Schläft das Personal auch an Bord?
eigentlich komplett von Wasser umgeben?« Eine keineswegs berechtigte Frage. Denn per definitionem ist eine Insel »eine in einem Meer oder Binnengewässer liegende, auch bei Flut über den Wasserspiegel hinausragende Landmasse, die vollständig von Wasser umgeben ist – aber nicht als Kontinent gilt«. (Zumindest sagt es so der Wikipede.)
Wann eine Insel eine Insel ist und wann ein Kontinent, hat etwas mit ihrer Größe zu tun. Dabei muss eine Insel nicht immer klein sein. Kuba zum Beispiel ist 1250 km lang, was einer Entfernung von Dortmund nach Barcelona entspricht. Die größte Insel der Welt Grönland bringt’s sogar auf 2650 Kilometer: Das ist die Distanz Malmö – Tanger. Also von wegen »Inseln sind übersichtlich«. Allerdings sind die genannten allesamt sehr sehenswert. Kuba wegen seiner Musik, Kultur und Lebensfreude. Grönland wegen der faszinierenden Natur. Und beide wegen ihrer Menschen.
Womit wir beim Insulaner an sich sind. Er ist ein eigenwilliges Wesen. Das mag mit den geografischenBesonderheiten seiner Heimat zu tun haben. So kann der Insulaner gemeinhin die Grenzen seines Landes mit dem bloßen Auge erkennen (den Übergang von Festland zum Meer) , was einem Mitteleuropäer nur an wenigen Stellen seines Landes gelingt. Und unerwünschte Eindringlinge erkennt der Insulaner sogar schon, wenn sie am Horizont bloß auftauchen – und nicht erst, wenn sie unmittelbar vor der Tür stehen. (Auch das unterscheidet ihn vom Mitteleuropäer.)
Diese Vorteile führen zu einer gewissen Weitsicht (aufs Meer hinaus) und erzeugen innerhalb der Wassergrenzen ein starkes Wir-Gefühl (auf sich selbst hin gesehen) . So ist es wenig verwunderlich, wenn es zum kollektiven Unbewussten eines Inselvolkes gehört, dass es sich gern um sich selbst dreht. Und die Menschen aus »Über-See« – also die hinterm Wasser –, die sollen sich mal um ihre eigenen Sachen kümmern . (»Mir san mir«, sagt der Bayer dazu. Woran man sieht, dass es auch Insulaner mitten auf dem Kontinent geben kann.)
Mit diesem »Wir«-Gefühl geht der Insulaner bisweilen eigenwillig um. So hat der isländische Staat im Jahr 2000 für 250 Millionen DM (damals noch!) einem privaten Gendatenbankbetreiber das Recht verkauft, den Genpool aller Isländer erforschen zu dürfen. So kann man aus der jahrhundertelangen Abgeschiedenheit einer Insel Vorteile ziehen und aus dem privatesten aller Urheberrechte (dem an der Beschaffenheit seiner Gene) Geld machen. (Die Frage, ob ein Staat zu einemsolchen Rechteverkauf befugt ist, hat sich der Isländer an sich erst später gestellt.)
Natürlich gibt es auch expansiv orientierte Inselvölker. Die Engländer zum Beispiel waren früher solche. Oder die Japaner. Und die Südseevölker erst recht. Wobei die Letzten aus Ressourcenverknappung das Weite suchten, während der Engländer eher aus kapitalistischen Motiven ausrückte.
Wie auch immer. Die Insel an sich ist das klassische Ziel des Kreuzfahrtschiffes. Kann man sie doch umrunden und in kurzer Zeit mehrere Häfen anlaufen. Dabei muss es nicht immer Neuseeland sein oder die Inselwelten der Philippinen, Japans oder Indonesiens, die einen maritimen Neuling (auch als »Marinello« bekannt) reizen. Eine Umrundung Großbritannien s gehört zu den absolut empfehlenswerten Kreuzfahrtreisen und verschafft eine höchst vergnügliche Sehweise per Seereise auf diese Miteuropäer. Nähert man sich doch immer wieder neu auf dem Wasserwege diesen skurrilen Zeitgenossen an. Wobei man damit rechnen muss, dass man auch an Land Wasserkontakt hat. Von oben. Aber wie sagte eine Taxifahrerin nahe Edinburgh in feinstem Schottisch so richtig: »Look arrrrround. Everrrrrywhere it’s grrrreen. That comes frrrrom the rrrrain!«
Dennoch ist nicht jeder Schiffsreisende von den Einwohnern der britischen Insel beeindruckt. Eine Dame aus den Vereinigten Staaten meinte einmal zum Autor:»Engländer? Die können Sie glatt vergessen. Die sind ja noch nicht mal Christen: Die beten ihre Königin an.« Wenn sich profundes Halbwissen mit einem Arsenal von Vorurteilen zu genialen Bonmots verdichtet, erlebt man Sternstunden menschlicher Gehirnaktivität.
Ein besonderes Thema für Schiffsreisen sind die Inseln der Südsee . Denn sie sind nur selten so, wie man sie sich vorstellt – als unberührt-fruchtbares Paradies inmitten türkisfarbener Atolle. Das liegt bei einigen dieser Inseln daran, dass im Zuge der Klimaerwärmung der Meerwasserspiegel ansteigt und die Einwohner sich auf einen Exodus
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