Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schläft das Personal auch an Bord?

Schläft das Personal auch an Bord?

Titel: Schläft das Personal auch an Bord? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Lukoschik
Vom Netzwerk:
Choreografie des Himmels stetig wandelt, auflöst und andernorts wieder zusammenballt. Ganz wie es dem dort oben wohnhaften Regisseur beliebt. Solch maritime Schauspiele stimmen ungemein milde und regen eine philosophische Meta-Sicht der Welt an. Was übrigens ein Zeichen tiefgehender Erholung ist.
    Wenn nun ein so gestimmter Reisender im Hafen eines fremden Landes anlandet, so vernimmt er ganz andere Sensationen als plattes Kerosin.
    Wenn in Muscat (Oman) Weihrauch verladen wird,so ist das ein Moment zum Niederknien – was die Nase betrifft. (Man kann es natürlich auch körperlich tun, wenn einen der klerikale Geruch nach Hochamt und Christmette übermannt.)
    Oder wenn bei der Anlandung auf Raiatea in der Südsee der Duft einer Vanillefarm herüberweht, dann ist allein die Spur dieser verführerischen Süße in der Luft über sattgrünen Palmenhainen eine Erfahrung, die man zeit seines Lebens in sich trägt. Ebenso wie die vitale Wucht der wild wuchernden Wälder auf Kaua’i (Hawaii). Oder der taufrische Morgen am Oberlauf des Amazonas. Ergänzt durch Tiergeräusche, die einem das Herz übergehen lassen. Selbst der Duft eines wild niederprasselnden Tropenregens im Nordosten Australiens lässt seine ungemein vitale Kraft ruchbar werden, wenn man sich auf seine Nase verlässt.
    Und wem das alles zu »fein-sinnig« ist, der sollte zum Einüben solcher Sinneswahrnehmung auf den indischen Subkontinent reisen. Denn Indien ist zuallererst ein Geruch! Ob man will oder nicht.
    Es ist also kein schlechter Einstieg in ein Land, wenn man immer der Nase nach geht. Bougainvillea. Tropische Regenwälder. Staubige Straßen. Eine nahe gelegene Holzverarbeitungsstätte. Feuchte Erde. Wild wuchernde Bäume. Gischtgekrönte Wellen, die im Sand verlaufen.
    All das gibt dem, was das Auge sieht, die emotionale Tönung. Gerüche sind beim Reisen so wichtig wie dieMusik im Film. Erst durch die leisen Streicher spüren wir, dass die Heldin von romantischen Gefühlen bewegt wird. Oder dass sie Angst hat, gespannt oder verzweifelt ist, sich gar alleingelassen fühlt. Oder dass sie im Hochgefühl der Siegerin die Szene betritt. Die Filmmusik macht es uns klar. Ebenso sind Gerüche die emotionale Orchestrierung unserer Landgänge. Wer’s nicht glaubt, erinnere sich an den morgendlichen Kaffeeduft, der durch die Wohnung zieht, uns packt und uns mit der Erinnerung an sonntägliche Klönschnacks der Familie bei Croissants und Marmelade den Tag beginnen lässt.
    Schließen Sie also ab und an die Augen und erschnüffeln Sie Ihre Umgebung. Es lohnt sich. Nicht nur an Bord. Obwohl man da ganz besonders viel Muße hat – wenn man sie sich nimmt. Frei nach Madonnas Erkenntnis: »Best things in life are free!« Düfte gehören eindeutig dazu.

    [Menü]

Destinationen
    Die besten Destinationen für Kreuzfahrtschiffe sind natürlich diejenigen, die man nur auf dem Schifffahrtswege erleben kann. Schließlich kann man nach Auckland, Bombay oder L.   A. auch mit dem Flieger gelangen. Das ist so spannend wie ein Flug nach Frankfurt. Na gut,nach Rom. Aber eine Annäherung auf dem Seewege ist für einen Aquamaniac grundsätzlich schöner und sinnlicher ( ⇒ siehe oben »Der Duft fremder Länder«) .
    Unbeschreiblich sind die Erfahrungen, die man nur auf dem Seewege machen kann. Zum Beispiel auf dem Amazonas . Aficionados starten diese Reise von 3500 Flusskilometern am schiffbaren Anfang des Flusses. Und der liegt in Iquitos, kurz nach dem Zusammenfluss der beiden Quellflüsse Marañón und Ucayali zum Amazonas. Weiterer Vorteil: Man sieht dort noch BEIDE Ufer des Amazonas. Später sieht man nur noch ein einziges Ufer und dann gar keins mehr – so breit ist er in seinem Mündungsgebiet. Wer also das »Fitzcarraldo«-Gefühl aufkommen lassen will (weißer Leinenanzug und Strohhut an lehmbraunem Amazonaswasser mit schwimmenden Baumstämmen), muss hier starten.
    Iquitos hat allerdings keinen wirklich schönen Hafen. Er ist eher eine befestigte Quaimauer an einem ausgebaggerten Uferstreifen. Außerdem schwirren einem unermüdlich Insekten ums Haupt, die Luft ist schwülwarm und die indigene Bevölkerung knattert auf japanischen Mopeds durch die Gemeinde. Aber das macht nichts. Denn man ist mitten in einer der vitalsten und schönsten Regionen der Welt: im Urwald Amazoniens. Hier hört man die Natur wachsen und über den riesigen Wäldern prachtvoller Bäume bilden sich Wolkenformationen, dass man sich nicht daran sattsehen kann. In 3-D. Und voll »bio«.
    Von

Weitere Kostenlose Bücher