Schläft das Personal auch an Bord?
Sozusagen als Dank für das viele Geld, das sie für diese Reise abliefern. Wohlgemerkt: auf amerikanischen Schiffen.
Bei Japanern kommt so was gar nicht gut an. Eine Einladung an den Tisch des Kapitäns würde jeden japanischen Gast derartig aus der Gruppe seiner Mitreisenden emporheben, dass es ihm körperlich peinlich wäre. Das Ganze verschärft sich noch, weil er die vermeintlich freundliche Geste des Kapitäns zurückweisen – und dabei dem ehrenwerten Captain-san einen Gesichtsverlust beibringen muss. Eine Einladung an den »Captain’s Table« ist also bei den Söhnen und Töchtern aus dem Reich der aufgehenden Sonne ein absolutes No-go.
Woran man sieht, dass man sich als Captain (selbst mit den besten Absichten) leicht zwischen alle Kulturen setzen kann. Und da Kapitäne gezwungenermaßen durch viele Kulturen schippern, sollten sie »fettnapf-resistentes« Schuhwerk tragen.
Listige Füchse unter den »Viergestreiften« nutzen in diesem Zusammenhang gern das in aller Welt verbreitete Vorurteil, Seebären würden viel trinken, und lassen noch VOR dem ersten Gang allen Gästen an ihrem Tisch einen »ordentlichen« Wodka kredenzen. Den Kapitän selbst eingeschlossen, weil dieser an solchen Abenden – nautisch gesehen – nicht im Dienst ist.Mit dieser leichten Dröhnung im nüchternen Magen werden die Gäste lockerer und machen das Abendessen zu einem entspannten Miteinander statt zu einem Arbeitsessen. Und da sich Wodka optisch nicht von Wasser unterscheidet, bleibt die Tiefe der List Spekulation.
Ein anderer Kapitän ließ sich von Titeln und Vermögen seiner Gäste überhaupt nicht beeindrucken und lud nur besonders interessante, humorvolle oder geistreiche Gäste zu sich an den Tisch. Sein Argument: »Ich lebe hier drei Monate an Bord und mache alles für die Gäste. Aber wenn ich dann zu einem Essen einlade, dann möchte ich mich wenigstens mit denjenigen Leuten unterhalten dürfen, die mich auch interessieren!«
Eine widerborstige Einstellung? Keineswegs. Genau diese Haltung macht den »Captain’s Table« so interessant: Denn dort sitzen nur Leute, die der Kapitän persönlich interessant findet. Immer. Ehrlich!
Übrigens: Entgegen anderslautenden Gerüchten darf ein Kapitän auf seinem Schiff niemandem trauen. Also trauen sollte er seinem 1. Offizier und seiner Mannschaft, aber Ehen darf er nicht schließen. Er kann zwar eine Trauungszeremonie inszenieren, die für das Brautpaar eine besondere emotionale Bedeutung haben mag – aber rechtDlich ungefähr so verbindlich ist wie eine Zauberershow am Nachmittag. Das mag nach amerikanischem Recht anders sein,da US – Cruiseships oftmals gleich eine bordeigene »Wedding Chapel« mit sich führen, mit deren Hilfe sich der Captain ein nettes Zubrot als professioneller Eheschließer verdient. Doch für deutsche Brautpaare ist eine solche Zeremonie für die Anschaffung eines eigenen Familienstammbuchs sinnfrei.
Dies zur Beruhigung von Piloten, Bus- bzw. Straßenbahnfahrern und andern Kollegen aus dem Beförderungsgewerbe. Auch Kapitäne zur See haben nur weltliche Macht. Wenn auch eine besonders schöne.
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Crew
Eine immer wieder gestellte Frage lautet, ob denn das Personal auch an Bord schlafe. Darauf wird gerne von Seekundigen geantwortet: »Wo denken Sie hin! Die werden jeden Abend per Hubschrauber an Land geflogen. Achten Sie mal abends auf die Helikoptergeräusche.« (Man glaubt es nicht, aber es ist wirklich eine der meistgestellten Fragen an Bord.)
Nun versteht man ja, dass ein Passagier, der eine ansehnliche Summe Geldes für seine Passage auf den Tisch der Reederei gelegt hat, nicht sehen will, dass andere, die weniger respektive gar kein Geld bezahlthaben, auch mit »seinem« Schiff fahren dürfen. Das ist vollkommen in Ordnung, solange es sich dabei um blinde Passagiere handelt.
Aber die Crew ist weder »blind« (sondern sehr, sehr umsichtig) noch ein »Passagier« (eben weil sie hart und sehr lange für das Wohlergehen der zahlenden Gäste arbeitet). Und deshalb sind die Crew-Mitglieder nicht nur 24 Stunden gratis an Bord, sondern bekommen auch noch Geld dafür. Denn wer spritzt in aller Herrgottsfrühe – wenn alle Passagiere noch schlafen – das gesamte Schiff mit Süßwasser ab, damit sich nirgendwo eine Salzschicht bilden kann? Oder wer wäscht all die vielen hundert bis tausend Handtücher samt Bettwäsche, die täglich anfallen? Wer schleppt die Berge von Speisen, um das Reizklima der See durch anhaltende Essensaufnahme
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