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Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
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pflanzlichen als auch gegenüber tierischen Membranen haben.«
    Alison betrachtete mich wie eine Form außerirdischen Lebens. »Könntest du das noch mal wiederholen?«
    »Es ist ein flüssiges Präparat von milchiger Farbe und Konsistenz«, erklärte ich schlicht.

    Sie lächelte, nahm eine mittelgroße Glasflasche mit weißer Creme in die Hand. »Das müsste dann das hier sein.«
    »Wie kannst du ein Produkt kaufen, von dem du nicht weißt, was es ist?«
    »Das weiß doch niemand. Deswegen sind sie ja so teuer.«
    Ich lachte und dachte, dass sie wahrscheinlich Recht hatte. »Was hast du denn sonst noch so?«
    »Mal sehen. Wir haben ein porentief reinigendes Peeling mit Mikrokügelchen und eine alpha-hydroxidische Peeloff-Masque – masque mit que , was bedeutet, dass sie wirklich sehr teuer ist. Dann noch eine sanfte Hautpflegecreme auf pflanzlicher Basis sowie eine weitere pflanzliche Creme mit Collagen und Malva sylvestris. Was ist das? Egal«, sagte sie im selben Atemzug. »Dann haben wir noch eine revitalisierende Augenmaske – diesmal mit einem k , also wahrscheinlich nicht ganz so gut -, einen milchigen Skin Refiner, nicht zu verwechseln mit der zuvor erwähnten milchigen Emulsion, eine ölfreie Feuchtigkeitslotion sowie eine Tube konzentriertes Aprikosenöl. Hast du bemerkt, wie beiläufig ich das Wort revitalisierend benutzt habe?«
    »Habe ich.«
    »Und warst du beeindruckt?«
    »Ja.«
    »Gut.« Sie kramte in der rechten Tasche ihrer blauen Shorts und zückte mehrere Fläschchen Nagellack. » Very Cherry und Luscious Lilac , du hast die Wahl.« Die linke Hosentasche barg Wattepads, Nagelfeilen und diverse andere kleine Folterwerkzeuge, und aus der Gesäßtasche zog sie eine große Schere, die sie wie einen Zauberstab vor meiner Nase schwenkte. »Für Madams neuen Look.«
    »Ich weiß nicht«, zögerte ich und wickelte das Handtuch von meinem Kopf.
    »Keine Sorge. Ich mache bestimmt nichts Drastisches. Nur ein paar Spitzen schneiden und vielleicht in der Länge
etwa zwei Zentimeter abnehmen. Gurken hast du im Haus, hast du gesagt?«
    »Im Kühlschrank«, erklärte ich ihr, verzweifelt bemüht, dem Gespräch zu folgen.
    »Gut. Was meinst du, sollen wir loslegen?«
    Was sollte ich machen? Alison war so begeistert, selbstsicher und überzeugend, dass ich im Grunde gar keine Wahl hatte.
    Du willst doch an Thanksgiving toll aussehen , oder nicht , hörte ich sie fragen. Und ich wollte an Thanksgiving toll aussehen, nicht nur zum Umfallen toll, sondern zum Umfallen, Abschleppen und Vernaschen toll. Für Josh.
    Nicht, dass du nicht auch so schon toll aussehen würdest , hatte Alison sich rasch verbessert.
    Die ganze Woche war ich in einem albernen Taumel herumgelaufen, hatte Lieder im Radio mitgesungen und bei der Verteilung der Medikamente fröhlich schief vor mich hingesummt, ja, ich hatte sogar Bettye McCoy ein freundliches Hallo zugewinkt, als sie mit ihren überdimensionierten Wollmäusen an meinem Haus vorbeigekommen war. Und warum? Alles nur, weil irgendein Typ, den ich mochte, nett zu mir gewesen war.
    Nein, mehr als nett. Interessiert.
    Interessiert an mir.
    Er nutzt dich nur aus , konnte ich meine Mutter förmlich sagen hören. Er wird dir das Herz brechen .
    Ja, wahrscheinlich, stimmte ich ihr zu.
    Aber das war mir egal. Es war egal, dass Josh seiner Exfrau immer noch nachtrauerte, dass er zwei Kinder und eine im Sterben liegende Mutter hatte und sicherlich kaum auf der Suche nach einer ernsthaften neuen Bindung war. Es tat nichts zur Sache, dass wir erst eine einzige richtige Verabredung gehabt hatten, noch dazu zum Mittagessen , und ich anschließend beinahe ertrunken wäre. Was zählte, war allein, dass er interessiert war.

    Direkt zum Vernaschen , hatte er gesagt.
    Ich spürte ein fast vergessenes Kribbeln zwischen den Beinen.
    Was weißt du in Wahrheit schon über diesen Mann , fragte meine Mutter.
    Nicht viel, musste ich zugeben.
    Aber das war ebenfalls egal. Meinethalben konnte Josh Wylie ein Axtmörder sein. Sadistischer Mörder oder nicht, er weckte längst vergessene Gefühle in mir – Empfindungen, die ich lange und tief unterdrückt hatte. Mit vierzig kam ich mir vor wie einer dieser albernen Teenager, die man mit ihren Freundinnen kichernd in Einkaufszentren herumstehen sieht: Und dann habe ich gesagt, und dann hat er gesagt . Ich war wieder vierzehn und in Roger Stillman verliebt.
    Denk dran, was damals passiert ist , erinnerte meine Mutter mich.
    »Als Erstes kümmern wir uns um deine

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