Schlafende Geister
an.
Ich sagte: »Ist es dir gelungen, Tasha zu finden?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie ist weg … ich bin letzte Woche ein paar Mal zur London Road runter, aber es gab nirgends eine Spur von ihr. Eines der anderen Mädchen hat mir erzählt, irgendwann hätte sie einfach ihr Zeug gepackt und wär abgehauen.«
»Hat sie gesagt, wo sie hin ist?«
»Zu ihrer Mutter nach Chelmsford. Offenbar fährt sie da immer hin, wenn sie versucht, clean zu werden. Ich hab in Chelmsford jemanden angerufen, den ich kenne, und ihn gebeten, die Adresse ausfindig zu machen.« Cal sah mich an. »Tasha ist wirklich dort.«
Ich nickte und fragte mich, ob Tasha von sich aus beschlossen hatte, die Stadt zu verlassen, oder ob jemand sie überredet hatte zu gehen.
»Was ist mit Bishop?«, fragte ich Cal. »Hast du ihn mal durchgecheckt?«
»Noch nicht … ich hab ein automatisches Suchprogramm vorbereitet, das ich nur noch starten muss, aber ich wollte nichts unternehmen, bevor ich von dir höre.« Er zündete eine Zigarette an. »Ich bin zwar ziemlich überzeugt, dass meine Software sicher ist, doch Bishop ist nicht dumm, er hat wahrscheinlich alle möglichen Alarmsysteme installiert, und wenn er rausfände, dass jemand in seinem Leben herumwühlt …« Cal sah mich an. »Aber wie gesagt, ich muss das Programm bloß noch starten.«
»Das heißt, du drückst einfach auf einen Knopf oder so?«
»Ja, so ähnlich …« Cal lächelte. »Es ist mein eigenes Software-Programm – du musst nur einen Namen eingeben und alle Daten, die du über die Person hast, den Rest macht die Software. Wenn es etwas zu finden gibt – egal wie unwichtig –, dann findet es das Programm. Und es schafft das tausendmal schneller, als ich es könnte.« Er lächelte wieder. »Wenn es nicht ganz so illegal wäre, könnte ich es vermarkten und ein Vermögen verdienen.«
»Gut«, sagte ich. »Aber ich denke, dass du auch so ein bisschen Geld damit machst, oder?«
»Kann mich nicht beklagen«, antwortete er grinsend.
»Wie lange dauert es, wenn du das Programm gestartet hast?«
Er zuckte die Schultern. »Das hängt davon ab, wie viele Informationen da draußen rumgeistern … es können ein paar Stunden sein, können auch ein paar Tage werden.«
»Dann starte es am besten jetzt.«
»Bist du sicher?«
»Ja … alles in dieser Sache führt auf Bishop zurück. Anna Gerrish, Viner, ich … alles. Ich will wissen, wieso. Ich will alles wissen, was es über ihn gibt. Ich will wissen, was dieses Arschloch verheimlicht.«
Cal stand auf, ging an seinen Arbeitstisch und drückte eine Taste auf einem seiner Laptops. Er beobachtete einen Moment lang den Bildschirm, dann holte er ein iPhone aus seiner Tasche und drückte blitzschnell auf dem Display herum, danach drehte er sich wieder zu mir um. »Okay, das war’s«, sagte er und steckte das iPhone zurück in die Tasche. »Wenn das Programm etwas findet, schickt es das auf mein iPhone. Also … was willst du jetzt machen?«
Ich sah ihn an. »Was hältst du von einer Fahrt zum Eastway?«
Ich hatte zwar nicht gerade Lust, aufs Polizeirevier zu gehen, aber andererseits war es mir auch zu dumm, ständig damit rechnen zu müssen, dass ich wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung aufgegriffen würde. Außerdem war mir klar, dass ich sowieso eine Vorladung bekäme, und je länger ich es hinauszögerte, desto schlimmer würde es wahrscheinlich werden.
Cal war auch nicht scharf auf einen Besuch bei der Polizei, doch nachdem ich ihm beteuert hatte, dass er ja nicht mit reinkommen müsse, sondern mich nur dort rauslassen und später wieder abholen sollte, war er einverstanden.
»Ist nicht so, dass ich mich nicht mit dir sehen lassen will, John«, erklärte er mir, als wir mit einem seiner diversen Ford Mondeos losfuhren. Wie alle andern war auch dieser hier äußerlich völlig unscheinbar – einfach ein stinknormaler schwarzer Mondeo –, aber innen und unter der Motorhaube war er mindestens so gut ausgestattet wie ein Wagen, der das Zwanzigfache kostete. »Ich meine«, fuhr Cal fort, »du weißt, dass ich alles für dich tun würde …«
»Ja, das weiß ich.«
»Es ist nur … na ja, die Polizei und ich …«
»Schon gut, Cal«, sagte ich. »Du musst es mir nicht immer wieder erklären.«
»Ich glaube, ich bin allergisch gegen sie.«
»Du bist allergisch gegen die Polizei?«
»Ja … sobald ich in ihre Nähe komme, fängt mein Herz an zu rasen und ich schwitz wie ein Stier.«
»Liegt
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