Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird
Alison, und ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden. »Dankbar dafür, dass sie mir einen Platz zum Wohnen gegeben und mich so warmherzig in ihr Leben aufgenommen hat. Zweitens bin ich dankbar für meinen Instinkt, der mir überhaupt erst geraten hat, hierher zu kommen. Und drittens bin ich dankbar für die Chance, noch mal ganz von vorne anzufangen.«
»Sind Sie nicht noch ein bisschen jung, um ganz von vorne anzufangen?«, fragte Josh.
»Jetzt bist du dran.« Alison war rot geworden und hatte sich rasch mir zugewandt.
»Ich bin dankbar für meine Gesundheit«, begann ich.
Denise stöhnte auf. »Das ist ja so, als würde man sich Frieden auf der Welt wünschen.«
»Und ich bin dankbar für all die netten Sachen, die ihr gesagt habt«, fuhr ich fort, ohne sie zu beachten. Ich sah Alison, Josh und dann wieder Alison an. »Und ich bin dankbar für neue Freunde und Chancen. Ich schätze mich glücklich.«
»Wir sind diejenigen, die das Glück gehabt haben«, sagte Alison.
»Glaubt irgendwer hier an Gott?«, fragte Denise plötzlich.
Und dann redeten alle durcheinander, das Gespräch wendete sich vom Philosophischen ins Anekdotische, weiter ins Idiotische und wieder zurück. Alison stellte sich erwartungsgemäß als gläubig heraus, genau wie Denise, was schon überraschender war. K.C. war ein Atheist, Josh ein Agnostiker. Ich persönlich hatte immer an etwas glauben wollen, und an guten Tagen tat ich das auch.
Und dieser Tag, so entschied ich möglicherweise übereilt, war ein guter Tag gewesen.
10
Um zehn Uhr verkündete Josh, dass er sich demnächst auf den Heimweg nach Miami machen müsste.
Er hatte Recht. Es wurde wirklich Zeit, den Abend zu beenden. Wir hatten den letzten selbst gebackenen Kürbiskuchen verputzt, den Champagner ausgetrunken und die Flasche Baileys geleert. Alison hatte den Tisch abgeräumt, gespült und uns durch ein improvisiertes Scharade-Spielchen dirigiert, das sie locker gewonnen hatte. »Im Spielen bin ich sehr gut«, hatte sie stolz erklärt.
»Ich bringe dich noch zum Wagen«, sagte ich und spürte beim Aufstehen vom Sofa ein leichtes Stechen im Magen wie ein Stoß in die Rippen.
»Nett, Sie kennen gelernt zu haben, Josh«, rief Denise ihm nach.
»Ich hoffe, wir sehen Sie bald wieder«, sagte Alison.
K.C. sagte gar nichts, obwohl ich ein Nicken wahrnahm, das ein Abschiedsgruß hätte sein können oder schlicht bedeutete, dass er für größere Gesten zu betrunken war.
Keiner der anderen machte Anstalten zu gehen. Josh und ich waren offensichtlich die Einzigen im Raum, die etwas von Takt und Timing verstanden.
Als wir ins Freie traten und in den mit Sternen übersäten Himmel blickten, umfing uns die warme Luft wie ein träger Liebhaber. Der Geruch von Meer zog sich durch die Abendluft wie feine Silberfäden durch ein dunkles Gewebe, aromatisch wie teures Parfüm. »Eine wunderschöne Nacht«, bemerkte ich, als ich neben Josh zu seinem Wagen ging.
»Ein rundherum wunderschöner Abend.«
»Ich bin so froh, dass du kommen konntest.«
»Ich auch.« Er blickte die leere Straße hinunter. »Hast du Lust auf einen kleinen Spaziergang? Nur um die Ecke«, fügte er hinzu, als ich zögerte.
Ich weiß nicht genau, warum ich gezögert habe. In Wahrheit wollte ich nichts mehr, als meine Zeit mit Josh so lange wie menschenmöglich auszudehnen. Wahrscheinlich war es der Gedanke, die anderen Gäste nicht zu lange unbeobachtet allein im Haus zu lassen. »Gerne«, hörte ich mich sagen, verdrängte alle Besorgnis und ging neben ihm die Einfahrt hinunter. Dabei streifte mein Arm seinen, und ich spürte einen Stoß wie einen kurzen, aber kräftigen Stromschlag, der durch meinen ganzen Körper zuckte.
»Ich hatte gehofft, noch ein paar Minuten mit dir allein zu sein«, sagte Josh.
»Willst du über deine Mutter reden?«
Er blieb lachend stehen. »Glaubst du wirklich, ich wollte mit dir allein sein, um über meine Mutter zu sprechen?«
Ich starrte auf den Bürgersteig, weil ich Angst hatte, so durchsichtig zu sein, dass man mir meine Gedanken von der Stirn ablesen konnte. Die elektrische Spannung lud sich noch weiter auf, als ich seine Hand an meinem Kinn spürte und unsere Blicke sich trafen, als er sein Gesicht über meins beugte. Wenn er noch näher kommt, kriegt er einen Stromschlag, dachte ich.
»Ich würde dich jetzt wirklich gern küssen«, sagte er.
Ein lauter Seufzer drang über meine Lippen. Mein Herz pochte unter meiner Bluse wie ein Baby, das im Bauch seiner
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