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Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte, als sollten mir ein paar Minuten Ruhepause vergönnt sein, flüsterte mir wie aus dem Nichts eine sehr vage vertraute Stimme ins Ohr: Ich habe eine Nachricht von Erica Hollander für Sie. Sie sagt, Sie sollen gut auf sich aufpassen .
    Gegen acht Uhr kämpfte ich mich aus dem Bett. Mir war
nach wie vor übel, und ich fühlte mich matt, doch zumindest drohte mein Bauch nicht mehr unmittelbar aus meinem Körper zu platzen. Ich fühlte meine Stirn und dachte, dass ich leicht erhöhte Temperatur hatte, außerdem zitterten meine Hände immer noch. Ich beschloss, mir einen Tee und vielleicht eine Scheibe Toast zu machen, doch schon allein bei dem Gedanken an Essen krampfte sich mein Magen wieder zusammen. Vielleicht nur Tee, entschied ich und wollte gerade die Treppe hinuntergehen, als ich unter meinem Fenster Stimmen hörte.
    Ich schlurfte zum Fenster und schob, sorgsam darauf bedacht, mich nicht zu zeigen, die Gardine beiseite. Alison stand in der offenen Tür ihres Häuschens und redete mit Denise, beide trugen noch dieselben Sachen wie am Vorabend. Denise bestritt den größten Teil der Unterhaltung, auch wenn ich nicht verstehen konnte, was sie sagte. Alisons Gesichtsausdruck verriet jedenfalls, dass zumindest sie aufmerksam zuhörte.
    »Komm schon, Penner«, rief Denise plötzlich ins Haus. »Zeit, deinen knochigen Arsch zu bewegen.«
    Kurz darauf tauchte K.C. in der Tür auf. Sein Hemd war offen, die Jeans hing bedenklich tief auf seinen schmalen Hüften und betonte den Streifen dunkler Haare, der sich von seiner nackten Brust bis zu seinem Bauchnabel zog und dann unter der Schnalle seines schwarzen Ledergürtels verschwand. Sein kurzes braunes Haar war ungekämmt und verfilzt, und Schlaf klebte in seinen Augen wie die halb gerauchte Zigarette an seiner Lippe.
    Ich beobachtete, wie er sie achtlos in ein Beet mit rotem und weißem Springkraut warf, bevor er sich zu Alison beugte und ihr, den Blick auf mein Schlafzimmerfenster gerichtet, etwas ins Ohr flüsterte, während er mit ihrem goldenen Kettchen spielte. Redete er über mich, fragte ich mich, bemüht, außer Sicht zu bleiben. Wusste er, dass ich hier oben stand?

    Alison schubste ihn spielerisch zur Seite und winkte ihm und Denise nach, als die beiden an meinem Haus vorbei zur Straße schlenderten. Ich sah ihnen nach, bis sie im Schatten eines Baumes verschwunden waren. Als ich mich wieder umwandte, sah ich, dass Alison mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck zu mir hochstarrte. Winkend gab sie mir zu verstehen, dass sie rüberkommen wollte, und für jemanden, der die ganze Nacht wach gewesen war, stand sie nur Sekunden später erstaunlich frisch und ausgeruht vor der Hintertür.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie, sobald sie mich sah.
    »Mir ist in der Nacht schlecht geworden.« Ich ließ mich auf einen der Küchenstühle fallen.
    »Schlecht? So mit Übergeben und allem?«
    »Ja, so mit Übergeben und allem.«
    »Oh, irrrgh! Das ist ja schrecklich. Ich hasse es, mich zu übergeben. Das ist für mich ungefähr das Ekligste, was es gibt.«
    »Ich kann auch nicht behaupten, dass ich besonders begeistert davon bin.«
    »Manche Leute erzählen einem ja, dass man sich besser fühlt, nachdem man sich übergeben hat. Ich nicht. Ich würde mich lieber wochenlang hundeelend fühlen, als mich zu übergeben. Deswegen fand ich es immer so absurd, wenn die Leute gedacht haben, ich hätte Bulimie. Als ob ich mich je vorsätzlich übergeben würde. Ich meine, irrgh!«
    Ich konnte das Ausrufezeichen förmlich sehen.
    »Ich weiß noch, als ich ein kleines Mädchen war«, fuhr sie fort, »da ist mir einmal abends schlecht geworden, weil ich zu viel rotes Lakritz gegessen hatte. Danach habe ich meine Mutter jedes Mal vor dem Schlafengehen gefragt, ob mir auch nicht wieder übel werden würde. Sie hat die Augen verdreht und mir ja gesagt, aber ich habe ihr nicht geglaubt. Sie musste es mir versprechen, und trotzdem habe ich bis zum Einschlafen immer die Zähne aufeinander gebissen.«

    »Du hast deiner Mutter nicht geglaubt?«
    Alison zuckte die Achseln und ließ ihren Blick durch die Küche schweifen. »Möchtest du einen Tee?«
    »Das wäre herrlich.«
    Sie beschäftigte sich mit dem Teekochen, setzte Wasser auf, hängte einen Teebeutel in einen Becher und holte die Milch aus dem Kühlschrank. »Wahrscheinlich hast du gestern Abend zu viel Champagner getrunken«, vermutete sie vorsichtig, den Blick starr auf den Kessel gerichtet.
    »Wenn man den Kessel anstarrt, kocht das

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