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Schläft das Personal auch an Bord?

Schläft das Personal auch an Bord?

Titel: Schläft das Personal auch an Bord? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Lukoschik
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Kreuzfahrer auf dem Kreuzzug ein »Crusader«. Und ein Kreuzfahrer auf einem Luxusdampfer ist ein »Cruiser«.
    Um üblen Missverständnissen vorzubeugen, sollten wir im Deutschen auch etwas präziser sein. Finden Sie nicht auch? Machen Sie Vorschläge, wie man uns Kreuzfahrtabhängige nennen soll. Unter:
    [email protected]
    Ich werde Ihren Vorschlag gerne in die nächste Auflage übernehmen.

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R

Reiseleiter
    Wenn hier vom Beruf des Reiseleiters die Rede ist, dann ist damit nicht ein ehrwürdiger Herr gemeint, der durch ein Schloss führt oder in gelangweiltem Ton eine Gemäldegalerie, Skulpturenausstellung oder andere sogenannte »Sehenswürdigkeiten« dem angestrengt lauschenden Publikum nahebringt.
    Nein, der Reiseleiter, von dem hier die Rede ist, führt eine Gruppe an, die ihn – wie der Chinese sagt – als »Schlüssel zur Pforte der freudigen Erwartung« betrachtet. Durch ihn will man eine fremdländische Region oder folkloristische Sitte kennenlernen. Schließlich hat man sich unter Aufbietung nicht geringer finanzieller Mittel an diesen exotischen Ort begeben und will nun – authentischst bitte schön – das erleben, was man aus dem Documentary-, History- oder Wer-weiß-was?-Channel kennt. Diese ohnehin schon hohen Erwartungen sind im Vorfeld der Landausflüge an Bord noch mal farbenfroh hochgejazzt worden, weil dieser Ausflug nicht zum Standardprogramm gehörte, sondern gekauft werden musste. So, und nun steht er da – der Reiseleiter. Und muss halten, was andere versprachen. Wie? Das soll ein Beispiel verdeutlichen.
    Bei einer Südseereise lautete die Überschrift eines Landgangs »Besuch der Hochzeitsinsel in der Lagune von Aitutaki«. Wenn man das hört, taucht doch gleich Marlon Brando auf der inneren Kinoleinwand auf, wie er mit freiem Oberkörper und einem duftenden Blumenkranz um die kleiderschrankbreiten Schultern vor einer türkisblauen Lagune steht und unter dunkelblauem Himmel eine schlanke Insulanerin im Baströckchen in den Armen hält, während ihre Freundinnen – ebenfalls im Baströckchen – ein freundliches Hula-Hula auf der Ukulele zupfen. Das Ganze in Kodakcolor, versteht sich.
    So weit die Erwartung.
    Nun ist in der bodenverhafteten Wirklichkeit aber gerade in 200 Kilometer Entfernung zu Aitutaki ein Hurrikan durch die Südsee gebraust, der die Unart hat, von der Meeresoberfläche sehr viel Wasser aufzuwirbeln und in die Atmosphäre zu blasen, was sich in einer 8   /   8-Wolkendecke ausdrückt, die die schädigende UV – Wirkung des Sonnenlichtes zwar deutlich mindert, aber auch die Kodakcolor-Superbreitwand-Herrlichkeit in milchig-nebulöses Rundum-hellgrau verwandelt. Auch wenn es 28 Grad warm ist, bleibt es also trotzdem trübe. Die bastberockten Hula-Hula-Mädels haben sich überdies seit ihrer Begegnung mit Marlon Brando in den Sechzigerjahren in zweiter Generation in stoffwechselgestörte, beleibte Insulanerinnen verwandelt, die mit leicht genervten Mienen nicht den »Weißen Mann« in hollywoodgestählter Virilität anstaunen, sondern heute schon drei Boote mit übergewichtigen Touristen aus Kansas und Ohio bespielen mussten und nun vor der Schiffsladung Nummer vier stehen. All das natürlich gegen eine deutlich geringere Gage als zu Hollywoods Zeiten, was sich unmissverständlich in ihren Gesichtern widerspiegelt.
    Angesichts dieser bodenschweren Wirklichkeit muss sich der reiseleitende »Ersatz-Brando« – sein Trinkgeld am Ende der Tour fest im Blick – einiges einfallen lassen, um ein vergleichbares Südsee-Prickeln bei seinen Gruppenmitgliedern auszulösen. Sie verstehen, was ich meine. Denn das Reiseleiten im Kampf gegen medial erzeugte Bilder im Kopf ist in dem Maße immer schwieriger geworden, in dem die Bilderwelten in TV und Kino immer raffinierter und farbenfroher geworden sind. Haben Sie also Mitgefühl mit den Vertretern dieser Zunft, auch wenn sie nicht so clever sind wie folgende Reiseleiterin: Sie kam aus der Schweiz, war von Beruf archäologische Restauratorin – und machte einen sehr damenhaften Eindruck. Sie stellte sich mit dem Satz vor: »Mein Name ist Heidi und ich komme aus der Schweiz!« (Erster Lacher mit leicht teutonisch-höhnischem Unterton) »Und damit nicht genug. Mein Mann heißt auch noch Peter!« (Zweiter Lacher – allerdings mit deutlich hörbarem Sympathiezuwachs für dieses humorvolle Understatement einer offensichtlich so gar nicht Alm-Öhi-haften Lady)

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    Der »Local of the

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