchen Zahnprothese, daß er zufällig innen in seinem kleinen Impresariomantel gefunden hatte, befand sich in der Schachtel mit seinen Manschettenknöpfen in der Schublade seines Toilettentisches. Billy hatte eine wundervolle Sammlung von Manschettenknöpfen. Es war bei der Familie üblich, ihm an jedem Vatertag Manschettenknöpfe zu schenken. Er hatte jetzt Vatertagmanschettenknöpfe an.
    Sie hatten über hundert Dollar gekostet. Sie waren aus antiken römischen Münzen gemacht. Er hatte im oberen Stockwerk ein Paar, das aus kleinen Rouletterädern bestand, die sich regelrecht drehen ließen. Er hatte ein anderes Paar mit einem richtigen Thermometer in dem einen Knopf und einem richtigen Kompaß im anderen.

    Billy bewegte sich jetzt unter den Gästen — nach außen hin normal. Kilgore Trout beschattete ihn, darauf bedacht, herauszubringen, was Billy vermutet oder gesehen hatte. Die meisten Romane von Trout handelten schließlich von Zeitverzerrungen, übersinnlichen Wahrnehmungen und anderen unerwarteten Dingen. Trout glaubte an derlei Dinge und wallte unbedingt ihr Vorhandensein bewiesen sehen.
    »Haben Sie jemals einen lebensgroßen Spiegel auf den Boden gelegt und dann einen Hund darauf gestellt? « wollte Trout von Billy wissen.
    »Nein. «
    »Der Hund wird hinunterschauen und ganz plötzlich merken, daß nichts unter ihm ist. Er glaubt, er stehe auf dünner Luft. Er wird eine Meile weit springen. «
    »Ja, wirklich? «
    »So schauten Sie drein — als ob Sie ganz plötzlich merkten, daß Sie auf dünner Luft standen. «
    Das Amateurquartett sang wieder. Billys Gefühle wurden erneut aufgewühlt. Das Erlebnis war eindeutig mit diesen vier Männern und nicht mit dem, was sie sangen, verbunden. Hier ist, was sie sangen, während Billy innerlich zerissen wurde:
      Elf Cent Zwirn, vierzig fürs Fleisch nicht vergessen,
    Wie in der Welt kann ein armer Mann essen?
    Bete um Sonnenschein, denn es kommt Regen,
    Alles wird schlechter, auf nichts ruht ein Segen.
    Hab eine Bar gebaut, bemalt und bieder,
    Kam ein Gewitter auf und brannt' sie nieder.
    Zwecklos zu sagen, was jeder muß tragen,
    Mit elf Cent Zwirn und vierzig für den Magen.
    Elf Cent Zwirn und eine Wagenladung Steuer,
    Die Last ist zu schwer, sie ist ungeheuer ...  Und so weiter.
     
    Billy floh nach oben in sein hübsches weißes Heim.
    Trout wäre mit ihm nach oben gekommen, wenn Billy ihm nicht gesagt hätte, das nicht zu tun. Dann ging Billy in das obere Badezimmer, das dunkel war. Er schloß und verriegelte die Tür. Er ließ es dunkel und merkte allmählich, daß er nicht allein war. Sein Sohn hielt sich darin auf.
    »Paps? « sagte sein Sohn in der Dunkelheit. Robert, der zukünftige Green-Beret-Soldat, war damals siebzehn. Billy hatte ihn gern, kannte ihn aber nicht sehr gut. Billy hatte unwillkürlich den Verdacht, daß es nicht viel über Robert zu wissen gab.
    Billy schaltete das Licht an. Robert saß mit seiner Pyjamahose um seine Fußknöchel auf der Toilette. Er hatte eine elektrische Gitarre bei sich, die an einem Band um seinen Nacken hing. Er hatte die Gitarre gerade an diesem Tag gekauft. Er konnte nicht auf ihr spielen und lernte es auch nie. Ihre Farbe war von einem perlmuttartigen Rosa.
    »Hallo, Sohn « , sagte Billy Pilgrim.

    Billy ging in sein Schlafzimmer, obwohl unten Gäste waren, die unterhalten werden wollten. Erlegte sich auf sein Bett und schaltete die »Magischen Finger « an. Die Matratze vibrierte und trieb einen Hund unter dem Bett hervor. Der Hund war Spot. Der gute, alte Spot war damals noch am Leben. Spot legte sich wieder in eine Ecke.

    Billy dachte angestrengt über die Wirkung nach, die das Quartett auf ihn gehabt hatte, und fand dann eine Gedankenverbindung zu einem Erlebnis, das er vor langer Zeit gehabt hatte. Er reiste nicht zeitlich zu dem Erlebnis. Er erinnerte sich nur verschwommen daran — wie folgt:
    Er war unten in dem Fleischkeller in jener Nacht, als Dresden zerstört wurde. Oben waren Geräusche wie von riesigen Schritten. Es waren Reiheneinschläge hochexplosiver Bomben. Die Riesen schritten und schritten. Der Fleischkeller war ein sehr sicherer Unterstand. Alles, was dort unten geschah, war ein gelegentlicher Schauer von Kalkbewurf. Die

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