Schläfst du schon?
bekommen. Der Anblick erinnerte Hannah wieder deutlich daran, wie es gewesen war, als sie neben ihm unter das Laken geschlüpft war und er sich schlaftrunken über sie gerollt und fest die Arme um sie geschlungen hatte.
Inzwischen hatte Hannah sich angezogen, aber in dem Moment war sie fast nackt gewesen, und Dwight ahnte, dass er nie vergessen würde, wie sie sich in seinen Armen angefühlt hatte. Nachdem er dann das Licht angeknipst hatte, hatte sie ihn angesehen, als ob sie ihn mit den Augen verschlingen wollte. Auch das hatte sich ihm unauslöschlich eingeprägt.
Es war sehr lange her, seit er so erregt gewesen war, und zu seiner eigenen Verblüffung war er es immer noch. Er warf Hannah einen Blick zu und fragte sich, ob ihr ähnliche Gedanken durch den Kopf gingen. Aber das war ziemlich schwer zu beantworten, da Hannah seinen Blick einfach nicht auffing, sosehr er sich auch bemühte, ihre Aufmerksamkeit zu erringen.
Dass ihm das nicht gelang, lag wahrscheinlich daran, dass er momentan nicht besonders auf Frauen eingestimmt war. Seine Arbeit als Undercoveragent hatte ihn länger, als ihm lieb war, von der Gesellschaft anziehender Frauen ferngehalten. Auf jeden Fall zu lange, als dass er jetzt wüsste, wie er mit der seltsamen Situation fertig werden sollte.
“Bist du dir sicher?”, fragte er noch einmal nach. “Es macht mir nichts aus, nach unten zu gehen.”
“Ich bin mir absolut sicher.” Hannah lächelte Dwight unsicher an und ging zu ihrer Kommode hinüber. Das Lächeln wurde etwas angestrengt, aber sie behielt es tapfer bei, während sie ein Streichholz anriss und die erste der drei Kerzen anzündete, die dort standen. “Ich meine, wir sind beide erwachsen, nicht wahr?” Sie zündete die zweite Kerze an und warf ihm ein weiteres Lächeln zu. “Es gibt keinen Grund, warum wir nicht … Aua!” Hannah ließ das Streichholz fallen und steckte einen Finger in den Mund. “Es ist nichts”, beteuerte sie, als er auf sie zukam. “Magst du Kerzen, Dwight?”
Dwight überlegte, ob er in seiner Erschöpfung irgendetwas verpasst hatte, weil er Hannahs Gedankengang vom Bett zu den Kerzen beim besten Willen nicht folgen konnte. Aber ihre Nervosität war ihm auf jeden Fall nicht entgangen. Er hob mit dem Finger sanft ihr Kinn an und wollte ihr schon sagen, dass sie sich entspannen sollte, dass er das Sofa nehmen würde und sie das Bett und dass sie beide endlich zu ihrem dringend benötigten Schlaf kommen würden, aber bei der Berührung mit ihrer zarten Haut geschah etwas sehr Seltsames. Eine Art elektrischer Schlag traf ihn, nur dass es nicht schmerzte. Nein, es war vielmehr äußerst angenehm und warm und erregend.
Und dadurch sehr viel gefährlicher.
Denn er war nicht auf der Suche nach angenehmen, warmen, erregenden Gefühlen. Er suchte keine Frau, die ihn wie Hannah voller Staunen und Erwartung ansah.
Himmel noch mal, er wollte nicht mehr als ein Bett. Na schön, später vielleicht auch eine Frau, aber eine, mit der er zwar eine erfreuliche, aber kurzfristige Beziehung haben konnte. Mit Hannah würde das jedoch nicht gehen. Sie war die beste Freundin seiner Schwester, eine Frau, auf die er also immer wieder treffen würde.
Aber trotz seiner vernünftigen Gedanken schienen seine Hände einen eigenen Willen zu haben. Das Gefühl ihrer Haut gefiel ihm so sehr, dass er sie einfach streichelte, zuerst ihr Kinn, dann ihre Wange. Hannah öffnete die Lippen, als ob sie sonst nicht genug Luft bekommen würde. Auch er atmete plötzlich ein wenig unregelmäßig.
“Sag mir, dass ich gehen soll”, flüsterte er.
“Bleib.”
“Hannah …” Offenbar verstand sie ihn nicht. Er war so erschöpft, dass er kaum stehen konnte. Hinzu kam, dass er nicht vergessen konnte, wie es gewesen war, sie vorhin in den Armen zu halten, was dazu führte, dass er, obwohl er halb tot war vor Müdigkeit, immer noch erregt war. Dabei hatte er sich eben doch vernünftig klargemacht, dass Hannah keine Frau für ihn war.
Sie ging durch den Raum und drückte auf einen Knopf an ihrer Stereoanlage. Leise Jazzklänge erfüllten den Raum, und sie sah ihn hoffnungsvoll an, als ob sie auf eine Reaktion von ihm wartete.
“Was ist mit dem Zimmer meiner Schwester?”, fragte er verzweifelt. Er konnte es nicht tun, nicht mit ihr. “Ich könnte doch …”
“Sie hat kein Sofa. Du weißt doch, wie sie ist. Ihr Zimmer ist sehr spartanisch eingerichtet.”
“Schlechtes Timing.” Die Musik und die Kerzen, zusammen mit ihren
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