Schläft das Personal auch an Bord?
den Seeweg nach Indien zu entdecken. Gut, daß wir heute meist wissen, wo’s langgeht. Navigationstechnisch.
Wer für sein Hafenerlebnis das Mittelmeer befahren will, für den ist die Schiffseinfahrt in den Hafen von Venedig ein Erlebnis. Ein Traum, wie der Blick von der Reling aus über die Dächer der Serenissima schweifen kann. Nur hin und wieder unterbrochen von einem der vielen Kirchtürme und Palazzo-Aufbauten. Da diese Einfahrt grundsätzlich sehr langsam erfolgt – um die Fundamente der Lagunenstadt nicht zu gefährden –, hat man für dieses Staunen jede Menge Muße und kann den Anblick ausgiebig genießen.
Im westlichen Mittelmeer gehört der Hafen von Barcelona zu den Musts. Weniger wegen einer besonders malerischen Hafenarchitektur als vielmehr wegen der zentralen Lage mitten in der Stadt. Man kann ohne große Anstrengung zu Fuß auf die Ramblas gehen und sich dem metropolitanen Charme Barcelonas ergeben.
Will man in Spanien bleiben, so ist der Hafen von Sevilla herrlich. Und exklusiv. Weil er nicht für jedes Schiff befahrbar ist. Denn in ihn gelangt man erst, nachdem man viele Kilometer auf dem Guadalquivir durch eine weite und fruchtbare Ebene gefahren ist, die einen an die Bilder alter Meister aus vergangenen glorreichen Zeiten erinnern, als Amerigo Vespucci und Ferdinand Magellan von hier aufbrachen, um die Weltzu erobern. Und ist man nach dem Passieren mehrerer Brücken – darunter auch einer Hebebrücke – im Hafen angelangt, kann man auf dem Schiff wohnen und nächtens an dem quirligen Leben dieser sensationellen Stadt teilnehmen. »¡Estupendo!«
Weniger vital geht es in Funchal zu, der Hauptstadt von Madeira. Eine Ankunft im Morgengrauen berührt dennoch das Herz auf ganz sentimentale Weise und lässt Fantasien im Kopf entstehen, in denen der betuchte Lord mit seiner Lady dem britisch-kalten Winter entfliehend dem legendären Hotel »Reid’s« entgegenstrebt, um dort hoch über dem Meer dem gesellschaftlichen Leben des Five o’Clock Tea zu frönen. Sei’s drum. Bei einem sehr zivilisierten Gläschen eines guten Port oder Madeira gelingt solcher Zeitvertreib auch Kontinentaleuropäern auf diesem portugiesischen Atlantikeiland ganz vortrefflich.
Nah und sehr schön ist die Annäherung an die Freie und Hansestadt Hamburg auf dem Wasserwege. Weniger wegen des selig stimmenden Sonnenscheins, der dort bekanntermaßen nicht immer herrscht, als vielmehr wegen der Geschichten, von denen diese Stadt immer noch lebt und in die man bei gemächlicher Einfahrt hineintaucht. Övelgönne, die weißen Villen in Blankenese und dann die Landungsbrücken und der Michel – das hat schon was. Auch für Nicht-Hanseaten.
Der absolute Lieblingshafen der meisten Kreuzfahrtpassagiere ist jedoch La Valletta auf Malta. Wer einmal dort ein- und ausgefahren ist, verdreht bei der Erinnerung daran die Augen gen Himmel, bekommt einen »ins Unendliche« reichenden Blick und beginnt von den mittelalterlichen Befestigungsanlagen zu schwärmen, von den tempelartigen Gebäuden, die einen schon von Weitem grüßen, dem Gelb der Sandsteine, die in der warmen Mittelmeersonne strahlen, den Wohnhäusern, die aufs Meer blicken, dem vitalen Nachtleben samt romantischer Straßenbeleuchtung – und seufzt danach vernehmlich. Kurzum: La Valettas Hafen scheint dem am nächsten zu kommen, was sich viele unter einem Traumhafen vorstellen.
Doch meist sind die Häfen weder spektakulär noch romantisch, sondern einfach nur zweckmäßig. Auch gut. Dann betritt man durch sie einfach die Stadt und begibt sich auf die neugierige Suche nach dem Spirit dieses Ortes. Und das ist eigentlich das Schönste an Hafenstädten: In ihnen nach dem morgendlichen Einlaufen in einem Café zu sitzen und zu erleben, wie das Leben in der Stadt erwacht. Wenn die Rollläden der Geschäfte klappernd hochgezogen werden, vor den Läden gefegt wird, erste Kisten mit Gemüse vor die Türe gestellt werden, ältere Damen mit ihren Hunden ihre Runden drehen und Schüler in Uniformen ihren Lehrinstituten gemächlich entgegenschlendern. Dann macht sich eine Alltagsnormalität breit, die man von zu Hause kennt. Nur mit dem Unterschied, dass man zu Hause Teil dieses Alltags ist, während man hier als außenstehender Betrachter dem lieben Gott die Zeit stiehlt und bei einem guten Kaffee dem erwachenden Leben zuschaut – um sich dabei vorzustellen, was in den Köpfen der Beobachteten wohl gerade vorgehen mag …
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