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Schlafende Geister

Schlafende Geister

Titel: Schlafende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Road verabredet.
    Viel Glück. C.
     
    »Was hast du heute Abend vor?«, fragte ich Cal.
    »Wieso?«, fragte er zurück und warf einen Blick auf den Zettel in meiner Hand.
    Ich lächelte ihn an. »Charles Raymond Kemper … könnte sein, dass wir ihn gefunden haben.«
     

25
    Bevor er mich in der Stadt absetzte, checkte Cal auf seinem iPhone, ob die Nachforschungen über Mick Bishop schon etwas gebracht hatten. Er brauchte eine Weile – scrollte rauf und runter, las hier und da irgendwas … und schaute ab und zu hoch, um zu sehen, ob er noch auf der Straße war –, doch schließlich schüttelte er den Kopf und sagte: »Nein, noch nichts Interessantes.«
    »Was ist bis jetzt rausgekommen?«, fragte ich aus reiner Neugier.
    Er zuckte mit der Schulter. »Nicht viel. Ich hab jetzt seine Festnetznummer und ich weiß, was er privat für ein Auto fährt, wann er den Führerschein gemacht hat, wo er wohnt und wie alt er ist …« Cal sah mich an. »Kann noch eine Weile dauern, bis die spannenden Sachen kommen.«
    »Wenn es welche gibt.«
    »Tja, stimmt … bis Mitternacht sollten wir jedenfalls Bescheid wissen.«
    Ich schaute aus dem Fenster. »Du kannst mich hier rauswerfen, Cal.«
    »Sicher?«
    Ich nickte. »Was glaubst du, wie lange werden wir bis zum Turk’s Head brauchen?«
    »Nicht lange«, sagte er, während er am Straßenrand anhielt. »Zwanzig Minuten vielleicht.«
    »Gut, das heißt, wenn wir um sechs bei dir losfahren, müssten wir spätestens halb sieben da sein. Das lässt uns genug Zeit, um die Lage zu peilen, bevor Bishop diesen Typen namens Ray trifft.«
    »Und was machen wir, wenn die beiden kommen?«
    »Weiß ich noch nicht.« Ich lächelte ihn an. »Keine Sorge, uns fällt schon was ein.«
    Er nickte. »Okay, dann bist du also um sechs bei mir?«
    »Ja.«
    »Und bis dahin?«
    »Treib ich mich ein bisschen rum.«
    »Wo denn?«
    »Irgendwo.« Ich öffnete die Tür. »Sag Bescheid, wenn die Suche irgendwas gebracht hat, okay?«
    »Ja, aber –«
    »Bis später, Cal.«
     
    Bridgets Tierhandlung liegt auf halber Höhe der Market Street in einem Fußgängerbereich an der Westseite der Einkaufszone – in einem kleinen Backsteingebäude zwischen einem Süßwarenladen, der niemals Kunden hat, und einer altmodischen Eisenwarenhandlung mit einer verstaubten Schaufensterdekoration aus aufrecht stehenden Staubsaugern, Dampfkochtöpfen, Glühbirnen und toten Wespen.
    Der Regen ließ langsam nach, als ich die Market Street hinunterlief und in der Ferne Flecken von blauem Himmel entdeckte, die durch die lilagraue Wolkendecke brachen. Es war ungewöhnlich still für einen Samstagmittag. Auf den Straßen war zwar einiges los, aber nicht so viel, dass ich nicht ohne Weiteres durchkam, und es dauerte nicht lange, bis ich mich vor Bridgets Laden stehen sah, eine Zigarette rauchte und mich fragte, was ich hier eigentlich machte.
    Warum schlug mein Herz so heftig?
    Wieso raste mein Kreislauf so?
    Und wieso sauste ein winziger schwarzer Planet in meiner Brust rum und peitschte ganze Ströme von Adrenalin raus?
    Ich rauchte meine Zigarette und starrte zu Boden.
    Ich wusste nicht, wieso.
    Ich wusste nicht, was ich hier machte.
    Ich drückte die Zigarette aus und ging den Weg zurück, den ich gekommen war … aber nach drei, vier Schritten blieb ich stehen, kehrte um und ging wieder zum Laden.
    Ich konnte nichts dagegen tun.
    Es spielte keine Rolle, wieso.
     
    Als ich den Laden betrat, stand Bridget an der Theke und packte für eine dicke alte Frau in einem abgetragenen Pelzmantel irgendwelche Tüten mit grünlich braunen Kügelchen ein. Die alte Frau hatte ein riesiges Portemonnaie in der Hand und einen Einkaufstrolley zu ihren Füßen stehen. Sie schien den halben Laden leer zu kaufen – Kaninchenfutter, Trinkflaschen, Schüsseln, Plastiktüten voll Heu und Stroh. Bridget schnitt mit einem kleinen Klappmesser Preisschilder ab und schrieb gerade die Preise auf die Rückseite einer Papiertüte, doch als die Glocke über der Tür klingelte, hörte sie auf, sah mich über die Schulter der Frau hinweg an und lächelte … und für ein kurzen Moment war ich wieder sechzehn – blauäugig, unschuldig, dumm – wie ein Tier, das nur diesen Moment wollte und brauchte …
    Ich schloss die Tür.
    Während Bridget das Klappmesser in ihre Gesäßtasche schob und sich wieder der dicken alten Frau widmete, spazierte ich im Laden herum und schaute mir Sachen an. Die eine Wand stand mit Tiernahrung und Tierzubehör voll, während

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