Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird
der Hand. »Ich bin Denise, und ich liebe Champagner«, sagte sie und streckte die rechte Hand aus.
»Denise Nickson, das ist Josh Wylie«, sagte ich. »Denise arbeitet mit Alison in der Galerie.«
Alison winkte vom Sofa.
»Die Galerie gehört meiner Tante«, erklärte Denise. »Das heißt, ich bin eigentlich so etwas wie eine Miteigentümerin. Das ist mein Freund K.C.«
»Nett, Sie kennen zu lernen, Casey.«
»K.C.«, verbesserten wir im Chor.
»Die Abkürzung für Kenneth Charles«, sagte er.
»Aber so nennt ihn niemand«, sagte Alison.
»Muss auf die Dauer ziemlich ermüdend sein, das jedem zu erklären«, sagte Josh, und ich musste lächeln, als ich in seinen Worten meinen Gedanken von eben widerhallen hörte.
Was soll ich sonst noch über den Abend sagen?
Meine anfänglichen Befürchtungen wurden von einer Welle Champagner und munterem Geplauder fortgespült. Trotz des Altersunterschieds und unserer gegensätzlichen Interessen bildeten wir fünf eine lebhafte und interessante Runde. Das Essen war köstlich, das Gespräch entspannt und die Stimmung fröhlich.
»Und was genau macht ein Anlageberater?«, fragte Denise Josh irgendwann, und die Preiselbeersoße auf ihrer Gabel gänzte mit ihren dunkelvioletten Lippen um die Wette. »Und sagen Sie jetzt nicht, er würde Leute bei ihren Geldanlagen beraten.«
»Ich fürchte, viel mehr kann ich nicht sagen«, gab Josh zurück.
»Beraten Sie auch Terry bei ihren Geldanlagen?«, fragte K.C.
Ich lachte. »Dafür müsste ich erst mal Geld zum Anlegen haben.«
»Ach, kommen Sie schon. Sie müssen doch jede Menge Geld haben«, protestierte Denise. »Ich meine, Sie arbeiten, Ihnen gehört das Haus, in dem Sie wohnen, Sie haben eine Mieterin und garantiert auch eine nette Pension.«
»Die ich erst ausgezahlt kriege, wenn ich in Rente gehe«, erklärte ich ihr und verspürte ein unbehagliches Stechen im Magen. Wie waren wir dazu gekommen, meine finanzielle Situation zu diskutieren?
»Was ist mit Ihnen, K.C.?«, fragte Josh. »Was machen Sie denn so?«
»Ich bin Programmierer.« K.C. nahm sich eine weitere Scheibe Truthahn und einen Löffel Süßkartoffeln.
»Noch so ein Beruf, den ich nie begreifen werde«, sagte Denise. »Haben Sie einen Computer, Terry?«
»Nein«, antwortete ich. »Ich hab noch nie ernsthaft einen gebraucht.«
»Wie können Sie denn ohne E-Mail überleben?«
»Sie wären überrascht, ohne was man alles überleben kann.« Ich starrte in meinen Schoß und versuchte, die Bilder in meinem Kopf zu verdrängen, in denen Josh mich an die Wand meines Schlafzimmers drückte und mit gierigen Fingern meine Bluse aufknöpfte.
»Haben Sie keine weit entfernt lebenden Verwandten, mit denen Sie in Kontakt bleiben wollen?«, fragte Denise.
Ich schüttelte den Kopf und fing dabei K.C.s Blick auf, der sich vorbeugte und mich kalt und eindringlich musterte. Mit Schlangenaugen, dachte ich schaudernd.
»Okay, also wofür sind wir dankbar?«, fragte Alison plötzlich. »Jeder muss drei Sachen nennen.«
»O Gott«, stöhnte Denise. »Das ist ja wie auf einem Kindergeburtstag.«
»Du zuerst«, wies Alison K.C. an. »Drei Dinge, für die du dankbar bist.«
K.C. hob sein Glas. »Gutes Essen. Guter Champagner.« Er lächelte, und sein Schlangenblick zuckte zwischen Denise und Alison hin und her. »Und böse Frauen.«
Sie lachten.
»Denise?«
Denise verzog das Gesicht, um anzudeuten, dass sie über solche albernen Spielchen an sich erhaben war, jedoch kein Spielverderber sein wollte. »Mal sehen. Ich bin dankbar dafür, dass die Galerie heute geschlossen hat und ich nicht arbeiten muss. Ich bin dankbar dafür, dass meine Tante ihre Tochter in New York besucht, sodass ich Thanksgiving
nicht mit ihr verbringen musste. Und -« sie sah mich direkt an »- ich bin dankbar dafür, dass Sie wirklich eine so gute Köchin sind, wie Alison behauptet hat.«
»Dem kann ich nur beipflichten«, sagte Josh und hob sein Glas zum Prosit.
»Okay, Josh«, dirigierte Alison weiter, »jetzt sind Sie dran.«
Josh machte eine Pause, als würde er sorgfältig über die Frage nachdenken. »Ich bin dankbar für meine Kinder. Und ich bin dankbar für die wundervolle Pflege, die meine Mutter täglich genießt. Dafür und für diesen Abend bin ich unserer charmanten Gastgeberin ganz besonders dankbar. Danke, Terry Painter. Du bist ein Geschenk des Himmels.«
»Ich danke dir «, flüsterte ich, den Tränen bedenklich nahe.
»Ich bin auch dankbar, dass es Terry gibt«, sagte
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