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Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
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nett. Woher haben Sie das?«
    »Es hat meiner Mutter gehört.«
    »Ach ja? Und Sie haben es nach ihrem Tod geerbt oder was?« Der Gedanke, dass sie das nichts anging, schien Denise gar nicht zu kommen. »Zusammen mit dem Haus und allem?«
    Ich sagte gar nichts, weil ich mir nicht sicher war, wie ich darauf antworten sollte.
    »Ich habe versucht, Terry zu überreden, das Bild von der Frau mit dem großen Sonnenhut am Strand zu kaufen«, schaltete Alison sich ein, als hätte sie meine Verlegenheit gespürt.
    »Sind Sie ein Einzelkind?«, bohrte Denise weiter, ohne Alison zu beachten.
    »Ich fürchte, ja.«
    »Nein, Sie haben Glück«, wandte Denise ein. »Ich habe zwei Schwestern, und wir können uns nicht ausstehen. Und Alison hat einen Bruder, mit dem sie keinen Kontakt hat. Was ist mit dir, K.C.? Hast du auch irgendwelche Geschwister, die du nicht leiden kannst?«
    »Einen Bruder und eine Schwester«, sagte er.
    »Und wo sind die heute Abend?«, fragte ich.
    »Vermutlich zu Hause in Houston.«
    »Ich wusste ja gar nicht, dass du aus Texas kommst«, sagte Denise. »Da wollte ich schon immer mal hin.«
    »Klingt ja nicht so, als würdet ihr beide euch schon lange kennen«, bemerkte ich.
    »Seit gestern Abend«, antwortete Denise kichernd, für die dunkelvioletten Lippen, denen er entwich, ein unpassend kindischer Laut. »Er war mir ehrlich gesagt schon ein paarmal im Laden aufgefallen, aber gestern Abend haben wir zum ersten Mal miteinander geredet.«
    »Du kamst mir gleich so bekannt vor«, rief Alison plötzlich.
»Du warst am Montag da und hast nach der Froschskulptur gefragt.«
    K.C. wirkte leicht verlegen. »Ich wollte dich anmachen«, gab er lachend zu.
    »Na, wie nett!«, empörte Denise sich. »Und als es nicht geklappt hat, bist du gestern Abend wiedergekommen, um dein Glück bei mir zu versuchen?«
    »Das heißt nicht, dass ich dich nicht liebe«, sagte K.C. mit einem breiten Grinsen.
    Denise lachte. »Ist er nicht süß? Ich finde ihn so süß.« Sie streckte die Hand aus und kratzte ihm mit krallenartigen Fingern über seinen schmalen Oberschenkel. »Das Problem mit der Kunst ist«, fuhr sie mit einem Blick auf das Blumenstillleben fort, als wäre das der einzig logische Anschluss, »dass sie eine einzige Lüge ist, meint ihr nicht auch?«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen folgen kann.«
    »Nehmen Sie zum Beispiel die Blumen«, sagte Denise. »Oder die Frau mit dem Hut am Strand. Ich meine, haben Sie im wirklichen Leben schon mal so große und prächtige Blumen gesehen oder einen derart pinkfarbenen Sand? Es existiert gar nicht.«
    »Es existiert in der Fantasie des Künstlers«, widersprach ich ihr.
    »Das sage ich ja gerade.«
    »Die Tatsache, dass Kunst subjektiv ist, macht sie noch nicht zur Lüge. Manchmal kann eine künstlerische Interpretation von etwas realer sein als die Sache selbst. Der Künstler zwingt einen, den Gegenstand in einem anderen Licht zu sehen, um so eine höhere Wahrheit zu erkennen.«
    Denise wischte meine Theorie mit einer achtlosen Handbewegung beiseite, sodass der Wein in ihrem Glas bedrohlich bis zum Rand schwappte. »Künstler verzerren, übertreiben und lassen Sachen weg.« Sie zuckte die Achseln. »Und damit sind sie für mich Lügner.«

    »Hast du was gegen Lügner?«, fragte K.C.
    Ich hörte einen Wagen in die Einfahrt biegen, dann Schritte auf dem Weg vor dem Haus und war schon aufgesprungen, als es klingelte. Auf dem Weg zur Tür bemerkte ich Alisons erwartungsvollen Blick.
    »Du siehst toll aus«, rief sie mir nach und reckte aufmunternd beide Daumen in die Höhe.
    Nickend öffnete ich die Haustür und lehnte mich für den Fall, dass ich weiche Knie bekam und drohte, in den Busch neben der Haustür zu sinken, an den Türrahmen. Josh Wylie trug ein blaues Seidenhemd und hatte eine Flasche Dom Pérignon in der Hand. Er sah absolut umwerfend aus, sodass ich mich nur mit Mühe zurückhalten konnte, mich einfach in seine Arme zu werfen. Beruhige dich, sagte ich mir. Du bist vierzig und nicht vierzehn. Entspann dich. Atme tief ein.
    »Bin ich zu spät?«, fragte er, als ich die Tür hinter ihm zumachte und wie angewurzelt dastand.
    »Nein. Goldrichtig. Pünktlich auf die Minute«, beeilte ich mich zu versichern, ließ den Türrahmen los und nahm die Flasche Champagner entgegen. »Du musstest doch nicht noch Champagner mitbringen. Die Blumen waren mehr als genug.«
    »Ooooh, Champagner«.« Wie aus dem Nichts war Denise neben mir aufgetaucht und nahm mir die Flasche aus

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