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Schlafende Geister

Schlafende Geister

Titel: Schlafende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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mir leid, Leon«, sagte ich. »Ich hab nur gerade überlegt …«
    »Pass auf, John, ich muss jetzt Schluss machen.«
    »Ja, ich auch.«
    »Ich sag dir Bescheid, wenn ich noch etwas rausfinde.«
    »Danke, Leon.«
    »Kein Problem.«
    Als ich das Gespräch beendete und das Handy wieder in meine Tasche steckte, sagte Cal: »Ist es okay, wenn ich dich hier rauslasse?«
    »Ja, in Ordnung«, antwortete ich.
    Er hielt ungefähr fünfzig Meter vor dem Polizeirevier am Straßenrand an. »Ruf mich einfach an, wenn du fertig bist«, sagte er. »Dann komm ich und hol dich ab.«
    »Gut.«
    »Nimm die Nummer, über die ich dich gerade angerufen habe.«
    »Was?«
    Er hielt sein iPhone hoch. »Ich hab dich gerade angerufen, also ist die Nummer in deinem Anrufverzeichnis. Es ist eine neue. Wähl einfach die Nummer, lass es zweimal klingeln und dann leg wieder auf. So weiß ich, dass du es bist. Alles klar?«
    Ich lächelte ihn an. »Ja …«
    »Was ist daran so lustig?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nichts …«
    »Findest du mich paranoid?«
    Ich zuckte die Schultern. »Ist nichts verkehrt daran, paranoid zu sein.«
    »Verdammt wahr«, sagte er.
    Als ich aus dem Wagen stieg und Cal hinterherblickte, glaubte ich einen silbergrauen Renault zu sehen, der gerade von der North Street auf den Eastway-Kreisverkehr einbog. Doch nachdem ich mir den Regen vom Gesicht gewischt hatte, gelang es mir nicht mehr, noch einen Blick auf das Nummernschild zu erhaschen, denn der Wagen war bereits nach links abgebogen und fuhr von mir fort Richtung Stadt. Das Einzige, was ich noch durch den Regen hindurch erkannte, war ein verschwommener Schemen, der hinter einem Bus verschwand. Ich war mir nicht einmal sicher, ob es tatsächlich ein Renault gewesen war, ganz zu schweigen von dem Renault.
    »Wer ist hier eigentlich paranoid?«, murmelte ich vor mich hin, während ich mich umdrehte und auf das Polizeirevier zuging.
     
    Als ich dem Beamten am Empfang sagte, wer ich sei und warum ich käme, starrte er mich nur ein, zwei Sekunden mit offenem Mund an und ich konnte fast die Rädchen in seinem Kopf surren hören, als er die Nachricht verbuchte, verarbeitete, verdaute und schließlich eine Antwort herausbrachte.
    »Einen Moment bitte«, erklärte er mir und griff nach dem Telefon.
    Zehn Minuten später saß ich in Bishops Büro und schaute seine kahlen weißen Wände, seinen leeren schwarzen Schreibtisch und seinen kargen beigen Teppich an … es war einer der leersten Räume, die ich je gesehen hatte. Bis auf Bishop selbst, der mir gegenüber an seinem Schreibtisch saß, gab es nichts von ihm in dem Büro. Keine Fotos, keine Erinnerungsgegenstände, keine Urkunden … nichts. Genau genommen war das Einzige, woran man erkennen konnte, dass es tatsächlich Bishops Büro sein musste, das Türschild, auf dem DCI M. Bishop stand.
    »Wollen Sie Kaffee oder irgendwas?«, fragte er mich.
    »Nein, danke.«
    Er schniefte. »Nun ja, es ist alles geklärt. Sie müssen sich keine Sorgen machen.«
    »Wie bitte?«
    »Die Anzeige wegen Körperverletzung, der Fotograf … ich habe mit ihm gesprochen. Er hat seine Beschwerde zurückgezogen und macht auch sonst keine Ansprüche geltend.«
    »Oh … gut, das war’s dann?«
    »Das war’s.«
    Fast hätte ich Danke gesagt, aber ich brachte es einfach nicht fertig. Ich konnte mich bei diesem Mann nicht bedanken, nicht in tausend Jahren. Außerdem bezweifelte ich sehr, dass er das, was er gemacht hatte – was immer es gewesen sein mochte –, meinetwegen getan hatte.
    »Haben Sie die Pressekonferenz gesehen?«, fragte er mich.
    »Ja.«
    »Was sagen Sie?«
    »Wozu?«
    »Haben Sie immer noch Zweifel wegen Viner?«
    Ich zuckte die Schultern. »Was soll ich dazu sagen?«
    »Sie könnten meine Frage beantworten.«
    »Warum fragen Sie mich das? Ich weiß ja nun überhaupt nichts. Sie sind doch der, der alle Antworten hat.«
    Er lächelte. »Gestern haben Sie das aber anders gesehen.«
    »Na ja, ich –«
    »Sie haben gesagt, es sei unmöglich, stimmt’s? Als ich Ihnen erzählte, dass Viners DNA an Anna Gerrish gefunden wurde, haben Sie gesagt, das sei unmöglich.«
    »Und?«
    »Wie kommt es, dass Sie Ihre Meinung geändert haben?«
    »Ich hab meine Meinung nicht geändert.«
    »Sie glauben noch immer, dass es unmöglich ist?«
    »Schauen Sie«, antwortete ich und versuchte ruhig zu bleiben. »Sie tauchen plötzlich aus dem Nichts auf und erklären mir, dass der Mann, der meine Frau vergewaltigt und umgebracht hat, unter

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