Schläft das Personal auch an Bord?

Caribbean« lebt von Amerikanern. Also nicht, indem er sie isst, sondern ihnen aus der Hand frisst. Sollte ihn das manchmal in seinem Stolz verletzen, dreht er sich ein Tütchen und inhaliert die würzige Luft mit glasigem Blick, bis ihm der Stolz wurscht ist. Fortgeschrittenere setzen zur direkten Rache durch Geldverdienen an und bieten dem vergnügungssüchtigen Reisenden Zerstreuungen der ortsüblichen Art an. Zum Beispiel das karibische Fahrgeschäft einer »Banane«. Das ist keine nahrhafte Südfrucht, sondern ein prall aufgeblasener gelber Gummischlauch in Bananengestalt, der durch ein möglichst starkes Motorboot über die Wellen gezogen wird. Der »Spaß« besteht darin, sich auf der bockenden und rockenden Gummiwurst zu halten, bis man nach einem mehr oder minder langen Flug durch karibische Lüfte die Oberfläche der türkisblauen Wasserwelt durchdringt – und baden geht.
    So saßen auf einer solchen Banane acht rittwillige US – Bürger unterschiedlichen Alters und ließen sich mit hohem Tempo über die Wellen der Karibik ziehen, bis sie allesamt mit lautem Kreischen im hohen Bogen durch die Luft flogen und dort landeten, wo sie hinwollten. Noch während sie sich prustend und lachend ausdem warmen Wasser der Lagune zurück auf die Wurst quälten, rief eine der baden gegangenen älteren Damen einen Text, den niemand verstand. Als alle wieder auf der Gummiwurst saßen, fragte sie den Motorboot fahrenden Insulaner leicht nuschelnd: »Was machen wir, wenn wir was verloren haben?«
    Darauf er: »Warum? Was haben Sie denn verloren?«
    Ohne ein weiteres Wort zeigte sie ein breites, komplett zahnloses Grinsen und wies mit dem Finger hilflos auf das türkisblau schimmernde Wasser.
    Seine Zähne zu verlieren ist ja ohnehin schon schlimm genug. Wenn das aber bereits am zweiten Tag der Kreuzfahrt passiert, muss man schon sehr viel positive Weltsicht mitbringen, um die Kreuzfahrt für sich zur Diätreise umzudeklarieren.
    Und was soll man daraus lernen? Ersatzzähne auf Kreuzfahrten mitnehmen? Häufiger die Zähne zusammenbeißen – besonders beim Ritt über die Höhen und Tiefen aquamariner Lustbarkeiten? Oder nicht auf Bananen reiten?
    Ich weiß es nicht. Es scheint auf jeden Fall ein gutes Argument zu sein, vor Reiseantritt eine Reiseversicherung abzuschließen. Denn die sollten Sie auf jeden Fall und immer für eine Kreuzfahrt unterzeichnen. Das ist kein Rat, sondern eine dringende Empfehlung. Zum Beispiel für oben erwähnte Fälle. Oder weil das Gepäck nicht rechtzeitig eintrifft (⇒ siehe »Homeporting) , Sie das Schiff verpassen (⇒ siehe »Einschiffung«) oder die Reise canceln müssen. Denn wie lehrte uns der verehrte Loriot: »Irgendwas ist immer!« Und genau das soll die Reiseversicherung abdecken.
    Also: just do it. Mit Brille fürs Kleingedruckte.

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Reling
    Die Reling ist ein höchst gefährlicher und dringend zu meidender Ort an Bord eines Schiffes. Hat sie doch ein extrem hohes Suchtpotenzial.
    Es gibt Leute, die ihr regelmäßig wiederkehrendes Reisefieber auf zu langes und ungeschütztes Stehen an der bloßen Reling zurückführen.
    Bislang ist noch kein wirksames Mittel gefunden worden, das die einmal eingesetzte Infektion in ihrem Verlauf nachhaltig lindert.
    Deshalb sollte man vor Betreten eines Schiffes Folgendes wissen:
    Wer einmal an der Reling gestanden hat,
auf der rechten Seite niemanden neben sich,
links auch nicht,
die Ellbogen auf dem blank polierten Holz,
vor sich das Meer,
und den Blick auf das Blau gerichtet,
das seine Farbe von Ort zu Ort ändert –
graublau vor Kap Hoorn,
grünblau in der Antarktis,
ockerbraun im Mündungsdelta des Amazonas,
blauviolett in der Karibik,
helltürkis in der Südsee –
mit Millionen gleißender Reflexionen, die im Takte des gleichmäßigen Auf und Ab des Schiffsrumpfes einen Glitzerteppich tanzen.
Hin und wieder durchzuckt von einem pfeilschnell übers Wasser sirrenden, fliegenden Fisch,
während dicht am weißen Bauch des Schiffes Gischtschlieren das Blau marmorieren.
Dabei wohl wissend, dass all das nur die Oberfläche ist, und sich darunter eine bunte Welt voll Staunen machender Vielfalt erstreckt –
wer also all dies geschaut hat,
der weiß, dass er stark gefährdet ist,
diesen Anblick und die damit auftauchenden Gedanken, Gerüche und Gefühle viel öfter haben zu wollen.
    Und wenn Sie sich doch besseren Wissens entschieden haben, die Reling nicht zu meiden, dann werden Sie sie als das entdecken, was sie ist – eine Tankstelle