Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schläft das Personal auch an Bord?

Schläft das Personal auch an Bord?

Titel: Schläft das Personal auch an Bord? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Lukoschik
Vom Netzwerk:
für die Seele und ein Quell archaisch-tiefer Bilder, die auch bei dunklem Wetter daheim Kraft und Energie geben.

    [Menü]

Repeater
    Der Repeater ist der absolute Lieblingsgast auf jedem Kreuzfahrtschiff, kommt er doch regelmäßig wieder auf »sein« Schiff zurück. Daher auch sein Name. (Es kommt vom Englischen »to repeat – wiederholen«.)
    Als Wiederholungstäter ist er eine Bank – für die Reederei. Weiß man doch, dass er – weil es ihm gut gefallen hat – mindestens einmal im Jahr auf »seinem« Schiff antritt, um zum Beispiel einen Streckenabschnitt der Weltreise mitzumachen. Oder seine Lieblingsstrecke zu wiederholen. Oder sich mit »seinem« Schiff in neue Regionen vorzuwagen. Oder weil der Lieblingskellner so freundlich ist. Oder. Oder. Oder. Gründe gibt es viele.
    Es gibt auch Repeater, die jedes Jahr die komplette Weltreise fahren. Das sind die Super-Repeater und die geheimen Chefs an Bord. Denn wer jedes Jahr einen fünfstelligen Betrag bei der Reederei abliefert – manche sogar einen sechsstelligen (je nach Schiff) –, weiß, dass für die Sicherstellung seines Wohlbefindens einiges unternommen wird. Soll heißen: Die Erfüllung seiner Wünsche wird in die Wege geleitet. Pass(ag)iere was wolle!

    Nun gehen Menschen mit solcher Macht unterschiedlich um. Einige nörgeln an allem und jedem herum, werden dadurch nervig und verspielen ihre besondere Position ( ⇒  siehe »Jammern«) . Andere setzen ihre besondere Stellung nur ein, wenn es ihnen wirklich wichtig ist. Und wieder andere sind sogar ausgesprochen liebenswert mit ihren kleinen Macken, auf die dann auch gerne liebevoll Rücksicht genommen wird. Von diesen soll hier die Rede sein.
    So trat ein älteres Ehepaar Jahr für Jahr auf »ihrem« Kreuzfahrtschiff der Luxusklasse an und buchte grundsätzlich zwei Kabinen. Nicht weil der Herr Gemahl geschnarcht und sie auf getrennten Schlafzimmern bestanden hätte. Das wäre zu normal. Nein, die beiden brauchten die eine Kabine für sich und die andere – für ihre Garderobe. Vielleicht wäre der Begriff »Kostüme« richtiger. Denn in der Dame dieses liebenswerten Ehepaares steckte eine verkappte Modeschöpferin. Was immer ihr bei den Landausflügen an Inspirationen ins Auge fiel, wurde gekauft und zu einem Kostüm verarbeitet. Nicht nur für sich selbst – auch für den Gemahl. Und genauso erschienen sie dann zu Tisch – im Partnerlook eines Fantasieoutfits à la Marrakesch, als Maharadscha und Maharani oder als wandelnde Spielkarten Pik-Bube und Herz-Dame. Damit nicht genug. Die Gemahlin bestand auch noch darauf, dass ihre beiden kindshohen Stoffpinguine im Restaurant mit an ihrem Vierertisch sitzen mussten und wie reguläre Gäste bedient wurden. Gang für Gang, die siezuvor für die beiden liebevoll ausgewählt hatte. Und so hatte das Schiff, auf dem sie zu reisen pflegten (und dessen Namen wir hier nicht erwähnen wollen), mit ihnen seinen ganz privaten kleinen und liebevollen Zirkus an Bord.
    Manche Repeaterin nutzt ihre Schiffsreisen aber auch als Heiratsmarkt. Nein, nicht für sich oder so wie das »Traumschiff« es darstellt – mit Heiratsschwindlern und halbseidenen Damen, die nach der menschlichen Spezialbehandlung von Beatrice geläutert sind. So nicht. Auf richtigen Kreuzfahrtschiffen geht’s knackiger zur Sache. So wurde eine junge attraktive Dame, als einmal ihr Mann nicht in der Nähe weilte, von einer lebensfrohen Endsiebzigerin gefragt, ob sie nicht ihren Sohn heiraten wolle. Der sei zwar nicht schön, aber sehr reich. Und außerdem könne sie – die Repeaterin – fürderhin mit ihrer so gewonnenen neuen Schwiegertochter immer diese schönen Kreuzfahrten machen. Sprach’s und besiegelte ihr Angebot mit einem spektakulären Schluck aus der Champagnerflasche.
    Eine andere Mutter suchte erst gar nicht an Bord nach einer bestimmten Frau für ihren Sohn, sondern streute wahllos, dass die Heiratsbereite eine satte Million einstreichen würde, nähme sie ihn bloß zum Mann. Bei näherer Betrachtung des »Bräutigams« musste man allerdings heftig schlucken. Nicht dass er besonders grauslig aussah. Keineswegs. Nur sein Verhalten war gewöhnungsbedürftig. Er hielt sich meist inder »Deckung« anderer Personen auf, schlich an Land im Schatten von Bäumen einher oder versteckte sich hinter Ladenregalen. Dabei warf er Peter-Lorre-hafte Blicke über seine Schulter, als ob ihm jemand folgte, und sammelte an Bord sämtliche Dekorationsgegenstände ein, die ihm gefielen, um sie unter

Weitere Kostenlose Bücher