Schläft das Personal auch an Bord?
zwischen Wasser und Festland wundert es denn auch nicht, dass der Hafen der Hort der Sicherheit schlechthin ist. Besonders dann, wenn man von einer sehr bewegten See kommt. Gut, das gilt meistnicht für Kreuzfahrten, denn Kreuzfahrtschiffe kreuzen überwiegend da, wo die Sonne scheint.
Häfen verfügen von »langweilig« bis »fantastisch« über alle Facetten, die unsere Welt ausmachen. Sicherlich auch über das, was die Halbwelt ausmacht, aber dahin kommt man als Reisender eines Kreuzfahrtschiffes nur sehr selten. Im Gegensatz zum temporär allein lebenden Matrosen an Bord. Für den ist das der wichtigere Teil des Hafens. Dennoch werden die Häfen der Gegenwart von anderen Dingen geprägt als dem Gefühl, das sich »auf der Reeperbahn nachts um halb eins« einstellt.
Sydney zum Beispiel hat einen Hafen, den man mindestens einmal erlebt haben muss. Vom Kai aus betrachtet ist er schon toll, aber wenn man abends auf dem Achterdeck seines Schiffes steht, das der Kapitän vielleicht sogar rückwärts eingeparkt hat – also mit dem Achterdeck zu Stadt und Opernhaus hin –, dann verschlägt einem die zum Greifen nahe Skyline Atem und Sprache. Die beleuchteten Hochhäuser, flankiert von der angestrahlten Oper – die übrigens von außen sehr viel schöner ist als von innen –, sind ein Anblick, den man richtig tief in sein Herz sickern lassen muss. Ebenso wie die Ausfahrt. Vorbei an traumhaft schön gelegenen Stadtvillen, die ihre grandiosen Glasfronten zu den vielen Buchten der natürlichen Hafeneinfahrt Sydneys hin öffnen. Das sind Bilder, die man nicht mehr vergisst. Erfreulicherweise. Denn an solchen Bildern kann man sich bei heimischem Schmuddelwetter auch in der Erinnerung noch laben.
Zu den »Musts of Asia« gehören die Häfen von Hongkong und Singapur . Sie sind einfach spektakulär. Weil in ihnen eine Vitalität brodelt, von der europäische Menschen nur träumen können. Denn zu solch quirligem Sein ist der »Homo europaeicus« nicht mehr fähig. Viel zu rasant. Viel zu riskant. Alles!
In Hongkong dümpeln außerdem zwischen den modernen Schiffen jede Menge alter Dschunken durch das Becken, karren Fährboote Schiffsladungen Arbeitswilliger an Land und knattern Helikopter durch die Luft, die die Tycoons auf die Dächer ihrer Hochhäuser fliegen. In Singapur sieht man neben solchem Gewimmel ein Hotel, das zu dieser Stadt der Rekorde passt und über dem Hafen thront: das »Marina Bay Sands«, über dessen drei Türme sich in 200 Metern Höhe ein 150 m langer Pool wie eine gigantische Brücke erstreckt. Wer möchte nicht über all diesen Schiffen in 200 Metern Höhe durchs Nass kraulen? Spektakulär.
Weniger wuselig, aber dafür voller Assoziationen an Sommerset Maugham und Rudyard Kipling ist der Hafen von Rangun . Wenn man sich ihm auf dem Yangon River nähert, in Sichtweite des legendären Hotels »Strand« anlegt und dabei über den Dächern der ehemaligen Hauptstadt Burmas die Shwedagon-Pagode im Sonnenlicht gülden erstrahlen sieht, dann ist das Herz auf ganz besondere Weise berührt, und es entzieht sich der Formulierkunst, wie bewegt es ist.
Wer es weniger asiatisch, dafür mehr karibisch-beschaulich haben möchte, sollte durch eine scheinbar nicht enden wollende Bucht in den sonnig verschlafenen Hafen von Santiago de Cuba einfahren. Der hat was. Zumal nach Durchqueren des kleinen Hafengeländes eine ebenfalls kleine Altstadt (in seeeeehr altem Zustand) wartet, die sich als die Heimat des kubanischen Son, der Urform des Salsa, versteht und damit für das Selbstverständnis der Kubaner ein ganz wichtiger Zugang ist. Logisch, dass in dieser Stadt, in der früher einmal der beste Rum (»Methusalem« mit Namen) hergestellt wurde, beides – Rum und Musik – höchst lebendige Gegenwart ist. Zur vielfältigen Stärkung des Reisenden.
Wer auf Kuba einen zweiten Hafen ansteuern will, sollte den von La Havanna wählen. Da weht einen noch ein Hauch der Fifties an. Gepaart mit sozialistischem Laisser-faire und der Pracht kolonialer Prunkbauten aus der Zeit der Spanier. Am Ende winkt an Land die Aussicht auf eine teils wirklich schön restaurierte Altstadt samt legendärer Kneipen aus der Zeit Ernest Hemingways und – als Dreingabe – die besten Zigarren der Welt. Das ist nach den Genüssen Santiagos eine prachtvolle Abrundung.
Ganz anders – nämlich hundertprozentig amerikanisch – geht’s im Hafen von Antigua zu. Ein Mega-Dampfer (Modell »schwimmendes Parkhaus«) nach dem anderen spuckt dort
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