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Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufs Meer hinauszog.
    So fühlt es sich also an, wenn man ertrinkt, erinnere ich mich, gedacht zu haben, als sich das Wasser über meinen Kopf breitete wie eine schwere Decke und in all meine intimen Öffnungen drang wie ein ungeduldiger Liebhaber, der sich nicht mehr abweisen ließ. »Terry«, flüsterte das Wasser verführerisch. Und dann lauter, drängender: »Terry … Terry.«
    »Terry!«

    Die Stimme dröhnte in meinem Ohr, während entschlossene Hände unter meine Arme griffen und mich himmelwärts zogen. Mein Kopf brach durch die Wasseroberfläche wie eine Faust durch Glas.
    »Mein Gott, ist alles in Ordnung mit dir? Bist du okay?« Kräftige Arme schoben mich ans Ufer, wo ich auf alle viere sank.
    Als ich meine Augen öffnen wollte, brannten salzige Tropfen darin wie spitze Scherben. Mein Atem ging würgend und stoßweise.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Josh, und sein Gesicht tauchte in meinem Blickfeld auf.
    Ich nickte hustend und saugte gierig Luft ein. »Die Jungen …?«
    »Denen geht es gut.«
    »Gott sei Dank.«
    Josh strich mir Haare aus den Augen und Tropfen von meiner Wange. »Du bist ein Held, Terry Painter.«
    »Ich bin ein Idiot«, murmelte ich. »Ich kann nämlich gar nicht schwimmen.«
    »Das ist mir auch aufgefallen.«
    »Man soll nicht ohne Badanzug ins Wasser gehen«, ermahnte ein kleines Mädchen mich, das neben mir stand.
    Ich blickte an meinem vormals verführerischen Kleid hinunter, das jetzt an meinem Körper klebte wie ein vom Sturm zerzaustes gelbes Zelt. »Ach herrje«, jammerte ich. »Ich sehe ja aus wie eine überreife Banane.«
    Josh lachte. »Direkt zum Vernaschen«, glaubte ich ihn sagen gehört zu haben, obwohl ich mir in dem nachfolgenden Tumult nicht ganz sicher war. Unvertraute Stimmen bekundeten lautstark ihre Dankbarkeit; fremde Hände klopften mir auf die Schultern.
    »Alle Achtung!«, begeisterte sich jemand im Vorbeigehen.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte eine junge Frau, die
auf langen Beinen zögerlich näher kam. Ich erkannte das schwarz-weiß gestreifte Nichts von einem Höschen und die Baseball-Mütze und wusste, dass es das Mädchen war, das ich zuvor im Gespräch mit dem Bademeister beobachtet hatte.
    »Alles bestens.« Ich bemerkte, dass der Bademeister direkt hinter ihr stand, angemessen groß, blond und muskulös. Der Ausdruck auf seinem nichts sagenden, sonnengebräunten Gesicht schwankte zwischen Dankbarkeit und Unmut.
    »Ich wollte mich bloß bei Ihnen bedanken«, fuhr das Mädchen fort. »Das sind meine beiden Brüder. Meine Mutter hätte mich umgebracht, wenn ihnen etwas zugestoßen wäre.«
    »Sie sollten sie besser im Auge behalten.«
    Sie nickte und blickte zu den beiden Jungen, die sich schon wieder im Sand balgten. »Ja, also, ich hab ihnen gesagt …« Der Rest des Satzes wurde von einer auffrischenden Brise verweht. »Jedenfalls noch mal vielen Dank.« Sie sah an mir vorbei und Josh an.
    »Suchen Sie einen Job?«, scherzte der Rettungsschwimmer verlegen.
    »Sehen Sie einfach zu, dass Sie Ihren ordentlich machen«, erklärte ich ihm, doch er war bereits auf dem Rückzug und tat meine Ermahnung mit einer Handbewegung ab, als wollte er ein lästiges Insekt vertreiben.
    »Meine Handtasche!«, rief ich, als mir plötzlich einfiel, dass ich sie einfach in den Sand geworfen hatte. »Meine Schuhe …«
    »Hier.« Josh hob beides in die Höhe wie ein Fischer, der stolz den Fang des Tages präsentiert.
    »Mein Gott, wie siehst du denn aus!«, rief ich, als ich sah, dass er beinahe genauso nass war wie ich.
    »Wir sind schon ein Pärchen«, sagte er und neigte sein Gesicht zu mir.

    Ich hielt den Atem an und rührte mich nicht. Würde er mich küssen?
    Prompt fiel mir eine verklebte Strähne ins Auge, die ich ungeduldig beiseite wischte. Ich spürte, dass Sandkörner in meinen Wimpern klebten wie kleine Klümpchen von zu dick aufgetragener Mascara. Na super, dachte ich und versuchte, mich mit seinen Augen zu sehen. Eine richtige Schönheitskönigin, konnte ich meine Mutter sagen hören.
    »Terry?«, fragte eine vertraute Stimme meilenweit über meinem Kopf.
    Ich blickte auf und schirmte meine Augen ab. Alisons Körper hatte sich zwischen mich und die Sonne geschoben.
    »Terry?«, wiederholte sie und kauerte sich neben mich. »Mein Gott, ich kann nicht glauben, dass du es bist!«
    »Alison? Was machst du denn hier?«
    »Heute ist mein freier Tag. Was war denn hier los? Irgendjemand hat gesagt, du hättest zwei kleine Jungen vorm Ertrinken

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