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Schlachthof 5

Schlachthof 5

Titel: Schlachthof 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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Muster darstellte. Es sollte überhaupt keine Mondmenschen geben.
     
    Amerikanische Kampfflieger stießen im Rauch herunter, um zu sehen, ob sich etwas bewegte. Sie sahen Billy und die übrigen sich dort unten bewegen.  Die Flugzeuge berieselten sie mit MG-Salven, aber die Kugeln gingen fehl. Dann sahen sie andere Leute am Flußufer entlanggehen und schossen auf sie. Sie trafen einige von ihnen. So geht das.
    Es sollte das Kriegsende beschleunigen.
     
    Billys Geschichte endete sehr merkwürdig in einer von Feuer und Explosionen unberührten Vorstadt.
    Die Wachsoldaten und die Amerikaner kamen bei Einbruch der Nacht zu einem Gasthaus, das offen und zum Geschäft bereit war. Es brannte Kerzenlicht. In drei offenen Kaminen loderte unten Feuer. Leere Tische und Stühle warteten auf jeden, der kommen würde, und oben gab es leere Betten mit aufgeschlagenen Decken.

    Es gab einen blinden Gastwirt und seine sehende Frau, welche die Küche besorgte, und ihre beiden jungen Töchter, die als Serviererinnen und Zimmermädchen tätig waren. Diese Familie wußte, daß Dresden zerstört worden war. Die mit Augen hatten es an allen Ecken und Enden brennen sehen und begriffen, daß sie jetzt am Rande einer Todeswüste lebten. Trotzdem hatten sie den Betrieb geöffnet, die Gläser poliert, die Uhren aufgezogen, und die Feuerstellen geschürt und warteten und warteten, um zu sehen, wer kommen würde.
    Es kam kein großer Zustrom von Flüchtlingen aus Dresden. Die Uhren tickten weiter, die Feuer knisterten, die durchsichtigen Kerzen tropften. Und dann klopfte es an die Tür, und herein kamen vier Wachsoldaten und hundert amerikanische Kriegsgefangene.
     
    Der Gastwirt fragte die Wachen, ob sie aus der Stadt gekommen seien.
    »Ja. «
    »Kommen noch mehr Leute? «
    Und die Wachen erwiderten, auf dem schwierigen Weg, den sie eingeschlagen hatten, hätten sie keine andere lebende Menschenseele gesehen.

    Der blinde Gastwirt sagte, die Amerikaner könnten diese Nacht in seinem Stall schlafen, und er brachte ihnen Suppe, Ersatzkaffee und ein kleines Bier. Dann kam er heraus in den Stall, um zu hören, was sie sprachen, als sie sich ins Stroh betteten.
    »Gute Nacht, Amerikaner « , sagte er auf deutsch.
    »Schlaft gut. «
     

9
     
    Hier nun, wie Billy Pilgrim seine Frau Valencia verlor.
    Er lag besinnungslos im Krankenhaus von Vermont, nachdem das Flugzeug am Sugarbushberg abgestürzt war, und Valencia, die von dem Unglück erfahren hatte, fuhr von Ilium in dem Familiencadillac El Dorado Coupe de Ville zum Krankenhaus. Valencia war wie von Sinnen, denn man hatte ihr offen gesagt, daß Billy vielleicht sterben müsse oder, wenn er am Leben blieb, möglicherweise dahinvegetieren würde.
    Valencia betete Billy an. Sie weinte und jammerte beim Fahren so sehr, daß sie die richtige Abzweigung von der Autostraße übersah. Sie betätigte ihre Servobremsen, und ein Mercedes krachte von hinten in sie hinein. Niemand wurde verletzt, Gott sei Dank, denn beide Fahrer benutzten Sitzgurte. Gott sei Dank, Gott sei Dank! Der Mercedes büßte nur einen Scheinwerfer ein. Aber das hintere Ende des Cadillacs glich dem nassen Traum eines Karosserie- und Kotflügelherstellers. Der Kofferraum und die Kotflügel hatten etwas abbekommen. Der aufgerissene Kofferraum sah aus wie der Mund eines Dorftrottels, der erklärte, daß er nichts über nichts wisse. Die Kotflügel waren verzogen. Die Stoßstange stand reichlich schräg nach links. »Wählt Reagan zum Präsidenten! « besagte ein Aufklebezettel auf der Stoßstange. Das Rückfenster war von Sprüngen geädert. Die Auspuffklappen lagen auf dem Pflaster.
    Der Fahrer des Mercedes stieg aus und ging zu Valencia, um zu sehen, ob sie in Ordnung war. Sie plapperte hysterisch etwas von Billy und dem Flugzeugabsturz, und dann schaltete sie den Gang ihres Wagens ein und überfuhr die Mittellinie, wobei sie ihre Auspuffklappen zurückließ.
    Als sie am Krankenhaus ankam, liefen die Leute an die Fenster, um zu sehen, woher der ganze Lärm kam. Der Cadillac, bei dem die beiden Auspuffklappen fehlten, hörte sich wie ein schwerer Bomber an, der mit einem Flügel und einem Stoßgebet zurück kam. Valencia stellte den Motor ab, brach aber dann über dem Steuerrad zusammen, während die Hupe dröhnte. Ein Arzt und eine Krankenschwester kamen herausgelaufen, um zu sehen, was los war. Die arme Valencia hatte, von dem Kohlenmonoxid betäubt, das Bewußtsein verloren. Sie war himmelblau angelaufen.
    Eine Stunde später war sie

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