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Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mutter strampelt. Nur, dass es nicht mein Herz war, wie ich plötzlich keuchend bemerkte. Es war mein Magen. Und auch keine Leidenschaft, sondern Schmerz. Mein Gott, wurde mir etwa schlecht? Würde er mich küssen und dann entsetzt zurückweichen, weil ich mich übergeben musste? Damit
würde der heutige Abend jedenfalls bestimmt unvergesslich bleiben, ging es mir durch den Kopf, als er seine Lippen auf meine drückte.
    »Sehr schön«, flüsterte er, während er all meine Ängste wegküsste und seine Arme um mich legte wie einen Umhang.
    Augenblicklich entspannte ich mich. Komm mit zurück ins Haus , wollte ich sagen. Komm mit und sag den anderen, dass sie gehen sollen. Bleib bei mir und liebe mich die ganze Nacht. Du kannst auch morgen früh zurück nach Miami fahren .
    Aber natürlich sagte ich nichts dergleichen. Stattdessen küsste ich ihn wieder und wieder und stand dann idiotisch grinsend da, als offensichtlich wurde, dass er mich nicht noch einmal küssen würde. Wir kehrten um und gingen Hand in Hand zu seinem Wagen, meine Gedanken und mein Herz rasten, während in meinen Eingeweiden eine Zündschnur brannte. Egal, wie alt wir sind, dachte ich, vierzehn oder vierzig, in der Liebe sind wir alterslos.
    »Nochmals vielen Dank für den wundervollen Abend«, sagte Josh, als wir seinen Wagen erreicht hatten.
    »Ich danke dir für den Champagner und die Rosen.«
    »Freut mich, dass sie dir gefallen haben.«
    »Sie sind wunderschön.«
    »Genau wie du.«
    Er küsste mich noch einmal auf die Wange, und seine Wimpern flatterten an meiner Haut wie Schmetterlingsflügel. »Wir sehen uns nächste Woche«, sagte er und stieg in sein Auto.
    Stumm sah ich zu, wie er rückwärts auf die Straße setzte und Richtung Atlantic Avenue fuhr. An dem Stopp-Schild winkte er mir aus dem Fenster noch einmal zu, ohne sich umzusehen, als wüsste er, dass ich ihm nachblickte. Ich winkte zurück, doch er war schon einen halben Block weiter.

    Es dauerte etliche Minuten, bis ich mich wieder rühren konnte, was offen gestanden ebenso sehr an dem Kribbeln auf meinen Lippen lag wie an den neuerlichen Magenkrämpfen, dich mich praktisch bewegungsunfähig machten. Für eine ältere Dame war es wohl doch zu viel fettes Essen und zu viel Aufregung an einem Tag gewesen, entschied ich, als ich schließlich wieder einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Mit der festen Absicht, den anderen zu sagen, dass die Party offiziell beendet war, stolperte ich zum Haus zurück, wo ich mein Wohnzimmer leer vorfand. Waren alle anderen Gäste während meiner kurzen Abwesenheit gegangen?
    Im selben Moment hörte ich über meinem Kopf sorgloses Gelächter, das durch das Haus hallte wie ein aufspringender Gummiball. Was machten sie im ersten Stock, fragte ich mich und vergaß darüber sogar vorübergehend meine Magenschmerzen. »Alison«, rief ich vom Fuß der Treppe.
    Alison erschien sofort auf dem oberen Treppenabsatz. »Ist Josh gefahren?«
    »Was macht ihr da oben?«, fragte ich, ohne auf ihre Frage einzugehen.
    In diesem Augenblick tauchte Denise neben Alison auf. »Meine Schuld. Ich wollte eine Führung durchs Haus haben.«
    »Da gibt es nicht viel zu sehen.« Ich beobachtete, wie die beiden jungen Frauen die Treppe herunterkamen, K.C. an ihren Fersen wie ein großer linkischer Golden Retriever.
    »Es ist wie ein kleines Puppenhaus«, befand Denise.
    »Tut mir Leid«, flüsterte Alison mir ins Ohr. »Sie war schon halb oben, bevor ich sie aufhalten konnte.«
    Sämtlicher Ärger, der sich möglicherweise sonst noch Luft machen wollte, wurde unvermittelt von einem stechenden Schmerz im Solarplexus überlagert. Ich biss mir auf die Lippe und griff mir in die Seite.
    »Irgendwas nicht in Ordnung?«, fragte Alison.

    Ich schüttelte den Kopf. »Ich hätte mir das zweite Stück Kuchen sparen sollen«, murmelte ich und hoffte, nicht noch mehr sagen zu müssen.
    »Okay, Leute«, verkündete Alison unverzüglich. »Die Party ist vorbei. Zeit zum Aufbruch.«
    Wir verabschiedeten uns an der Haustür. Alison küsste mich auf die Wange. Ich glaube, Denise hat mich umarmt. K.C. murmelte etwas davon, dass er ein wenig angesäuselt sei, und wäre anschließend beinahe in den großen weißen Oleanderbusch neben der Haustür gefallen. Dann waren sie weg, und das Haus bis auf das Flüstern der raschelnden Blätter still.
     
    Überraschenderweise schlief ich problemlos ein.
    Sobald alle gegangen waren, schien sich mein Magen wieder beruhigt zu haben, und ich schrieb mein

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