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Schlachthof 5

Schlachthof 5

Titel: Schlachthof 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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Zeitungsausträger, tyrannisiert, schmeichelt und beschwindelt kleine Jungen.

    Billy begegnete ihm zum erstenmal im Jahre 1964.  Billy fuhr seinen Cadillac ein Hintergäßchen in Ilium entlang und fand den Weg durch Dutzende von Jungen und ihre Fahrräder versperrt. Eine Versammlung wurde gerade abgehalten. Ein Mann mit Vollbart richtete eine leidenschaftliche Ansprache an die Jungen. Er war feige und gefährlich und offenbar sehr tüchtig in seinem Beruf. Trout war damals zweiundsechzig Jahre alt. Er sagte den Gören, sie sollten ihre Starrheit aufgeben und ihre täglichen Kunden dahin bringen, daß sie auch die gottverdammte Sonntagsausgabe abonnierten. Er sagte, wer immer während der nächsten zwei Monate die meisten Sonntagsabonnements verkaufte, würde für sich und seine Eltern eine kostenlose Reise zum gottverdammten Martha's Vineyard für eine Woche bekommen, ohne für irgendwelche Ausgaben aufkommen zu müssen.
    Und so weiter.
     
    Einer der Zeitungsjungen war in Wirklichkeit ein Mädchen. Sie war völlig aus dem Häuschen.
    Trouts paranoides Gesicht kam Billy schrecklich vertraut vor, da er es auf den Schutzumschlägen so vieler Bücher gesehen hatte. Aber als er diesem Gesicht plötzlich in einem Gäßchen seiner Heimatstadt begegnete, konnte Billy nicht erraten, warum ihm das Gesicht bekannt war. Billy glaubte, daß er diesen übergeschnappten Messias irgendwo in Dresden gekannt habe. Trout sah zweifellos wie ein Kriegsgefangener aus.
    Und dann hielt das Zeitungsmädchen seine Hand hoch. »Mr. Trout « , sagte sie, »wenn ich gewinne, kann ich dann auch meine Schwester mitnehmen? «
    »Zum Teufel, nein « , sagte Kilgore Trout. »Glaubst du denn, das Geld wächst auf den Bäumen? «
    Trout hatte übrigens ein Buch über einen Geldbaum geschrieben. Der Baum hatte Zwanzigdollarscheine als Blätter. Seine Blüten waren Pfandbriefe der Regierung. Seine Früchte waren Diamanten. Er zog die Menschen magisch an, die einander rings um die Wurzeln umbrachten und einen sehr guten Dünger abgaben.  So geht das.
     
    Billy Pilgrim parkte seinen Cadillac in dem Gäßchen und wartete auf das Ende der Versammlung. Als die Versammlung aufgelöst wurde, blieb ein Junge noch zurück, mit dem sich Trout auseinandersetzen mußte. Der Junge wollte aufhören, weil die Arbeit so hart, die Arbeitsstunden so lang und die Bezahlung so gering waren. Trout war beunruhigt, denn wenn der Junge seine Arbeit wirklich aufgab, würde er den Kundenkreis des Jungen selbst beliefern müssen, bis er einen anderen Einfaltspinsel finden konnte.
    »Was bist du? « fragte Trout den Jungen zornig.  »Eine Art von Wunder ohne Eingeweide? «
    Das war auch der Titel eines Buches von Trout: Das eingeweidelose Wunder. Es handelte von einem Roboter, der einen schlechten Atem hatte und der beliebt wurde, nachdem sein übler Mundgeruch geheilt war.  Aber die Geschichte wurde, da sie schon 1932 geschrieben war, dadurch bemerkenswert, daß sie die weitverbreitete Anwendung von Flammöl gegen Menschen voraussagte.
    Es wurde auf sie aus Flugzeugen abgeworfen. Das besorgten Roboter. Sie hatten kein Gewissen und keine Leitungen, die es ihnen ermöglicht hätten, sich vorzustellen, was mit den Leuten auf dem Boden geschah.
    Trouts führender Roboter sah wie ein menschliches Wesen aus und konnte sprechen, tanzen und so weiter, ja sogar mit Mädchen ausgehen. Und niemand machte ihm zum Vorwurf, daß er Flammöl auf Leute abwarf. Aber sie fanden seinen üblen Mundgeruch unverzeihlich. Doch dann brachte er das in Ordnung und wurde von der Menschheit willkommen geheißen.

    Trout zog den kürzeren bei seinem Streit mit dem Jungen, der kündigen wollte. Er erzählte dem Jungen von den Millionären, die in ihrer Jugend Zeitungen ausgetragen hatten, und der Junge antwortete: »Tja, ja — aber ich wette, daß sie es nach einer Woche aufgegeben haben, es ist ein so fürstlicher Hungerlohn. «
    Und der Junge ließ seine volle Zeitungstasche vor Trouts Füßen stehen, mit der Abonnentenliste obendrauf. Es war jetzt Trouts Sache, diese Zeitungen auszuliefern. Er hatte keinen Wagen. Er besaß nicht einmal ein Fahrrad und hatte eine Todesangst vor Hunden.
    Irgendwo bellte ein großer Hund.
    Als Trout traurig die Tasche um seine Schulter hängte, trat Billy an ihn heran. »Mr. Trout — ? «
    »Ja? «
    »Sind — sind Sie Kilgore Trout? «
    »Ja. «
    Trout nahm an, Billy habe eine Beschwerde über die Art, wie ihm die Zeitungen zugestellt wurden.
    Er dachte nicht an sich

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