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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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sein.
    Jetzt etwas essen. Auf Socken tappte
der Professor den engen Flur hinab. Die Fakultätsmensa würde erst in ein paar
Stunden öffnen. Außerdem hatte er sowieso kein Bedürfnis, sich aus dem gerade
erst wiedergewonnenen Heiligtum zu wagen. Es mußte doch etwas Eßbares in der
Küche sein. Heiße Suppe wäre genau das richtige. Shandy war ziemlich gut im
Dosenöffnen.
    Auf Nahrung versessen, vergaß er,
darauf zu achten, wohin er trat. Ein scharfer Schmerz bohrte sich in seine
rechte Fußsohle, der Fußboden bewegte sich, und er landete platt auf dem
Rücken.
    Peter Shandy war nicht verletzt, denn
der Flurläufer war dick, aber er war überaus verärgert. Er erinnerte sich an
die blasphemische Äußerung des Maschinisten, als die Schiffsmotoren ausgefallen
waren, und bedachte damit die Männer aus Boston und ihre Sorglosigkeit, mit der
sie irgend etwas dort hatten fallen lassen, wo er mit Sicherheit darauf treten
würde.
    Als er das Deckenlicht angedreht hatte,
bediente er sich einer weiteren Verwünschung. Die Ursache seines Sturzes war
eine Murmel gewesen, eine seiner eigenen, die ihm vor langer Zeit eine Nichte
von Elizabeth geschenkt hatte. Dies ungebärdige Wesen namens Alice hatte ihn
immer gern im Backsteinhaus besucht. Alice war mittlerweile verheiratet, wohnte
weit weg und schickte ihm Schnappschüsse von ihren Babys statt der Pastell- und
Buntstift-Kreationen, mit denen sie sich in vergangenen Jahren so liebevoll
abgemüht hatte.
    Die meisten von Alices Geschenken waren
zerfallen, aber Peter Shandy hatte noch ihre achtunddreißig Glasmurmeln in der
kleinen Glasschale, in der sie gekommen waren. Ab und zu zählte er sie nach und
rief sich den atemlosen Bericht des kleinen Mädchens ins Gedächtnis, wie man
das faszinierende innere Craquelé herstellte.
    Es war eine blaue Murmel, auf die er
getreten war. Es gab sieben blaue Murmeln, vier helle und drei dunkle. Dies war
eine dunkle, die auf dem gemusterten Läufer kaum zu erkennen war. Das erklärte
seinen Sturz, nicht aber, wieso die Murmel auf dem Fußboden lag statt auf der
Wohnzimmer-Etagere.
    Einstweilen von seinem Streben nach
etwas Suppe abgelenkt, trat Shandy ins Wohnzimmer. Weitere Murmeln rollten
unter seinen ungeschützten Füßen. Alle achtunddreißig mußten verstreut worden
sein, aber wie? Die Arbeiter aus Boston waren geschickt und versiert gewesen.
Außerdem hatten sie keine Gelegenheit gehabt, sich der Etagere zu nähern, die
weitab von jeder Tür und jedem Fenster genau in derselben Ecke stand, wo er sie
vorgefunden hatte, als er das Haus vor achtzehn Jahren von einem scheidenden
Professor übernommen hatte.
    Ihm fiel ein, daß er unmittelbar vor
dem Aufbruch eine letzte Runde durch alle Zimmer gemacht hatte, um sich zu
vergewissern, daß sein Plan in allen Teilen treulich befolgt worden war. Er
konnte sich zwar nicht daran erinnern, die Murmeln auf der Etagere gesehen zu
haben, hätte sie aber mit Sicherheit unter den Füßen gespürt. Konnte ein
kleines Tier, eine Maus oder ein Eichhörnchen, sie vom Bord gestoßen haben? Das
hätte schon ein muskulöser Nager sein müssen. Jedenfalls würde er sie besser
aufsammeln, bevor er noch einmal ausrutschte.
    Die Schale lag, glücklicherweise ganz,
auf dem Teppich. Shandy kroch über den Fußboden und zählte laut mit, während er
die flüchtigen Kugeln in ihr Behältnis legte.
    »Vierunddreißig, fünfunddreißig,
sechsunddreißig, und die eine, auf die ich im Flur getreten bin. Eine muß noch
da sein. Gelb mit braunen Schlieren.«
    Aber wo? Die Zimmer waren klein und
übersichtlich. Nicht einmal, als er sich platt hinlegte und über die Dielen
spähte, konnte Shandy einen brüchigen Schimmer entdecken. Er durchsuchte den
Flur, rückte Stühle, und zuletzt fiel ihm ein, hinters Sofa zu schauen. Seine
Murmel fand er nicht. Er fand Jemima Ames.
    Die Hilfsbibliothekarin war tot, kein Zweifel.
Sie lag auf dem Rücken und starrte mit demselben kalten, fischigen Blick zu ihm
hinauf, den er gesehen hatte, als sie ihm das aus der Weichspüler-Flasche
ausgeschnittene Bouquet überreicht hatte. Ihr Mund stand ein bißchen offen, als
ob sie im Begriff wäre, eine letzte Mahnung über die Pflichten eines
Crescent-Bewohners loszulassen, aber das würde sie nie mehr tun. Die Leiche
hatte etwas Gesetztes an sich, als ob sie schon eine Weile da gelegen hätte.
    Die Todesursache schien klar zu sein.
Eine kleine, aus der Küche geholte Trittleiter lag neben ihr, und ihr Kopf
lehnte an der Kante der flachen

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