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Schlaf, Kindlein, schlaf

Titel: Schlaf, Kindlein, schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annika von Holdt
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waren zu hören.
    Máire hielt inne, atmete die Wärme ein und betrachtete ein paar Töpfe mit weißen Blumen, die sich im Wind wiegten. Sie waren schön, sahen aber auch unheimlich aus und erinnerten sie an Blumen, die auf ein Grab gelegt wurden.
    Totenmänner!
    Sie fröstelte und ging wieder ins Zimmer, blieb stehen und starrte an die Decke, als würde sie einen Punkt in weiter Ferne fixieren.
    »Totenmänner …«, sagte sie laut zu sich selbst. »Totenmänner?« Was zum Teufel sollte das heißen? Tote Männer? Das ergab keinen Sinn. Und dann überlegte sie, dass C.J. möglicherweise Totenmann und nicht Totenmänner gesagt hatte. Die Einzahl. »Totenmann.« Sie sagte das Wort noch einmal laut, ließ es sich wie ein Degusteur auf der Zunge zergehen und spie es wieder aus: »Totenmann!« Vielleicht hatte sie auch gar nicht Totenmann, sondern Bestatter gemeint? Das ergab ein bisschen mehr Sinn. Aber auch nicht viel.
    Sie nahm ihr MacBook aus der Reisetasche und stellte fest, dass die Pension über eine schnurlose Internetverbindung verfügte. Nach einer schnellen Suche fand sie mehrere Karten von Savannah und Garden City.
    Sie sah sich ein paar Karten an, machte sich auf einem Zettel ein paar Notizen, doch es war keine Karte dabei, die sie verwenden konnte. Außerdem hatte sie keinen Drucker. Im Internet fand sie eine Liste der Bestattungsinstitute von Savannah und Garden City und stellte fest, dass es insgesamt fünfunddreißig davon gab. Dann schüttelte sie den Kopf und machte den Computer wieder aus. Sie probierte es noch einmal auf Vals Mobiltelefon, jedoch ohne Erfolg.
    Sie schlüpfte in eine schwarze ärmellose Baumwollbluse, ein Paar Shorts und vernünftige Sandalen und setzte sich eine Sonnenbrille und eine Kappe mit breitem Schirm auf. Danach ging sie ins Erdgeschoss, wo der Frühstücksraum lag, und aß so viel, als wäre sie am Verhungern: ein üppiges Frühstück in bester Südstaatenmanier mit Maispfannkuchen, Würstchen und Speck.
    Als um neun Uhr die Geschäfte gerade aufgemacht hatten, schlenderte Máire in die Hitze hinaus und überquerte im Schatten eines fast widernatürlichen Baldachins aus spanischem Moos die Straße.
    Die Eichen, die die stattlichen Stadtvillen, Plätze und verwitterten Springbrunnen dicht umringten, machten die Luft schwer. Über dem Wald und den Plantagen entfernte sich der Donner, und ein laues Lüftchen spielte mit Máires Haar, ohne den feuchten Film zu kühlen, der sich wie eine Maske auf ihr Gesicht gelegt hatte. Es sollte heiß werden – heißer als in der Hölle.
    Sie strich sich mit dem Handrücken eine Haarlocke aus dem Gesicht und studierte die Karte. Das Auto zu nehmen, würde sich nicht lohnen. Sie ließ es stehen. Gerade als sie in die Abercorn Street bog, klingelte das Handy in ihrer Tasche. Als sie sich meldete, blieb es still. Aber sie wusste, dass die Verbindung gehalten wurde: Sie konnte Atemzüge hören.
    »Hallo?«
    Máire horchte.
    Nichts.
    Dann sagte sie: »Wo haben Sie denn diese Nummer her?« Sie machte eine Pause und fuhr fort: »Sie wissen doch, dass Ihre Nummer zurückverfolgt werden kann, oder?«
    Sie beendete die Verbindung und drückte die Sterntaste, die Neun und die Raute, um sich die Nummer des Anrufers anzeigen zu lassen. Aber wie sie schon vermutet hatte, hatte der Anrufer seine Nummer unterdrückt. Sie rief ihren Netzanbieter an, und eine junge Frau mit schläfriger Stimme erklärte ihr, dass es nicht möglich sei, die Telefonnummern von nicht registrierten Teilnehmern einzusehen, und riet ihr, Anzeige zu erstatten, wenn sie es für Schikane hielte und etwas dagegen unternehmen wolle. Máire suchte nach Bondurants Visitenkarte und tippte seine Handynummer ein. Es klickte, und er war in der Leitung. Máire schwieg und musterte einen Moment lang das Telefon. Was wollte sie damit bezwecken? Glaubte sie wirklich, das würde sie weiterbringen? Es war eher unwahrscheinlich, dass er ihr helfen würde ohne jeglichen Beweis. Und wenn sie weiterhin den Eindruck erweckte, sein göttliches blütenbekränztes Ego wäre ihr gleichgültig, bliebe von seinem restlichen Wohlwollen auch nicht mehr viel übrig.
    Sie hörte ihn am anderen Ende: »Hallo? Ist da jemand?«
    Ich bin nach Savannah zurückgekommen … um Ihre Arbeit zu machen, denn auf die Polizei kann ich mich ja nicht verlassen … und auf Sie schon gar nicht. Aber vielleicht können Sie mir ein paar Tipps geben …
    Verdammt! Er würde sie zu überreden versuchen, das Ganze bleiben zu lassen,

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