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Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
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während ich mich bemühte, meine Fassung wieder zu finden. »Was ist los?« Sie sah ihren Bruder an. »Was geht hier vor? Was hast du zu Terry gesagt? Was hast du getan?«
    »Nur ein kleines Missverständnis«, sagte Lance, ließ sich in den breiten Sessel fallen und hängte ein Bein über die Lehne, sodass sein gesamter Oberschenkel entblößt wurde. »Hab ich nicht Recht, Terry?«
    »Ich habe deinem Bruder gerade erklärt, dass es meiner Meinung nach Zeit wird, dass er sich eine andere Unterkunft besorgt.«
    Allisons Gesichtsausdruck schwankte zwischen Verwirrung und Wut, während ihre Blicke zwischen uns hin und her zuckten. »Was immer er getan hat, ich bitte dich um Verzeihung -«
    »Hey«, unterbrach Lance sie und setze beide Beine auf den Boden. »Du brauchst dich nicht für mich zu entschuldigen. Ich kam gerade aus der Dusche, als sie hier hereinspaziert ist.«
    »Ich habe geklopft«, beeilte ich mich zu versichern. »Lance hat herein gesagt, und die Tür stand offen.«
    »Du musst nichts erklären«, sagte Alison und starrte ihren Bruder an. »Was immer du gesagt oder getan hast, ich will, dass du dich auf der Stelle entschuldigst.«
    »Ich habe gar nichts gemacht.«
    »Entschuldige dich trotzdem.«
    Lance starrte seine Schwester wütend an, doch als er sich mir zuwandte, waren seine Züge weicher geworden, und er schaffte es sogar, angemessen zerknirscht auszusehen. »Es tut mir Leid, Terry«, sagte er leise und überzeugend. »Ich
dachte, wir hätten nur Spaß gemacht. Vermutlich übertreibe ich es manchmal ein bisschen. Es tut mir wirklich Leid.«
    Ich nahm seine Entschuldigung mit einem Nicken an. »Ich geh dann jetzt wohl besser.«
    »In ein paar Tagen bist du mich los? Wie klingt das?«, fragte Lance, als ich die Tür des Gartenhäuschens öffnete.
    Ich nickte noch einmal, trat ins Freie, zog die Tür hinter mir zu und hoffte, noch einen Fetzen ihres Gesprächs mitzubekommen, doch ich hörte nichts. In andauerndem Schweigen stolperte ich zu meiner Hintertür und spürte die Abendluft auf meiner Haut, die von der Berührung mit Lance’ Körper immer noch feucht war. Wie eine Art Echo des Hautkontakts kribbelte es in meinen Fingern. Hast du je beobachtet, wie eine Katze mit einer Maus spielt , hörte ich ihn in mein Ohr flüstern.
    »Die Katze ist nicht damit zufrieden, ihr Opfer bloß umzubringen«, erwiderte ich laut, als ich kurz darauf unter meine eigene Dusche trat und versuchte, seinen Geruch von meinen Fingerspitzen zu waschen.
    Die Katze spielt gern erst noch ein wenig .

18
     
     
    »Mein letztes Mal war an Silvester«, sagte Myra Wylie, die Stimme altersschwer und gebrechlich, obwohl ein jugendliches Funkeln in ihren Augen aufblitzte. Ich zog meinen Stuhl an ihr Bett und beugte mich vor, begierig, jedes Wort zu hören. »Das war vor zehn Jahren. Steve und ich – Steve war mein Mann – waren zu einer schrecklichen Party eingeladen, einer dieser übertriebenen Anlässe mit zu vielen vorwiegend fremden Menschen, die alle zu viel trinken, zu laut lachen und sich demonstrativ prächtig amüsieren, während es ihnen eigentlich ziemlich mies geht. Sie kennen diese Art Party, oder?«
    Ich nickte, obwohl ich keine Ahnung hatte, wovon sie redete. Ich war nie auf solch einer Party gewesen. Man hatte mich noch nie für den Silvesterabend eingeladen.
    »Nun, ich war nicht besonders gut gelaunt, weil ich nicht auf diese verdammte Party wollte, und das wusste Steve auch, doch sie fand bei einem seiner früheren Geschäftspartner statt, und er meinte, wir könnten nicht absagen. Sie wissen ja, wie das ist.«
    Ich wusste es nicht, stimmte ihr jedoch trotzdem zu.
    »Ich habe mich also schick gemacht mit einem neuen Kleid, und Steve hatte seinen Frack angezogen. In einem Frack wirkte er immer besonders attraktiv. Natürlich habe ich ihm nicht gesagt, wie gut er aussah.« Myras Blick wurde wehmütig, und Tränen traten ihr in die Augen. »Ich hätte es ihm sagen sollen.«
    Ich nahm ein Papiertaschentuch von dem Nachttisch neben ihrem Bett und tupfte behutsam die über ihre faltigen
Wangen kullernden Tränen ab. »Ich bin sicher, er wusste, was Sie für ihn empfunden haben.«
    »O ja, das wusste er. Aber ich hätte es ihm trotzdem sagen sollen. Es kann nie schaden, jemandem zu sagen, dass er geliebt wird.«
    »Sie sind also auf die Party gegangen«, ermutigte ich sie, als sie nicht weitersprach.
    »Wir sind auf die Party gegangen«, wiederholte Myra, den Faden ihrer Erzählung wieder aufnehmend, »und sie war

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