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Schlafende Geister

Schlafende Geister

Titel: Schlafende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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wahrscheinlich bloß an den Drogen.«
    Er sah mich an. »Wenn ich es hinbekäme, einfach auf dem Parkplatz zu warten, bis du zurück bist, würde ich’s tun. Das weißt du doch, oder?«
    »Ja«, sagte ich geduldig. »Das weiß ich.«
    »Aber die schauen doch bestimmt immer aus ihren blöden Fenstern runter. Scheiß Bullen … als ob sie nichts Besseres zu tun hätten. Außerdem haben die ja jetzt auch diese verdammte automatische Kennzeichenerfassung. Nicht dass sie über mein Nummerschild irgendwas rauskriegen würden …«
    »Cal?«, sagte ich.
    »Was?«
    »Halt einfach die Klappe und fahr, ja?«
    Während er beim Fahren noch ein paar paranoide Flüche in sich hineinmurmelte und ich die Scheibe herunterließ und eine Zigarette anzündete, klingelte mein Handy. Ich hatte es am Morgen wieder angestellt in der Hoffnung, dass die Reporter inzwischen aufgegeben hätten, die Nummer zu probieren, und bis jetzt hatte ich auch noch keine unerwünschten Anrufe erhalten. Trotzdem sah ich ganz genau auf das Display, ehe ich ein Gespräch annahm. Doch als ich diesmal schaute, las ich den Namen LEON.
    Ich drückte die Taste. »Hallo, Leon.«
    »John«, sagte er. »Kann ich mit dir sprechen?«
    »Ja, ich bin mit Cal zusammen.«
    »Gut, pass auf, ich habe mich umgehört wegen Bishop und dem Gerrish-Fall. Da läuft tatsächlich irgendwas, aber niemand scheint zu wissen, was. Was immer Bishop vorhat, er lässt sich nicht in die Karten gucken. Doch soweit ich es beurteilen kann … und du musst verstehen, dass vieles davon Spekulation ist, John, ich hab einfach nicht genug Informationen, um irgendwas untermauern zu können… aber es scheint , als ob der einzige Hinweis, der Viner mit Anna Gerrish in Verbindung bringt, eine winzige DNA-Probe ist, und ich würde ihr nicht allzu viel Glauben schenken.«
    »Wieso nicht?«
    »Der Pathologe, Gerald McKee … hast du schon mal von ihm gehört?«
    »Nein.«
    »Das ist der Pathologe, den Bishop immer nimmt, wenn er etwas auf seine Weise geregelt haben will.«
    »Du meinst, der Pathologe ist korrupt?«
    »Nicht wirklich«, seufzte Leon. »Er ist einfach ein trauriger alter Mann, der ein paar persönliche Probleme hat. Probleme, die Bishop auszunutzen versteht. Ich bezweifle sehr, dass McKee bei irgendwas, das er für Bishop tut, tatsächlich lügt , aber er ist durchaus bereit, Dinge der Einfachheit halber mal zu übersehen oder die Wahrheit ein bisschen zu dehnen, wenn es seinen Interessen entgegenkommt.«
    »Aber McKee macht doch die DNA-Tests sicher nicht selbst, oder?«
    »Nicht direkt, nein. Die Tests werden in einem forensischen Vertragslabor gemacht und ich glaube nicht mal, dass Bishop da seine Finger drinhat. Aber trotzdem … nun ja, ich würde jedenfalls keinem Beweis trauen, der durch die Hände von Bishop und McKee gegangen ist.«
    »Und etwas anderes, das Viner mit Anna Gerrish in Verbindung setzt, gibt es nicht?«
    »Soweit ich weiß, nein. Es ist mir nicht gelungen, eine Kopie des Autopsieberichts zu bekommen, und keiner, mit dem ich gesprochen habe, hat ihn wirklich gesehen. Aber die vorherrschende Meinung scheint zu sein, dass es nur sehr wenige Ähnlichkeiten zwischen dem Mord an Anna und dem an Stacy gibt.« Leon zögerte einen Moment. »Ist es in Ordnung für dich, dass wir darüber sprechen, John?«
    »Ja, red weiter.«
    »Nun, die Stichwunden passen schon mal nicht zusammen. Anna wurde mit einer anderen Art von Messer erstochen als Stacy. Außerdem ist Anna nicht erwürgt worden … und sie wurde auch nicht vergewaltigt.«
    Ich musste ein Mal tief durchatmen, um mich zu beruhigen. »Das heißt, wenn die DNA nicht wäre, gäbe es keinen Grund, Viner zu verdächtigen?«
    »Keinen einzigen.«
    Ich schwieg und versuchte, die Teile zusammenzusetzen – Bishop, Viner … Anna, ich … Viner, Stacy … Viner, ich –, doch ich begriff einfach nicht, wie sie zueinanderpassten. Ich konnte nur mit Mühe erkennen, wie sich zur Not alles irgendwie passend machen ließ – so wie man auch ein Puzzle mutwillig mit dem Hammer zusammenkriegen kann.
    »Wir sind gleich da, John«, sagte Cal.
    Ich nickte, wischte über die beschlagene Autoscheibe und schaute hinaus auf die Samstagmorgen-Shopper, die über den Gehweg huschten, die Köpfe gegen den Wind geneigt, die kalten Hände tief in die Manteltaschen vergraben. Wir waren auf der North Street, genau gegenüber vom Polizeipräsidium am Eastway-Kreisverkehr.
    »John«, hörte ich Leon sagen. »Bist du noch da?«
    »Ja … tut

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