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Schlafende Geister

Schlafende Geister

Titel: Schlafende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Kopf.
    »Okay«, sagte er grinsend. »Dann mach ich mal besser weiter, wenn du nichts dagegen hast. Ich will die beiden Herren nicht länger aufhalten.«
    »Klar …«, murmelte ich. »Ich hol nur schnell meine Jacke.«
    »Bevor du gehst«, sagte Dougie, fasste in seine Tasche und reichte mir eine Visitenkarte. »Wenn du mal etwas loswerden musst …«
    »Danke«, sagte ich, während ich die Karte betrachtete.
    Das Einzige, was draufstand, war sein Name, DOUGIE , und eine Telefonnummer. Ich steckte die Karte in die Tasche, holte meine Jacke und ging.
     
    Ein paar Monate später kündigte ich beim Krematorium und nahm einen besser bezahlten Job in einem Callcenter an. Doch ich hielt mein Versprechen gegenüber Dougie und sagte zu niemandem ein Wort über sein inoffizielles Leichenverbrennungsgeschäft – ich erzählte es nicht einmal Stacy. Und aus irgendeinem Grund, den ich wohl nie ganz verstehen werde, behielt ich auch seine Visitenkarte. Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, dass ich selbst seine Dienste brauchen würde, und auch heute fällt es mir immer noch schwer zu glauben, dass ich ihn wirklich anrief, ehe ich Anton Viner hinrichtete.
    Doch genau das tat ich.
    Ich rief ihn an, bevor ich in jener Nacht losfuhr.
    Er wollte keine Einzelheiten wissen, nur wann ich vorhätte, das »Paket« vorbeizubringen. Und als ich ihm sagte, noch in der gleichen Nacht, vermutlich in den frühen Morgenstunden, antwortete er bloß: »In Ordnung, aber das kostet dich extra.«
    Und das war’s.
    Ich tötete Viner auf dem Parkplatz des Pubs. Ich wickelte seinen blutigen Kopf in eine Mülltüte und versenkte die Leiche im Kofferraum meines Wagens. Ich fuhr zum Krematorium, wo Dougie schon auf mich wartete, und zusammen schleppten wir Viner vom Auto aus in den Verbrennungsraum und schließlich in den Ofen.
    Und das war’s dann wirklich.
    Ich hatte Anton Viner umgebracht.
    Ich hatte ihm in den Kopf geschossen und seine Leiche verbrannt.
    Ich hatte sein Leben aus dieser Welt getilgt.
    Und nun, siebzehn Jahre später, hatte mir DCI Bishop gerade mitgeteilt, man habe Anton Viners DNA an der Leiche von Anna Gerrish gefunden.
     
    Geister über Geister über Geister …
     

20
    Nachdem Bishop weg war, saß ich etwa eine Stunde lang bloß im Sessel unter dem Fenster, rauchte Zigaretten und versuchte mir darüber klar zu werden, was verdammt noch mal los war. Es war nicht leicht, über Anton Viner und das, was ich damals mit ihm gemacht hatte, nachzudenken … es war ein Thema, das ich normalerweise ganz unten an den dunklen Orten meines Gehirns verborgen hielt, an den Orten, die ich nur widerwillig betrat. Nicht dass ich bewusst Schuld über das empfand, was ich getan hatte, ich bereute nichts und hatte keine Gewissensbisse. Aber auch keine positiven Empfindungen. Ich spürte keine Genugtuung, hatte kein Gefühl von wiederhergestelltem Recht oder Vergeltung, es bedeutete keinen Schlussstrich … was immer das heißen mag. Bewusst empfand ich überhaupt nichts in Bezug auf Viners Tod.
    Aber ich hatte ihn getötet.
    Ich hatte ein Menschenleben ausgelöscht.
    Und das hinterlässt ein Loch in der Seele. Das Loch wächst mit der Zeit zu, aber das neue Fleisch ist nie ganz dasselbe – es ist vernarbt, versehrt, es passt nicht… ihm fehlt etwas.
    Dir ist etwas genommen.
    Deshalb wollte ich nicht dorthin, nicht zurück an den dunklen Ort tief in meinem Innern, doch ich wusste, dass ich jetzt von Neuem über Viner nachdenken musste. Ich musste mich fragen, ob es eine Möglichkeit gab – wie auch immer sie aussah –, dass der Mann, den ich getötet hatte, nicht Anton Viner war.
    Und das bedeutete, wieder zu der Nacht zurückzukehren, in das schäbige graue Reihenhaus, zu dem Moment, als ich über diesem Mann mittleren Alters mit seinen strähnigen Haaren stand und auf die verschorfte Bisswunde an seinem Kopf herabsah … schartig und entzündet, die bräunliche Blutkruste umrandet von rosafarbenem neuem Fleisch … als ich die Abdrücke von Zähnen erkannte, die Form eines Mundes … die Form von Stacys Mund.
    Genauso wie ich zu ihren Sachen zurückkehren musste, zusammengeknautscht in einer Tragetüte und bräunlich von Blut – ihrem ärmellosen blassrosa Top, ihrer weißen Bluse, ihrer Jeans, ihrer Unterwäsche … aufgeschlitzt, zerrissen, blutverschmiert … zerfetzt.
    Und ich musste mich auch fragen, wie betrunken ich in der Nacht gewesen war, wie stark von Drogen betäubt, wie verwirrt und von Sinnen …
    Konnte ich mir

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